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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Sechserley Gartenarbeit.
der Nortländer/ sonderlich im Königreich Schweden/ ihre äcker durch abbrennung
der Wälder zubereiten: ja P. Virgilius Maro im I. Buch vom Ackerbaw im 84. und
folgenden versen giebet schon den raht/ daß man durch anzündung die unfruchtbare
äcker verbessern solle. Vom nutz aber des Salpeters in verbesserung der magern
äcker und gärten hat niemand zu unser zeit weitläufftiger geschrieben/ als Johann
Rudolph Glauber an unterschiedenen orten/ sonderlich aber im Buch/ welches er
nennet Continuationem Miraculi Mundi, bald im anfang.

III. Vom Verpflantzen.

Wann die Gewächse zu dicht zusammen stehen/ ist es hochnöhtig/ daß man sie
von einander sondere/ damit sie so wol des Erdsaffts/ als der wirckung des Himmels
desto freyer geniessen mögen: denn also breiten sie sich besser aus/ und wachsen stär-
cker/ die bäume tragen grössere und schmackhafftigere früchte/ ja auch der wilden bäu-
me natur kan durch offt versetzen gezämet werden. Etliche einfache Narcissen und
Neglein tragen volle blumen/ wenn man sie offt verpflantzet: hergegen gefüllte Neg-
lein/ Leucojen/ und Rosen verlieren ihre schöne und werden einfach/ wenn sie gantz
unversezet bleiben. Ja es ist das Verpflantzen so allgemein/ daß davon fast kein
garten-gewächß ausgeschlossen/ wo nicht einige küchenkräuter/ als Spinat/ Peter-
silge/ Welsche Pimpinelle/ und dergleichen/ welche des Verpflantzens nicht achten/
noch bedürffen: imgleichen können nicht ohn gefahr und grosser mühe versetzet werden
alte starcke Bäume/ noch auch junge zu der zeit/ da sie mit blättern und blüht beladen
sind.

Bey dieser Garten-arbeit nun ist sonderlich auff viererley achtung zu geben.
1. Auff die vier Jahrszeiten/ welche unter denselben dieses oder jenes Gewächß zu
verpflantzen die bequemste. 2. Auff die Mondwechsel derselben Jahrszeit.
3. Auff das Gewitter desselben tags/ da man verpflanzen wil. 4. Auff die art
und weise des verpflanzens. Weil aber in diesen stücken so wol die Bäume und
Stauden/ als die Kreuter und das Blumwerck/ jedes für sich etwas besonders haben:
als lässet sich schwerlich insgemein an diesem ort alles fürtragen/ sondern es wird die
fernere erklärung vom Verpflanzen bis in die folgende Bücher billich versparet.

IV. Vom Wässern.

Die Wässerung oder Begiessung/ welche von dem gütigen Himmel beschie-
het/ ist die allerbeste: jedoch kan der Regen schaden/ welcher fället/ wenn die Ge-
wächs zu blühen anfangen/ oder in voller blüht stehen. Es sind aber fürnemlich drey
zeiten/ darin der regen das wachstum reichlich befodert: Die erste vor der blüht/ weil
alsdann die gewächs gleichsam zur geburt viel feuchtigkeit bedürffen: die andre/ nach
der blüht/ zu vergrösserung der früchte: die dritte nach der frucht/ zu ersetzung der an
der wurtzel verlohrnen kräffte. Aus dieser eintheilung erscheinet zugleich die ursach/
woher es komme/ daß alle Gewächs nicht alle jahr gleich wol gerahten: weil nemlich
sie von natur zu ungleichen zeiten blühen/ und also einigen der regen nohtwendig zur
unzeit kommen muß.

Den mangel nun solches natürlichen Regens muß die hand des Gärtners zu-
weilen ersetzen: und zwar nicht ohn erkiesung einer tüchtigen feuchtigkeit. Das Re-
genwasser zu rechter zeit gesamlet/ ist zur wässerung sehr gut/ sintemal es durch die

Sonne
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Sechſerley Gartenarbeit.
der Nortlaͤnder/ ſonderlich im Koͤnigreich Schweden/ ihre aͤcker durch abbrennung
der Waͤlder zubereiten: ja P. Virgilius Maro im I. Buch vom Ackerbaw im 84. und
folgenden verſen giebet ſchon den raht/ daß man durch anzuͤndung die unfruchtbare
aͤcker verbeſſern ſolle. Vom nutz aber des Salpeters in verbeſſerung der magern
aͤcker und gaͤrten hat niemand zu unſer zeit weitlaͤufftiger geſchrieben/ als Johann
Rudolph Glauber an unterſchiedenen orten/ ſonderlich aber im Buch/ welches er
nennet Continuationem Miraculi Mundi, bald im anfang.

