Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_003.001

Was ist die Weisheit denn, die Wenigen gemein? pen_003.002
pen_003.003
Es ist die Wissenschaft, in sich beglückt zu pen_003.004
seyn.
pen_003.005
Was aber ist das Glück? Was alle Thoren pen_003.006
meiden:
pen_003.007
Der Zustand wahrer Lust und dauerhafter pen_003.008
Freuden;
pen_003.009
Empfindung, Kenntniß, Wahl der Vollenkommenheit, pen_003.010
pen_003.011
Ein Wandel ohne Reu, und stete Fertigkeit, pen_003.012
Nach den natürlichen und wesentlichen Pflichten pen_003.013
Die freien Handlungen auf Einen Zweck zu pen_003.014
richten.

pen_003.015

Hier ist auch Sylbenmaß und Reim; und pen_003.016
doch wird jeder Leser von Geschmack pen_003.017
die Stelle tadeln: er wird die Verse zu pen_003.018
prosaisch finden. Hingegen, wenn Gerstenberg pen_003.019
sagt: "Trage mich auf deinen pen_003.020
kühlenden Flügeln, schneller Boreas, nach pen_003.021
Cypern hin, wo Bacchus neue nektarische pen_003.022
Reben pflanzt!" so ist hier zwar mehr als

pen_003.001

Was ist die Weisheit denn, die Wenigen gemein? pen_003.002
pen_003.003
Es ist die Wissenschaft, in sich beglückt zu pen_003.004
seyn.
pen_003.005
Was aber ist das Glück? Was alle Thoren pen_003.006
meiden:
pen_003.007
Der Zustand wahrer Lust und dauerhafter pen_003.008
Freuden;
pen_003.009
Empfindung, Kenntniß, Wahl der Vollenkommenheit, pen_003.010
pen_003.011
Ein Wandel ohne Reu, und stete Fertigkeit, pen_003.012
Nach den natürlichen und wesentlichen Pflichten pen_003.013
Die freien Handlungen auf Einen Zweck zu pen_003.014
richten.

pen_003.015

Hier ist auch Sylbenmaß und Reim; und pen_003.016
doch wird jeder Leser von Geschmack pen_003.017
die Stelle tadeln: er wird die Verse zu pen_003.018
prosaisch finden. Hingegen, wenn Gerstenberg pen_003.019
sagt: „Trage mich auf deinen pen_003.020
kühlenden Flügeln, schneller Boreas, nach pen_003.021
Cypern hin, wo Bacchus neue nektarische pen_003.022
Reben pflanzt!“ so ist hier zwar mehr als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0044" n="3"/>
        <lb n="pen_003.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Was ist die Weisheit denn, die Wenigen gemein? <lb n="pen_003.002"/>
</l>
              <lb n="pen_003.003"/>
              <l>Es ist die Wissenschaft, in sich beglückt zu <lb n="pen_003.004"/>
seyn.</l>
              <lb n="pen_003.005"/>
              <l>Was aber ist das Glück? Was alle Thoren <lb n="pen_003.006"/>
meiden:</l>
              <lb n="pen_003.007"/>
              <l>Der Zustand wahrer Lust und dauerhafter <lb n="pen_003.008"/>
Freuden;</l>
              <lb n="pen_003.009"/>
              <l>Empfindung, Kenntniß, Wahl der Vollenkommenheit,</l>
              <lb n="pen_003.010"/>
              <l/>
              <lb n="pen_003.011"/>
              <l>Ein Wandel ohne Reu, und stete Fertigkeit,</l>
              <lb n="pen_003.012"/>
              <l>Nach den natürlichen und wesentlichen Pflichten</l>
              <lb n="pen_003.013"/>
              <l>Die freien Handlungen auf Einen Zweck zu</l>
              <lb n="pen_003.014"/>
              <l>richten.</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_003.015"/>
        <p>Hier ist auch Sylbenmaß und Reim; und <lb n="pen_003.016"/>
doch wird jeder Leser von Geschmack <lb n="pen_003.017"/>
die Stelle tadeln: er wird die Verse zu <lb n="pen_003.018"/> <hi rendition="#i">prosaisch</hi> finden. Hingegen, wenn Gerstenberg <lb n="pen_003.019"/>
sagt: &#x201E;Trage mich auf deinen <lb n="pen_003.020"/>
kühlenden Flügeln, schneller Boreas, nach <lb n="pen_003.021"/>
Cypern hin, wo Bacchus neue nektarische <lb n="pen_003.022"/>
Reben pflanzt!&#x201C; so ist hier zwar mehr als
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0044] pen_003.001 Was ist die Weisheit denn, die Wenigen gemein? pen_003.002 pen_003.003 Es ist die Wissenschaft, in sich beglückt zu pen_003.004 seyn. pen_003.005 Was aber ist das Glück? Was alle Thoren pen_003.006 meiden: pen_003.007 Der Zustand wahrer Lust und dauerhafter pen_003.008 Freuden; pen_003.009 Empfindung, Kenntniß, Wahl der Vollenkommenheit, pen_003.010 pen_003.011 Ein Wandel ohne Reu, und stete Fertigkeit, pen_003.012 Nach den natürlichen und wesentlichen Pflichten pen_003.013 Die freien Handlungen auf Einen Zweck zu pen_003.014 richten. pen_003.015 Hier ist auch Sylbenmaß und Reim; und pen_003.016 doch wird jeder Leser von Geschmack pen_003.017 die Stelle tadeln: er wird die Verse zu pen_003.018 prosaisch finden. Hingegen, wenn Gerstenberg pen_003.019 sagt: „Trage mich auf deinen pen_003.020 kühlenden Flügeln, schneller Boreas, nach pen_003.021 Cypern hin, wo Bacchus neue nektarische pen_003.022 Reben pflanzt!“ so ist hier zwar mehr als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/44
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/44>, abgerufen am 21.11.2024.