Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_452.001
bekannten Gesetze leitet; daß bei ihm jeder pen_452.002
Gedanke andre verwandte Gedanken pen_452.003
weckt, und er immer unter dem Haufen pen_452.004
nach demjenigen greift, der vermöge seiner pen_452.005
eigenthümlichen Gemüthslage für ihn pen_452.006
das meiste Interesse, den meisten Reiz pen_452.007
hat.

pen_452.008

Nunmehr wird es uns klar, was wir pen_452.009
eigentlich dabei dachten, als wir dem lyrischen pen_452.010
Dichter Empfindungen zum Stoff pen_452.011
seiner Werke gaben. Jeder Dichter muß pen_452.012
mit Empfindung, muß aus der Fülle des pen_452.013
Herzens reden: kein andrer Ton ist wahrhaft pen_452.014
dichterisch; aber nicht jeder Dichter pen_452.015
macht die Rührung der Seele zum Hauptwerk. pen_452.016
Vielmehr sehen alle übrige vorzüglich pen_452.017
auf die Ideen, welche die Rührung pen_452.018
hervorbringen; der Ausdruck der pen_452.019
letztern hängt sich nur an den Ausdruck pen_452.020
der erstern: oder, wenn zuweilen die

pen_452.001
bekannten Gesetze leitet; daß bei ihm jeder pen_452.002
Gedanke andre verwandte Gedanken pen_452.003
weckt, und er immer unter dem Haufen pen_452.004
nach demjenigen greift, der vermöge seiner pen_452.005
eigenthümlichen Gemüthslage für ihn pen_452.006
das meiste Interesse, den meisten Reiz pen_452.007
hat.

pen_452.008

  Nunmehr wird es uns klar, was wir pen_452.009
eigentlich dabei dachten, als wir dem lyrischen pen_452.010
Dichter Empfindungen zum Stoff pen_452.011
seiner Werke gaben. Jeder Dichter muß pen_452.012
mit Empfindung, muß aus der Fülle des pen_452.013
Herzens reden: kein andrer Ton ist wahrhaft pen_452.014
dichterisch; aber nicht jeder Dichter pen_452.015
macht die Rührung der Seele zum Hauptwerk. pen_452.016
Vielmehr sehen alle übrige vorzüglich pen_452.017
auf die Ideen, welche die Rührung pen_452.018
hervorbringen; der Ausdruck der pen_452.019
letztern hängt sich nur an den Ausdruck pen_452.020
der erstern: oder, wenn zuweilen die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0495" n="452"/><lb n="pen_452.001"/>
bekannten Gesetze leitet; daß bei ihm jeder <lb n="pen_452.002"/>
Gedanke andre verwandte Gedanken <lb n="pen_452.003"/>
weckt, und er immer unter dem Haufen <lb n="pen_452.004"/>
nach demjenigen greift, der vermöge seiner <lb n="pen_452.005"/>
eigenthümlichen Gemüthslage für ihn <lb n="pen_452.006"/>
das meiste Interesse, den meisten Reiz <lb n="pen_452.007"/>
hat.</p>
        <lb n="pen_452.008"/>
        <p>  Nunmehr wird es uns klar, was wir <lb n="pen_452.009"/>
eigentlich dabei dachten, als wir dem lyrischen <lb n="pen_452.010"/>
Dichter <hi rendition="#i">Empfindungen</hi> zum Stoff <lb n="pen_452.011"/>
seiner Werke gaben. Jeder Dichter muß <lb n="pen_452.012"/>
mit Empfindung, muß aus der Fülle des <lb n="pen_452.013"/>
Herzens reden: kein andrer Ton ist wahrhaft <lb n="pen_452.014"/>
dichterisch; aber nicht jeder Dichter <lb n="pen_452.015"/>
macht die <hi rendition="#i">Rührung</hi> der Seele zum Hauptwerk. <lb n="pen_452.016"/>
Vielmehr sehen alle übrige vorzüglich <lb n="pen_452.017"/>
auf die Ideen, welche die Rührung <lb n="pen_452.018"/>
hervorbringen; der Ausdruck der <lb n="pen_452.019"/>
letztern hängt sich nur an den Ausdruck <lb n="pen_452.020"/>
der erstern: oder, wenn zuweilen die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0495] pen_452.001 bekannten Gesetze leitet; daß bei ihm jeder pen_452.002 Gedanke andre verwandte Gedanken pen_452.003 weckt, und er immer unter dem Haufen pen_452.004 nach demjenigen greift, der vermöge seiner pen_452.005 eigenthümlichen Gemüthslage für ihn pen_452.006 das meiste Interesse, den meisten Reiz pen_452.007 hat. pen_452.008   Nunmehr wird es uns klar, was wir pen_452.009 eigentlich dabei dachten, als wir dem lyrischen pen_452.010 Dichter Empfindungen zum Stoff pen_452.011 seiner Werke gaben. Jeder Dichter muß pen_452.012 mit Empfindung, muß aus der Fülle des pen_452.013 Herzens reden: kein andrer Ton ist wahrhaft pen_452.014 dichterisch; aber nicht jeder Dichter pen_452.015 macht die Rührung der Seele zum Hauptwerk. pen_452.016 Vielmehr sehen alle übrige vorzüglich pen_452.017 auf die Ideen, welche die Rührung pen_452.018 hervorbringen; der Ausdruck der pen_452.019 letztern hängt sich nur an den Ausdruck pen_452.020 der erstern: oder, wenn zuweilen die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/495
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/495>, abgerufen am 22.11.2024.