III. Vom Verpflantzen.

Wann die Gewaͤchſe zu dicht zuſammen ſtehen/ iſt es hochnoͤhtig/ daß man ſie
von einander ſondere/ damit ſie ſo wol des Erdſaffts/ als der wirckung des Himmels
deſto freyer genieſſen moͤgen: denn alſo breiten ſie ſich beſſer aus/ und wachſen ſtaͤr-
cker/ die baͤume tragen groͤſſere und ſchmackhafftigere fruͤchte/ ja auch der wilden baͤu-
me natur kan durch offt verſetzen gezaͤmet werden. Etliche einfache Narciſſen und
Neglein tragen volle blumen/ wenn man ſie offt verpflantzet: hergegen gefuͤllte Neg-
lein/ Leucojen/ und Roſen verlieren ihre ſchoͤne und werden einfach/ wenn ſie gantz
unverſezet bleiben. Ja es iſt das Verpflantzen ſo allgemein/ daß davon faſt kein
garten-gewaͤchß ausgeſchloſſen/ wo nicht einige kuͤchenkraͤuter/ als Spinat/ Peter-
ſilge/ Welſche Pimpinelle/ und dergleichen/ welche des Verpflantzens nicht achten/
noch beduͤrffen: imgleichen koͤnnen nicht ohn gefahr und groſſer muͤhe verſetzet werden
alte ſtarcke Baͤume/ noch auch junge zu der zeit/ da ſie mit blaͤttern und bluͤht beladen
ſind.

Bey dieſer Garten-arbeit nun iſt ſonderlich auff viererley achtung zu geben.
1. Auff die vier Jahrszeiten/ welche unter denſelben dieſes oder jenes Gewaͤchß zu
verpflantzen die bequemſte. 2. Auff die Mondwechſel derſelben Jahrszeit.
3. Auff das Gewitter deſſelben tags/ da man verpflanzen wil. 4. Auff die art
und weiſe des verpflanzens. Weil aber in dieſen ſtuͤcken ſo wol die Baͤume und
Stauden/ als die Kreuter und das Blumwerck/ jedes fuͤr ſich etwas beſonders haben:
als laͤſſet ſich ſchwerlich insgemein an dieſem ort alles fuͤrtragen/ ſondern es wird die
fernere erklaͤrung vom Verpflanzen bis in die folgende Buͤcher billich verſparet.

IV. Vom Waͤſſern.

Die Waͤſſerung oder Begieſſung/ welche von dem guͤtigen Himmel beſchie-
het/ iſt die allerbeſte: jedoch kan der Regen ſchaden/ welcher faͤllet/ wenn die Ge-
waͤchs zu bluͤhen anfangen/ oder in voller bluͤht ſtehen. Es ſind aber fuͤrnemlich drey
zeiten/ darin der regen das wachſtum reichlich befodert: Die erſte vor der bluͤht/ weil
alsdann die gewaͤchs gleichſam zur geburt viel feuchtigkeit beduͤrffen: die andre/ nach
der bluͤht/ zu vergroͤſſerung der fruͤchte: die dritte nach der frucht/ zu erſetzung der an
der wurtzel verlohrnen kraͤffte. Aus dieſer eintheilung erſcheinet zugleich die urſach/
woher es komme/ daß alle Gewaͤchs nicht alle jahr gleich wol gerahten: weil nemlich
ſie von natur zu ungleichen zeiten bluͤhen/ und alſo einigen der regen nohtwendig zur
unzeit kommen muß.

