man könnte wol annehmen, daß sie die Hälfte des ganzen Flächenraums betragen möchten. Sie sind, nach Beschaffenheit ihrer Fruchtbarkeit, mit höhern oder niedrigern Gräsern und Stauden üp- pig bedeckt, und in der That, es kann für einen Fremden nichts Einladenders gedacht werden, als sich hier niederzulassen, und in dieser Fülle der Natur zu leben und zu weben. Er braucht weiter nichts zu thun, als den Pflug in diesen meistens ganz ebenen Wiesenflächen nur ein mal anzusetzen, und seine Aecker prangen von den reichsten Früch- ten und den gesegnetsten Aerndten. Wie viel leich- ter ist hier der Anfang eines Pflanzers, als in den dichten Wäldern am Ohio und Indiana! Zum Beweise dieses erlaube ich mir nur anzuführen, daß von allen Ländereien, welche bis jetzt im Staate Illinois zum Verkauf gestellt sind, noch kein Plätzchen unverkauft geblieben ist, wo in fruchtbaren ebenen Wiesen nur gutes Wasser und Waldgrund sich beisammen fand. Leider fehlt aber das gute Wasser im südlichen Theile nur zu sehr; dabei haben die Flüsse keinen starken Abfluß, welches, vereint mit mehrem Nebenumständen, jährlich viele Fieberkrankheiten zur Folge hat; aber man findet doch, daß dieses Uebel in eben dem Maaße abnimmt, wie das Land nach und nach mehr an- gebauet wird. Eben so verschwinden mit der zu-
man koͤnnte wol annehmen, daß ſie die Haͤlfte des ganzen Flaͤchenraums betragen moͤchten. Sie ſind, nach Beſchaffenheit ihrer Fruchtbarkeit, mit hoͤhern oder niedrigern Graͤſern und Stauden uͤp- pig bedeckt, und in der That, es kann fuͤr einen Fremden nichts Einladenders gedacht werden, als ſich hier niederzulaſſen, und in dieſer Fuͤlle der Natur zu leben und zu weben. Er braucht weiter nichts zu thun, als den Pflug in dieſen meiſtens ganz ebenen Wieſenflaͤchen nur ein mal anzuſetzen, und ſeine Aecker prangen von den reichſten Fruͤch- ten und den geſegnetſten Aerndten. Wie viel leich- ter iſt hier der Anfang eines Pflanzers, als in den dichten Waͤldern am Ohio und Indiana! Zum Beweiſe dieſes erlaube ich mir nur anzufuͤhren, daß von allen Laͤndereien, welche bis jetzt im Staate Illinois zum Verkauf geſtellt ſind, noch kein Plaͤtzchen unverkauft geblieben iſt, wo in fruchtbaren ebenen Wieſen nur gutes Waſſer und Waldgrund ſich beiſammen fand. Leider fehlt aber das gute Waſſer im ſuͤdlichen Theile nur zu ſehr; dabei haben die Fluͤſſe keinen ſtarken Abfluß, welches, vereint mit mehrem Nebenumſtaͤnden, jaͤhrlich viele Fieberkrankheiten zur Folge hat; aber man findet doch, daß dieſes Uebel in eben dem Maaße abnimmt, wie das Land nach und nach mehr an- gebauet wird. Eben ſo verſchwinden mit der zu-
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="diaryEntry"n="2"><p><pbfacs="#f0071"n="57"/>
man koͤnnte wol annehmen, daß ſie die Haͤlfte<lb/>
des ganzen Flaͤchenraums betragen moͤchten. Sie<lb/>ſind, nach Beſchaffenheit ihrer Fruchtbarkeit, mit<lb/>
hoͤhern oder niedrigern Graͤſern und Stauden uͤp-<lb/>
pig bedeckt, und in der That, es kann fuͤr einen<lb/>
Fremden nichts Einladenders gedacht werden, als<lb/>ſich hier niederzulaſſen, und in dieſer Fuͤlle der<lb/>
Natur zu leben und zu weben. Er braucht weiter<lb/>
nichts zu thun, als den Pflug in dieſen meiſtens<lb/>
ganz ebenen Wieſenflaͤchen nur <hirendition="#g">ein</hi> mal anzuſetzen,<lb/>
und ſeine Aecker prangen von den reichſten Fruͤch-<lb/>
ten und den geſegnetſten Aerndten. Wie viel leich-<lb/>
ter iſt hier der Anfang eines Pflanzers, als in<lb/>
den dichten Waͤldern am Ohio und Indiana! Zum<lb/>
Beweiſe dieſes erlaube ich mir nur anzufuͤhren, daß<lb/>
von allen Laͤndereien, welche bis jetzt im Staate<lb/>
Illinois zum Verkauf geſtellt ſind, noch kein Plaͤtzchen<lb/>
unverkauft geblieben iſt, wo in fruchtbaren ebenen<lb/>
Wieſen nur gutes Waſſer und Waldgrund ſich<lb/>
beiſammen fand. Leider fehlt aber das gute<lb/>
Waſſer im ſuͤdlichen Theile nur zu ſehr; dabei<lb/>
haben die Fluͤſſe keinen ſtarken Abfluß, welches,<lb/>
vereint mit mehrem Nebenumſtaͤnden, jaͤhrlich<lb/>
viele Fieberkrankheiten zur Folge hat; aber man<lb/>
findet doch, daß dieſes Uebel in eben dem Maaße<lb/>
abnimmt, wie das Land nach und nach mehr an-<lb/>
gebauet wird. Eben ſo verſchwinden mit der zu-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[57/0071]
man koͤnnte wol annehmen, daß ſie die Haͤlfte
des ganzen Flaͤchenraums betragen moͤchten. Sie
ſind, nach Beſchaffenheit ihrer Fruchtbarkeit, mit
hoͤhern oder niedrigern Graͤſern und Stauden uͤp-
pig bedeckt, und in der That, es kann fuͤr einen
Fremden nichts Einladenders gedacht werden, als
ſich hier niederzulaſſen, und in dieſer Fuͤlle der
Natur zu leben und zu weben. Er braucht weiter
nichts zu thun, als den Pflug in dieſen meiſtens
ganz ebenen Wieſenflaͤchen nur ein mal anzuſetzen,
und ſeine Aecker prangen von den reichſten Fruͤch-
ten und den geſegnetſten Aerndten. Wie viel leich-
ter iſt hier der Anfang eines Pflanzers, als in
den dichten Waͤldern am Ohio und Indiana! Zum
Beweiſe dieſes erlaube ich mir nur anzufuͤhren, daß
von allen Laͤndereien, welche bis jetzt im Staate
Illinois zum Verkauf geſtellt ſind, noch kein Plaͤtzchen
unverkauft geblieben iſt, wo in fruchtbaren ebenen
Wieſen nur gutes Waſſer und Waldgrund ſich
beiſammen fand. Leider fehlt aber das gute
Waſſer im ſuͤdlichen Theile nur zu ſehr; dabei
haben die Fluͤſſe keinen ſtarken Abfluß, welches,
vereint mit mehrem Nebenumſtaͤnden, jaͤhrlich
viele Fieberkrankheiten zur Folge hat; aber man
findet doch, daß dieſes Uebel in eben dem Maaße
abnimmt, wie das Land nach und nach mehr an-
gebauet wird. Eben ſo verſchwinden mit der zu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/71>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.