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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des IV. Buchs VIII. Cap.
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Scheib-äpffel/ M. Orbiculata. Sind
breitlich/ am geschmack sawr-süß/ können
auch zimlich dawren.

Striem-äpffel/ M. Striata. Sind roht-
streiffig/ und zweyerley art/ nemlich groß
und klein.

[Spaltenumbruch]

Süß-äpffel/ M. Dulcia. Gantz süß/
können nicht dawren/ sondern müssen
bald verspeiset werden.

Weyden-äpffel/ M. Saligna. Sind
an farben blaßgrün/ der schmack mittel-
mäßig/ gehören auch nicht unter das La-
ger-obst.

Weynacht-äpffel/ M. Decembria. Dieser muß ich allhier nur zu dem ende
meldung thun/ weil einige in der meinung begriffen/ als wenn diese art Aepffel in der
Christnacht auch bey grimmigem froste blühen und zugleich früchte tragen solten.
Die gewißheit hievon zu erlangen/ habe ich an den weitberühmten Herrn D. Mauri-
tium Hoffman Professorn zu Altorff/ weil sie daherümb anzutreffen/ geschrie-
ben/ welcher vom 18. Martij 1663. also geantwortet. Ubersende beneben in einem
schächtlein etliche Weynacht-äpffel/ deren diß jahr wegen gar grosser kälte wenig ge-
funden worden. Jch halte es nur pro fructibus serotinis, und habe im Horto Medi-
co
hieselbst auch eine art späte Birnen/ welche allererst im October blühen/ und mit
ausgang des Novembers/ und also circa Solstitium früchte tragen. Belangend
sonst die gestalt der übersanten Weynacht-äpffel/ so waren sie unansehnlich/ schrump-
licht/ und kaum so groß/ als eine Haselnuß.

XVI. Marellen-baum.

Marellen sind ein angenehmes Obst/ und eine zier der Taffel. Die im April
erscheinende blüht ist weiß: die frucht aber/ welche im Junio oder Julio reiffet/ ist
goldgelb und kleinen Pfirsichen gleich. Jn ihren steinen liegen kernen/ am schmacke
bitter: wiewol deren auch eine süsse art vorhanden ist. Der Marellenbaum erfo-
dert ein wolgebawet und vom graßwachs befreytes erdreich: schwer und leimigter
boden dienet ihnen nicht: sandiger verursachet kleine früchte/ kan doch durch misten
verbessert werden.

Die fortpflantzung geschiehet ins gemein durch die Kernen/ welche man/ wo es
möglich/ von den besten gepfropfften nimt: selbige werden also fort an den ort gesto-
chen/ da die künfftige bäume ihren stand haben sollen/ sintemahl die verpflantzung den
Marellen-bäumen wegen ihrer tieffsteigenden wurzel nicht sehr dienlich. Jedoch so
sie sollen versetzet werden/ sol die versetzung bald im ersten oder andern jahr geschehen/
ehe die wurzeln tieff einschiessen: und solches zwar lieber im Frühling/ als zur Herbst-
zeit. Hieraus entstehen nun

Mala armeniaca minora, C. B. Kleine Marellen. Malus armeniaca, Dod.
Lob. Armeniaca minora, Matth. Tab.
Diese gemeine Marellen werden verbessert
durch das pfropffen in sich selbst/ oder auff Pfirsing/ oder auff Pflaumbäume: und
zwar weil diese bäume gar früh drucken oder safft bekommen/ so muß man mit sol-
cher arbeit auch zeitig verfahren. Das Spaltpfropffen ist hiezu sehr bequem/ und
machet daß die bäume zeitig frucht tragen. Das Oculiren hat gleichfalls hier stat/
beydes Marellen auff Marellen/ und auch auff Pflaumstämme. Unter den Pfropff-
reisern muß man die jenige erwehlen/ welche nur Laub-augen haben: an welchen a-
ber zugleich auch Blüht-augen sitzen/ die gehen gemeinlich wieder zurück. Wiewol

nun
Des IV. Buchs VIII. Cap.
[Spaltenumbruch]

Scheib-aͤpffel/ M. Orbiculata. Sind
breitlich/ am geſchmack ſawr-ſuͤß/ koͤnnen
auch zimlich dawren.

Striem-aͤpffel/ M. Striata. Sind roht-
ſtreiffig/ und zweyerley art/ nemlich groß
und klein.

