Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.ich einen kleinen Spaziergang durch die Stadt mit Frei; nach dem Abendbrod geben wir uns Räthsel auf, und um 9 Uhr gehen wir in eine Gesellschaft zum Maler Louis, um dort das Tanzen von Mädchen anzusehen. Als wir ankamen, war eben das Abendessen vorbei, wobei viel Wein und Champagner geflossen zu sein schien, denn die Hälfte der Gäste waren angetrunken. Der Franzose Soliman Pascha lag in tiefem Schlafe da; wir mochten im Ganzen etwa 20 Personen sein, wenn nicht mehr; darunter Herr Linant, alle fast Franken. Schöne Einrichtung des Zimmers von Herrn Louis; es waren mit mir da: Lepsius, Bonomi, Frei und Wild. Um 10 Uhr etwa kamen die 11 oder 12 Ghasien; phantastisch in türkisches Costüm gekleidet, weite Beinkleider von rother Seide oder gestreiftem Zeuge, Camisolchen und einen Schawl um den Leib; die Haare herabhängend nach hinten unter einem goldenen oder silbernen Käppchen. Es hatten einige sehr interressante, fast schöne Gesichter, schöne Augen, treffliche Figuren. Die Tänze waren durchaus sinnlich: Herumgehen im Takte mit kleinen Becken an den Fingern, die zur Musik klappen, welche sehr eintönig ist, Hüftenbewegungen und Verrenkungen dabei; es empört uns ein alter Herr mit einer Brille, der sich viehisch benimmt. Nach dem Erwachen des Pascha's Ausziehen der Mädchen, wo sich dann unvergleichlich schöne Gestalten entwickeln, indessen wurde es uns endlich zu viel und die Sache zu weit getrieben, kurz, um 12 Uhr drückten wir uns und überließen den Schluß der Komödie den fränkischen Gästen. Dienstag den 18ten October 1842. Ich fahre heut fort ich einen kleinen Spaziergang durch die Stadt mit Frei; nach dem Abendbrod geben wir uns Räthsel auf, und um 9 Uhr gehen wir in eine Gesellschaft zum Maler Louis, um dort das Tanzen von Mädchen anzusehen. Als wir ankamen, war eben das Abendessen vorbei, wobei viel Wein und Champagner geflossen zu sein schien, denn die Hälfte der Gäste waren angetrunken. Der Franzose Soliman Pascha lag in tiefem Schlafe da; wir mochten im Ganzen etwa 20 Personen sein, wenn nicht mehr; darunter Herr Linant, alle fast Franken. Schöne Einrichtung des Zimmers von Herrn Louis; es waren mit mir da: Lepsius, Bonomi, Frei und Wild. Um 10 Uhr etwa kamen die 11 oder 12 Ghasien; phantastisch in türkisches Costüm gekleidet, weite Beinkleider von rother Seide oder gestreiftem Zeuge, Camisolchen und einen Schawl um den Leib; die Haare herabhängend nach hinten unter einem goldenen oder silbernen Käppchen. Es hatten einige sehr interressante, fast schöne Gesichter, schöne Augen, treffliche Figuren. Die Tänze waren durchaus sinnlich: Herumgehen im Takte mit kleinen Becken an den Fingern, die zur Musik klappen, welche sehr eintönig ist, Hüftenbewegungen und Verrenkungen dabei; es empört uns ein alter Herr mit einer Brille, der sich viehisch benimmt. Nach dem Erwachen des Pascha’s Ausziehen der Mädchen, wo sich dann unvergleichlich schöne Gestalten entwickeln, indessen wurde es uns endlich zu viel und die Sache zu weit getrieben, kurz, um 12 Uhr drückten wir uns und überließen den Schluß der Komödie den fränkischen Gästen. Dienstag den 18ten October 1842. 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Dienstag d 18ten Octob 1842. Ich fahre heut fort
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