Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Und eilt hinweg. Nachschaut ihm Frau Sophia Und steht und schaut und blickt zum Himmel auf In stummem Dank; dann legt sie ihren Arm Um Nellas Nacken, richtet hoch sich auf Und fragt: "Glaubst Du, daß Heinrich von Brabant Sein Holzschwert in dem Sturm und Drang der Zeiten, Im Feuerbrand der Prüfung und Gefahr Dereinst sich selbst zum güld'nen Scepter schweißt, Um es zu führen mit dem Heldenspruch, Den Kindermund erkor: ""Ich fürcht' mich nicht?"" Kann unter solchem Fürst ein Land verderben? Heil, Kind von Hessen, Dir! Gott steht Dir bei! Vertraue -- hoffe -- kämpf' -- und fürcht' Dich nicht!" Et dimitte nobis debita nostra! In dem Walde, tief in Tannen,
Liegt das Hospital Sanct Annen, Läßt sein helles Glöcklein klingen, Eisenach den Gruß zu bringen, Wandrer auf entfernten Pfaden Zu der Messe einzuladen, Um in frommen Sangesweisen Seinen Herrn und Gott zu preisen. Einsam bleibt es auf den Wegen, Denn das Kirchlein liegt entlegen; Reimar nur, der Vogelsteller, Brachte einen Opferheller, 7 *
Und eilt hinweg. Nachſchaut ihm Frau Sophia Und ſteht und ſchaut und blickt zum Himmel auf In ſtummem Dank; dann legt ſie ihren Arm Um Nellas Nacken, richtet hoch ſich auf Und fragt: „Glaubſt Du, daß Heinrich von Brabant Sein Holzſchwert in dem Sturm und Drang der Zeiten, Im Feuerbrand der Prüfung und Gefahr Dereinſt ſich ſelbſt zum güld'nen Scepter ſchweißt, Um es zu führen mit dem Heldenſpruch, Den Kindermund erkor: „„Ich fürcht' mich nicht?““ Kann unter ſolchem Fürſt ein Land verderben? Heil, Kind von Heſſen, Dir! Gott ſteht Dir bei! Vertraue — hoffe — kämpf' — und fürcht' Dich nicht!“ Et dimitte nobis debita nostra! In dem Walde, tief in Tannen,
Liegt das Hospital Sanct Annen, Läßt ſein helles Glöcklein klingen, Eiſenach den Gruß zu bringen, Wandrer auf entfernten Pfaden Zu der Meſſe einzuladen, Um in frommen Sangesweiſen Seinen Herrn und Gott zu preiſen. Einſam bleibt es auf den Wegen, Denn das Kirchlein liegt entlegen; Reimar nur, der Vogelſteller, Brachte einen Opferheller, 7 *
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Und eilt hinweg. Nachſchaut ihm Frau Sophia
Und ſteht und ſchaut und blickt zum Himmel auf
In ſtummem Dank; dann legt ſie ihren Arm
Um Nellas Nacken, richtet hoch ſich auf
Und fragt: „Glaubſt Du, daß Heinrich von Brabant
Sein Holzſchwert in dem Sturm und Drang der Zeiten,
Im Feuerbrand der Prüfung und Gefahr
Dereinſt ſich ſelbſt zum güld'nen Scepter ſchweißt,
Um es zu führen mit dem Heldenſpruch,
Den Kindermund erkor: „„Ich fürcht' mich nicht?““
Kann unter ſolchem Fürſt ein Land verderben?
Heil, Kind von Heſſen, Dir! Gott ſteht Dir bei!
Vertraue — hoffe — kämpf' — und fürcht' Dich nicht!“
Et dimitte nobis debita nostra!
In dem Walde, tief in Tannen,
Liegt das Hospital Sanct Annen,
Läßt ſein helles Glöcklein klingen,
Eiſenach den Gruß zu bringen,
Wandrer auf entfernten Pfaden
Zu der Meſſe einzuladen,
Um in frommen Sangesweiſen
Seinen Herrn und Gott zu preiſen.
Einſam bleibt es auf den Wegen,
Denn das Kirchlein liegt entlegen;
Reimar nur, der Vogelſteller,
Brachte einen Opferheller,
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