pen_372.001 scheint es denn, ließe sich weiter schließen: pen_372.002 daß der vollkommenste Charakter, pen_372.003 welcher dann die volle Gerechtigkeit der pen_372.004 Sache schon mit einschließt, das entschiedenste, pen_372.005 das feurigste Interesse bewirken pen_372.006 werde. Nur müßte freilich, wegen der pen_372.007 Regel vom Contraste, die höchste Unvollkommenheit pen_372.008 nicht mit der höchsten Vollkommenheit pen_372.009 in Gegensatz gebracht; und, pen_372.010 wegen der Regel von der Einförmigkeit, pen_372.011 nicht bloß Eine Eigenschaft in ihrem höchsten pen_372.012 Grade geschildert werden. Aber jene pen_372.013 erhabne Harmonie aller Neigungen der pen_372.014 Seele, jene totale Vollkommenheit, die pen_372.015 aus dem richtigsten Verhältniß aller ihrer pen_372.016 Eigenschaften entspringt, und die das eigentliche pen_372.017 Ideal ihrer Natur ist; sollte nicht pen_372.018 die eben so den dichterischschönsten als pen_372.019 den philosophischbesten Charakter geben?
pen_372.020
Selbst die scharfsinnigsten Vertheidiger
pen_372.001 scheint es denn, ließe sich weiter schließen: pen_372.002 daß der vollkommenste Charakter, pen_372.003 welcher dann die volle Gerechtigkeit der pen_372.004 Sache schon mit einschließt, das entschiedenste, pen_372.005 das feurigste Interesse bewirken pen_372.006 werde. Nur müßte freilich, wegen der pen_372.007 Regel vom Contraste, die höchste Unvollkommenheit pen_372.008 nicht mit der höchsten Vollkommenheit pen_372.009 in Gegensatz gebracht; und, pen_372.010 wegen der Regel von der Einförmigkeit, pen_372.011 nicht bloß Eine Eigenschaft in ihrem höchsten pen_372.012 Grade geschildert werden. Aber jene pen_372.013 erhabne Harmonie aller Neigungen der pen_372.014 Seele, jene totale Vollkommenheit, die pen_372.015 aus dem richtigsten Verhältniß aller ihrer pen_372.016 Eigenschaften entspringt, und die das eigentliche pen_372.017 Ideal ihrer Natur ist; sollte nicht pen_372.018 die eben so den dichterischschönsten als pen_372.019 den philosophischbesten Charakter geben?
pen_372.020
Selbst die scharfsinnigsten Vertheidiger
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0415"n="372"/><lbn="pen_372.001"/>
scheint es denn, ließe sich weiter schließen: <lbn="pen_372.002"/>
daß der <hirendition="#i">vollkommenste</hi> Charakter, <lbn="pen_372.003"/>
welcher dann die volle Gerechtigkeit der <lbn="pen_372.004"/>
Sache schon mit einschließt, das entschiedenste, <lbn="pen_372.005"/>
das feurigste Interesse bewirken <lbn="pen_372.006"/>
werde. Nur müßte freilich, wegen der <lbn="pen_372.007"/>
Regel vom Contraste, die höchste Unvollkommenheit <lbn="pen_372.008"/>
nicht mit der höchsten Vollkommenheit <lbn="pen_372.009"/>
in Gegensatz gebracht; und, <lbn="pen_372.010"/>
wegen der Regel von der Einförmigkeit, <lbn="pen_372.011"/>
nicht bloß Eine Eigenschaft in ihrem höchsten <lbn="pen_372.012"/>
Grade geschildert werden. Aber jene <lbn="pen_372.013"/>
erhabne Harmonie aller Neigungen der <lbn="pen_372.014"/>
Seele, jene totale Vollkommenheit, die <lbn="pen_372.015"/>
aus dem richtigsten Verhältniß aller ihrer <lbn="pen_372.016"/>
Eigenschaften entspringt, und die das eigentliche <lbn="pen_372.017"/>
Ideal ihrer Natur ist; sollte nicht <lbn="pen_372.018"/>
die eben so den dichterischschönsten als <lbn="pen_372.019"/>
den philosophischbesten Charakter geben?</p><lbn="pen_372.020"/><p> Selbst die scharfsinnigsten Vertheidiger
</p></div></body></text></TEI>
[372/0415]
pen_372.001
scheint es denn, ließe sich weiter schließen: pen_372.002
daß der vollkommenste Charakter, pen_372.003
welcher dann die volle Gerechtigkeit der pen_372.004
Sache schon mit einschließt, das entschiedenste, pen_372.005
das feurigste Interesse bewirken pen_372.006
werde. Nur müßte freilich, wegen der pen_372.007
Regel vom Contraste, die höchste Unvollkommenheit pen_372.008
nicht mit der höchsten Vollkommenheit pen_372.009
in Gegensatz gebracht; und, pen_372.010
wegen der Regel von der Einförmigkeit, pen_372.011
nicht bloß Eine Eigenschaft in ihrem höchsten pen_372.012
Grade geschildert werden. Aber jene pen_372.013
erhabne Harmonie aller Neigungen der pen_372.014
Seele, jene totale Vollkommenheit, die pen_372.015
aus dem richtigsten Verhältniß aller ihrer pen_372.016
Eigenschaften entspringt, und die das eigentliche pen_372.017
Ideal ihrer Natur ist; sollte nicht pen_372.018
die eben so den dichterischschönsten als pen_372.019
den philosophischbesten Charakter geben?
pen_372.020
Selbst die scharfsinnigsten Vertheidiger
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/415>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.