[Spaltenumbruch]

Suͤß-aͤpffel/ M. Dulcia. Gantz ſuͤß/
koͤnnen nicht dawren/ ſondern muͤſſen
bald verſpeiſet werden.

Weyden-aͤpffel/ M. Saligna. Sind
an farben blaßgruͤn/ der ſchmack mittel-
maͤßig/ gehoͤren auch nicht unter das La-
ger-obſt.

Weynacht-aͤpffel/ M. Decembria. Dieſer muß ich allhier nur zu dem ende
meldung thun/ weil einige in der meinung begriffen/ als wenn dieſe art Aepffel in der
Chriſtnacht auch bey grimmigem froſte bluͤhen und zugleich fruͤchte tragen ſolten.
Die gewißheit hievon zu erlangen/ habe ich an den weitberuͤhmten Herrn D. Mauri-
tium Hoffman Profeſſorn zu Altorff/ weil ſie daheruͤmb anzutreffen/ geſchrie-
ben/ welcher vom 18. Martij 1663. alſo geantwortet. Uberſende beneben in einem
ſchaͤchtlein etliche Weynacht-aͤpffel/ deren diß jahr wegen gar groſſer kaͤlte wenig ge-
funden worden. Jch halte es nur pro fructibus ſerotinis, und habe im Horto Medi-
co
hieſelbſt auch eine art ſpaͤte Birnen/ welche allererſt im October bluͤhen/ und mit
ausgang des Novembers/ und alſo circa Solſtitium fruͤchte tragen. Belangend
ſonſt die geſtalt der uͤberſanten Weynacht-aͤpffel/ ſo waren ſie unanſehnlich/ ſchrump-
licht/ und kaum ſo groß/ als eine Haſelnuß.

XVI. Marellen-baum.

Marellen ſind ein angenehmes Obſt/ und eine zier der Taffel. Die im April
erſcheinende bluͤht iſt weiß: die frucht aber/ welche im Junio oder Julio reiffet/ iſt
goldgelb und kleinen Pfirſichen gleich. Jn ihren ſteinen liegen kernen/ am ſchmacke
bitter: wiewol deren auch eine ſuͤſſe art vorhanden iſt. Der Marellenbaum erfo-
dert ein wolgebawet und vom graßwachs befreytes erdreich: ſchwer und leimigter
boden dienet ihnen nicht: ſandiger verurſachet kleine fruͤchte/ kan doch durch miſten
verbeſſert werden.

Die fortpflantzung geſchiehet ins gemein durch die Kernen/ welche man/ wo es
moͤglich/ von den beſten gepfropfften nimt: ſelbige werden alſo fort an den ort geſto-
chen/ da die kuͤnfftige baͤume ihren ſtand haben ſollen/ ſintemahl die verpflantzung den
Marellen-baͤumen wegen ihrer tieffſteigenden wurzel nicht ſehr dienlich. Jedoch ſo
ſie ſollen verſetzet werden/ ſol die verſetzung bald im erſten oder andern jahr geſchehen/
ehe die wurzeln tieff einſchieſſen: und ſolches zwar lieber im Fruͤhling/ als zur Herbſt-
zeit. Hieraus entſtehen nun

Mala armeniaca minora, C. B. Kleine Marellen. Malus armeniaca, Dod.
Lob. Armeniaca minora, Matth. Tab.
Dieſe gemeine Marellen werden verbeſſert
durch das pfropffen in ſich ſelbſt/ oder auff Pfirſing/ oder auff Pflaumbaͤume: und
zwar weil dieſe baͤume gar fruͤh drucken oder ſafft bekommen/ ſo muß man mit ſol-
cher arbeit auch zeitig verfahren. Das Spaltpfropffen iſt hiezu ſehr bequem/ und
machet daß die baͤume zeitig frucht tragen. Das Oculiren hat gleichfalls hier ſtat/
beydes Marellen auff Marellen/ und auch auff Pflaumſtaͤmme. Unter den Pfropff-
reiſern muß man die jenige erwehlen/ welche nur Laub-augen haben: an welchen a-
ber zugleich auch Bluͤht-augen ſitzen/ die gehen gemeinlich wieder zuruͤck. Wiewol