Den mangel nun ſolches natuͤrlichen Regens muß die hand des Gaͤrtners zu-
weilen erſetzen: und zwar nicht ohn erkieſung einer tuͤchtigen feuchtigkeit. Das Re-
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Sonne
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[29/0061] Sechſerley Gartenarbeit. der Nortlaͤnder/ ſonderlich im Koͤnigreich Schweden/ ihre aͤcker durch abbrennung der Waͤlder zubereiten: ja P. Virgilius Maro im I. Buch vom Ackerbaw im 84. und folgenden verſen giebet ſchon den raht/ daß man durch anzuͤndung die unfruchtbare aͤcker verbeſſern ſolle. Vom nutz aber des Salpeters in verbeſſerung der magern aͤcker und gaͤrten hat niemand zu unſer zeit weitlaͤufftiger geſchrieben/ als Johann Rudolph Glauber an unterſchiedenen orten/ ſonderlich aber im Buch/ welches er nennet Continuationem Miraculi Mundi, bald im anfang. III. Vom Verpflantzen. Wann die Gewaͤchſe zu dicht zuſammen ſtehen/ iſt es hochnoͤhtig/ daß man ſie von einander ſondere/ damit ſie ſo wol des Erdſaffts/ als der wirckung des Himmels deſto freyer genieſſen moͤgen: denn alſo breiten ſie ſich beſſer aus/ und wachſen ſtaͤr- cker/ die baͤume tragen groͤſſere und ſchmackhafftigere fruͤchte/ ja auch der wilden baͤu- me natur kan durch offt verſetzen gezaͤmet werden. Etliche einfache Narciſſen und Neglein tragen volle blumen/ wenn man ſie offt verpflantzet: hergegen gefuͤllte Neg- lein/ Leucojen/ und Roſen verlieren ihre ſchoͤne und werden einfach/ wenn ſie gantz unverſezet bleiben. Ja es iſt das Verpflantzen ſo allgemein/ daß davon faſt kein garten-gewaͤchß ausgeſchloſſen/ wo nicht einige kuͤchenkraͤuter/ als Spinat/ Peter- ſilge/ Welſche Pimpinelle/ und dergleichen/ welche des Verpflantzens nicht achten/ noch beduͤrffen: imgleichen koͤnnen nicht ohn gefahr und groſſer muͤhe verſetzet werden alte ſtarcke Baͤume/ noch auch junge zu der zeit/ da ſie mit blaͤttern und bluͤht beladen ſind. Bey dieſer Garten-arbeit nun iſt ſonderlich auff viererley achtung zu geben. 1. Auff die vier Jahrszeiten/ welche unter denſelben dieſes oder jenes Gewaͤchß zu verpflantzen die bequemſte. 2. Auff die Mondwechſel derſelben Jahrszeit. 3. Auff das Gewitter deſſelben tags/ da man verpflanzen wil. 4. Auff die art und weiſe des verpflanzens. Weil aber in dieſen ſtuͤcken ſo wol die Baͤume und Stauden/ als die Kreuter und das Blumwerck/ jedes fuͤr ſich etwas beſonders haben: als laͤſſet ſich ſchwerlich insgemein an dieſem ort alles fuͤrtragen/ ſondern es wird die fernere erklaͤrung vom Verpflanzen bis in die folgende Buͤcher billich verſparet. IV. Vom Waͤſſern. Die Waͤſſerung oder Begieſſung/ welche von dem guͤtigen Himmel beſchie- het/ iſt die allerbeſte: jedoch kan der Regen ſchaden/ welcher faͤllet/ wenn die Ge- waͤchs zu bluͤhen anfangen/ oder in voller bluͤht ſtehen. Es ſind aber fuͤrnemlich drey zeiten/ darin der regen das wachſtum reichlich befodert: Die erſte vor der bluͤht/ weil alsdann die gewaͤchs gleichſam zur geburt viel feuchtigkeit beduͤrffen: die andre/ nach der bluͤht/ zu vergroͤſſerung der fruͤchte: die dritte nach der frucht/ zu erſetzung der an der wurtzel verlohrnen kraͤffte. Aus dieſer eintheilung erſcheinet zugleich die urſach/ woher es komme/ daß alle Gewaͤchs nicht alle jahr gleich wol gerahten: weil nemlich ſie von natur zu ungleichen zeiten bluͤhen/ und alſo einigen der regen nohtwendig zur unzeit kommen muß. Den mangel nun ſolches natuͤrlichen Regens muß die hand des Gaͤrtners zu- weilen erſetzen: und zwar nicht ohn erkieſung einer tuͤchtigen feuchtigkeit. Das Re- genwaſſer zu rechter zeit geſamlet/ iſt zur waͤſſerung ſehr gut/ ſintemal es durch die Sonne D 3

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/61>, abgerufen am 27.11.2024.