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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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mit ihren gewaltigen Bergen; nach dem Meere zu näher oder ferner Insel auf Insel, oft nur einzelne barocke Felsmassen.

Mittwoch den 10ten September 1845. In der Nacht waren wir die Insel Samos passirt, die wir rückwärts noch mit ihren wolkenbehangenen Bergen sahen. Früh um 6 Uhr waren wir im Angesichte des reichen Chios. Die Stadt zieht sich mehr in Gärten und Landhäusern bestehend durch 3 gewaltige Buchten hin, ein höchst freundlicher Anblick. Wir passirten sie in ziemlicher Entfernung. Gegen Mittag waren wir an der vortretenden Landspitze, hinter welcher Smyrna liegt. Grüne Thäler wechselten mit interessanten Fels- und Bergformen; Weinfelder überzogen mit zartem Grün die Anhöhen; wir hielten hier immer dicht an der Küste; jetzt bogen wir um die Landspitze und mit günstigem Winde ging es nun in den langen Golf von Smyrna hinein. Große Salzhaufen links; vorgeschobenes Castell rechts. Schwierige Einfahrt wegen der Sandfelder mit ausgelegten Tauen; endlich um 3/4 4 Uhr vor Smyrna geankert. Die Stadt, wie mir scheint, meist aus Holz gebaut, was roth angestrichen ist, hebt sich an den Vorbergen empor; den Gipfel des Berges dahinter krönt ein Castell. Rechts bezeichnet ein sich lang dehnendes Cypressenwäldchen den Kirchhof; rechts, etwa 1 Stunde von der Stadt winkte uns die Quarantaine. - Wir konnten heut noch nicht hinein, weil sie auf soviel Besuch nicht vorbereitet war. Abends prächtig schöner Waldbrand auf den Bergen links; Beleuchtung der Moscheen wegen des Rhamadan's. - Gestern und heut uns mit dem 2ten Capitain, einem kleinen lustigen Triestiner, der deutsch sprach, unterhalten.

Donnerstag den 11ten September 1845. Heut gegen Mittag erst kommen wir endlich zum Aufbruch in die Quarantäne, ein unglaublich schofles Nest; schmähliche Verwirrung, Geschrei, Unordnung. Mit dem Abend endlich erreichen wir das Aufschlagen von einem Zelte im Hofe, worin wir mit unserm alten Reisegefährten, dem Arzte Berlioz Platz finden. Prellerei jeder Art ist hier zu Hause, mit Mühe erreichen wir noch etwas Eier zum Abendessen. Die Quarantaine von Jafa war dagegen gülden. -

Freitag den 12ten September 1845. Wir entschließen uns heut, die Kost für 20 piaster pro Person per Tag von einem Tratteur in der Nähe zu nehmen, um der Essenscheererei los zu sein. Der Brief an unsern Consul Pezzer wird heut in die Stadt besorgt. Vormittags mein Tagebuch vervollständigt. Mit dem Schweizer Tischler Moritz Handschin, der schon auf dem Dampfschiffe an seiner Disenterie sehr schlecht war, sieht es heut ohne Hoffnung; der ungarische Apotheker und der Baier pflegen ihn. -

mit ihren gewaltigen Bergen; nach dem Meere zu näher oder ferner Insel auf Insel, oft nur einzelne barocke Felsmassen.

Mittwoch den 10ten September 1845. In der Nacht waren wir die Insel Samos passirt, die wir rückwärts noch mit ihren wolkenbehangenen Bergen sahen. Früh um 6 Uhr waren wir im Angesichte des reichen Chios. Die Stadt zieht sich mehr in Gärten und Landhäusern bestehend durch 3 gewaltige Buchten hin, ein höchst freundlicher Anblick. Wir passirten sie in ziemlicher Entfernung. Gegen Mittag waren wir an der vortretenden Landspitze, hinter welcher Smyrna liegt. Grüne Thäler wechselten mit interessanten Fels- und Bergformen; Weinfelder überzogen mit zartem Grün die Anhöhen; wir hielten hier immer dicht an der Küste; jetzt bogen wir um die Landspitze und mit günstigem Winde ging es nun in den langen Golf von Smyrna hinein. Große Salzhaufen links; vorgeschobenes Castell rechts. Schwierige Einfahrt wegen der Sandfelder mit ausgelegten Tauen; endlich um ¾ 4 Uhr vor Smyrna geankert. Die Stadt, wie mir scheint, meist aus Holz gebaut, was roth angestrichen ist, hebt sich an den Vorbergen empor; den Gipfel des Berges dahinter krönt ein Castell. Rechts bezeichnet ein sich lang dehnendes Cypressenwäldchen den Kirchhof; rechts, etwa 1 Stunde von der Stadt winkte uns die Quarantaine. - Wir konnten heut noch nicht hinein, weil sie auf soviel Besuch nicht vorbereitet war. Abends prächtig schöner Waldbrand auf den Bergen links; Beleuchtung der Moscheen wegen des Rhamadan’s. - Gestern und heut uns mit dem 2ten Capitain, einem kleinen lustigen Triestiner, der deutsch sprach, unterhalten.