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[222/0258] Des IV. Buchs VIII. Cap. Scheib-aͤpffel/ M. Orbiculata. Sind breitlich/ am geſchmack ſawr-ſuͤß/ koͤnnen auch zimlich dawren. Striem-aͤpffel/ M. Striata. Sind roht- ſtreiffig/ und zweyerley art/ nemlich groß und klein. Suͤß-aͤpffel/ M. Dulcia. Gantz ſuͤß/ koͤnnen nicht dawren/ ſondern muͤſſen bald verſpeiſet werden. Weyden-aͤpffel/ M. Saligna. Sind an farben blaßgruͤn/ der ſchmack mittel- maͤßig/ gehoͤren auch nicht unter das La- ger-obſt. Weynacht-aͤpffel/ M. Decembria. Dieſer muß ich allhier nur zu dem ende meldung thun/ weil einige in der meinung begriffen/ als wenn dieſe art Aepffel in der Chriſtnacht auch bey grimmigem froſte bluͤhen und zugleich fruͤchte tragen ſolten. Die gewißheit hievon zu erlangen/ habe ich an den weitberuͤhmten Herrn D. Mauri- tium Hoffman Profeſſorn zu Altorff/ weil ſie daheruͤmb anzutreffen/ geſchrie- ben/ welcher vom 18. Martij 1663. alſo geantwortet. Uberſende beneben in einem ſchaͤchtlein etliche Weynacht-aͤpffel/ deren diß jahr wegen gar groſſer kaͤlte wenig ge- funden worden. Jch halte es nur pro fructibus ſerotinis, und habe im Horto Medi- co hieſelbſt auch eine art ſpaͤte Birnen/ welche allererſt im October bluͤhen/ und mit ausgang des Novembers/ und alſo circa Solſtitium fruͤchte tragen. Belangend ſonſt die geſtalt der uͤberſanten Weynacht-aͤpffel/ ſo waren ſie unanſehnlich/ ſchrump- licht/ und kaum ſo groß/ als eine Haſelnuß. XVI. Marellen-baum. Marellen ſind ein angenehmes Obſt/ und eine zier der Taffel. Die im April erſcheinende bluͤht iſt weiß: die frucht aber/ welche im Junio oder Julio reiffet/ iſt goldgelb und kleinen Pfirſichen gleich. Jn ihren ſteinen liegen kernen/ am ſchmacke bitter: wiewol deren auch eine ſuͤſſe art vorhanden iſt. Der Marellenbaum erfo- dert ein wolgebawet und vom graßwachs befreytes erdreich: ſchwer und leimigter boden dienet ihnen nicht: ſandiger verurſachet kleine fruͤchte/ kan doch durch miſten verbeſſert werden. Die fortpflantzung geſchiehet ins gemein durch die Kernen/ welche man/ wo es moͤglich/ von den beſten gepfropfften nimt: ſelbige werden alſo fort an den ort geſto- chen/ da die kuͤnfftige baͤume ihren ſtand haben ſollen/ ſintemahl die verpflantzung den Marellen-baͤumen wegen ihrer tieffſteigenden wurzel nicht ſehr dienlich. Jedoch ſo ſie ſollen verſetzet werden/ ſol die verſetzung bald im erſten oder andern jahr geſchehen/ ehe die wurzeln tieff einſchieſſen: und ſolches zwar lieber im Fruͤhling/ als zur Herbſt- zeit. Hieraus entſtehen nun Mala armeniaca minora, C. B. Kleine Marellen. Malus armeniaca, Dod. Lob. Armeniaca minora, Matth. Tab. Dieſe gemeine Marellen werden verbeſſert durch das pfropffen in ſich ſelbſt/ oder auff Pfirſing/ oder auff Pflaumbaͤume: und zwar weil dieſe baͤume gar fruͤh drucken oder ſafft bekommen/ ſo muß man mit ſol- cher arbeit auch zeitig verfahren. Das Spaltpfropffen iſt hiezu ſehr bequem/ und machet daß die baͤume zeitig frucht tragen. Das Oculiren hat gleichfalls hier ſtat/ beydes Marellen auff Marellen/ und auch auff Pflaumſtaͤmme. Unter den Pfropff- reiſern muß man die jenige erwehlen/ welche nur Laub-augen haben: an welchen a- ber zugleich auch Bluͤht-augen ſitzen/ die gehen gemeinlich wieder zuruͤck. Wiewol nun

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/258>, abgerufen am 24.11.2024.