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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Hab' ich treulich beibehalten,
Aus dem Kreuz will ich dem Kreuze
Seinen schönsten Sieg gestalten!"
Gudula hat ihn verstanden,
Jede Antwort thut's bekunden,
Eifrig lauscht sie, -- es entfliehen
Pfeilgeschwind die Morgenstunden.
"Und wie steht es mit dem Chore?
Wolltest ja die Zeichnung bringen."
Traurig senkt der Mönch das Antlitz:
"Dieser Chor will nicht gelingen,
Habe ihn bis jetzt gehalten
Ganz nach dem Amiens'er Stile,
Doch gefällt's mir nicht. Statt näher,
Komm' ich weiter stets vom Ziele.
Möchte ihn so gerne wölben
Aller steifen Kunst zum Hohne;
In dem Schöpfungsbuche selber
Forsch' ich nach des Werkes Krone,
So wie Gott am Dom des Himmels
Formte Sterne, Mond und Sonnen,
Also möcht' ich meine Weisheit
Schöpfen aus des Urquells Bronnen!"
Und mit abgewandtem Haupte
Reicht er seufzend ihr die Streifen
Der Entwürfe. -- Sorgsam forschend
Ihre Blicke drüber schweifen,
Lang und schweigend, -- wie auch kann sie
Lob ihm oder Tadel sprechen?
Dann neigt sie sich hin zum Moose,
Eine Blume draus zu brechen,
Hab' ich treulich beibehalten,
Aus dem Kreuz will ich dem Kreuze
Seinen ſchönſten Sieg geſtalten!“
Gudula hat ihn verſtanden,
Jede Antwort thut's bekunden,
Eifrig lauſcht ſie, — es entfliehen
Pfeilgeſchwind die Morgenſtunden.
„Und wie ſteht es mit dem Chore?
Wollteſt ja die Zeichnung bringen.“
Traurig ſenkt der Mönch das Antlitz:
„Dieſer Chor will nicht gelingen,
Habe ihn bis jetzt gehalten
Ganz nach dem Amiens'er Stile,
Doch gefällt's mir nicht. Statt näher,
Komm' ich weiter ſtets vom Ziele.
Möchte ihn ſo gerne wölben
Aller ſteifen Kunſt zum Hohne;
In dem Schöpfungsbuche ſelber
Forſch' ich nach des Werkes Krone,
So wie Gott am Dom des Himmels
Formte Sterne, Mond und Sonnen,
Alſo möcht' ich meine Weisheit
Schöpfen aus des Urquells Bronnen!“
Und mit abgewandtem Haupte
Reicht er ſeufzend ihr die Streifen
Der Entwürfe. — Sorgſam forſchend
Ihre Blicke drüber ſchweifen,
Lang und ſchweigend, — wie auch kann ſie
Lob ihm oder Tadel ſprechen?
Dann neigt ſie ſich hin zum Mooſe,
Eine Blume draus zu brechen,
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[114/0128] Hab' ich treulich beibehalten, Aus dem Kreuz will ich dem Kreuze Seinen ſchönſten Sieg geſtalten!“ Gudula hat ihn verſtanden, Jede Antwort thut's bekunden, Eifrig lauſcht ſie, — es entfliehen Pfeilgeſchwind die Morgenſtunden. „Und wie ſteht es mit dem Chore? Wollteſt ja die Zeichnung bringen.“ Traurig ſenkt der Mönch das Antlitz: „Dieſer Chor will nicht gelingen, Habe ihn bis jetzt gehalten Ganz nach dem Amiens'er Stile, Doch gefällt's mir nicht. Statt näher, Komm' ich weiter ſtets vom Ziele. Möchte ihn ſo gerne wölben Aller ſteifen Kunſt zum Hohne; In dem Schöpfungsbuche ſelber Forſch' ich nach des Werkes Krone, So wie Gott am Dom des Himmels Formte Sterne, Mond und Sonnen, Alſo möcht' ich meine Weisheit Schöpfen aus des Urquells Bronnen!“ Und mit abgewandtem Haupte Reicht er ſeufzend ihr die Streifen Der Entwürfe. — Sorgſam forſchend Ihre Blicke drüber ſchweifen, Lang und ſchweigend, — wie auch kann ſie Lob ihm oder Tadel ſprechen? Dann neigt ſie ſich hin zum Mooſe, Eine Blume draus zu brechen,

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/128>, abgerufen am 21.11.2024.