Donnerstag den 11ten September 1845. Heut gegen Mittag erst kommen wir endlich zum Aufbruch in die Quarantäne, ein unglaublich schofles Nest; schmähliche Verwirrung, Geschrei, Unordnung. Mit dem Abend endlich erreichen wir das Aufschlagen von einem Zelte im Hofe, worin wir mit unserm alten Reisegefährten, dem Arzte Berlioz Platz finden. Prellerei jeder Art ist hier zu Hause, mit Mühe erreichen wir noch etwas Eier zum Abendessen. Die Quarantaine von Jafa war dagegen gülden. -

Freitag den 12ten September 1845. Wir entschließen uns heut, die Kost für 20 piaster pro Person per Tag von einem Tratteur in der Nähe zu nehmen, um der Essenscheererei los zu sein. Der Brief an unsern Consul Pezzer wird heut in die Stadt besorgt. Vormittags mein Tagebuch vervollständigt. Mit dem Schweizer Tischler Moritz Handschin, der schon auf dem Dampfschiffe an seiner Disenterie sehr schlecht war, sieht es heut ohne Hoffnung; der ungarische Apotheker und der Baier pflegen ihn. -

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[99/0100] mit ihren gewaltigen Bergen; nach d Meere zu näher oder ferner Insel auf Insel, oft nur einzelne barocke Felsmassen. Mittw d 10ten Sept 1845. In d Nacht waren wir die Insel Samos passirt, die wir rückwärts noch mit ihren wolkenbehangenen Bergen sahen. Früh um 6 Uhr waren wir im Angesichte des reichen Chios. Die Stadt zieht sich mehr in Gärten d Landhäusern bestehend durch 3 gewaltige Buchten hin, ein höchst freundlicher Anblick. Wir passirten sie in ziemlicher Entfernung. Gegen Mittag waren wir an der vortretenden Landspitze, hinter welcher Smyrna liegt. Grüne Thäler wechselten mit interess Fels- d Bergformen; Weinfelder überzogen mit zartem Grün die Anhöhen; wir hielten hier immer dicht an d Küste; jetzt bogen wir um d Landspitze d mit günstigem Winde ging es nun in d langen Golf v Smyrna hinein. Große Salzhaufen links; vorgeschobenes Castell rechts. Schwierige Einfahrt wegen d Sandfelder mit ausgelegten Tauen; endlich um ¾ 4 Uhr vor Smyrna geankert. Die Stadt, wie mir scheint, meist aus Holz gebaut, was roth angestrichen ist, hebt sich an den Vorbergen empor; den Gipfel des Berges dahinter krönt ein Castell. Rechts bezeichnet ein sich lang dehnendes Cypressenwäldchen den Kirchhof; rechts, etwa 1 Stunde v d Stadt winkte uns die Quarantaine. - Wir konnten heut noch nicht hinein, weil sie auf soviel Besuch nicht vorbereitet war. Abends prächtig schöner Waldbrand auf d Bergen links; Beleuchtung der Moscheen wegen des Rhamadan’s. - Gestern d heut uns mit d 2ten Capitain, einem kl lustigen Triestiner, der deutsch sprach, unterhalten. Donnerstag d 11ten Sept 1845. Heut gegen Mittag erst kommen wir endlich zum Aufbruch in d Quarantäne, ein unglaublich schofles Nest; schmähliche Verwirrung, Geschrei, Unordnung. Mit d Abend endlich erreichen wir das Aufschlagen v e Zelte im Hofe, worin wir mit unserm alten Reisegefährten, dem Arzte Berlioz Platz finden. Prellerei jeder Art ist hier zu Hause, mit Mühe erreichen wir noch etwas Eier zum Abendessen. Die Quarantaine v Jafa war dagegen gülden. - Freitag d 12ten Sept 1845. Wir entschließen uns heut, die Kost für 20 p pro Person per Tag von einem Tratteur in d Nähe zu nehmen, um der Essenscheererei los zu sein. Der Brief an unsern Consul Pezzer wird heut in d Stadt besorgt. Vorm mein Tagebuch vervollständigt. Mit dem Schweizer Tischler Moritz Handschin, der schon auf dem Dampfschiffe an seiner Disenterie sehr schlecht war, sieht es heut ohne Hoffnung; der ungarische Apotheker d der Baier pflegen ihn. -

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/100>, abgerufen am 24.11.2024.