Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Als mein Vater in Geschäften
Weit mit mir ins Land gefahren.
Sind bis Welschland gar gekommen
Auf den mühevollen Reisen,
Rasteten auch einst zwei Tage
In der Stadt, Amiens geheißen.
Alle sonst'ge Schönheit missend,
Wandert' ich unzähl'ge Male
Zu der hohen, wundervollen
Steingebauten Kathedrale,
Stand versunken ganz in Schauen,
Solche Hoheit zu erfassen.
Niemals hat das Angedenken
Jenes Bau's mich mehr verlassen,
War ein Kind noch, sechzehn Jahre
Mochte ich wohl damals zählen,
Dennoch wußte Geist und Auge
Sich beim Anblick zu vermählen,
Und ich dachte oft im Herzen:
Die zum Lob des Christenthumes
Tempel Ihr und Münster bauet,
Ach, gedenket doch des Ruhmes
Und des Zeichens unsres Glaubens!
Auf dem Kreuz ruht jeglich Leben,
Darum laßt auch aus dem Kreuze
Euer Heiligthum sich heben!
Und so hab' ich diesem Plane
Manch' Erinnern einverwebet,
Wie das Bild mir jenes Münsters
Zu Amiens vor Augen schwebet,
Aber meine Grundgedanken
v. Eschtruth, Katz' und Maus. 8
Als mein Vater in Geſchäften
Weit mit mir ins Land gefahren.
Sind bis Welſchland gar gekommen
Auf den mühevollen Reiſen,
Raſteten auch einſt zwei Tage
In der Stadt, Amiens geheißen.
Alle ſonſt'ge Schönheit miſſend,
Wandert' ich unzähl'ge Male
Zu der hohen, wundervollen
Steingebauten Kathedrale,
Stand verſunken ganz in Schauen,
Solche Hoheit zu erfaſſen.
Niemals hat das Angedenken
Jenes Bau's mich mehr verlaſſen,
War ein Kind noch, ſechzehn Jahre
Mochte ich wohl damals zählen,
Dennoch wußte Geiſt und Auge
Sich beim Anblick zu vermählen,
Und ich dachte oft im Herzen:
Die zum Lob des Chriſtenthumes
Tempel Ihr und Münſter bauet,
Ach, gedenket doch des Ruhmes
Und des Zeichens unſres Glaubens!
Auf dem Kreuz ruht jeglich Leben,
Darum laßt auch aus dem Kreuze
Euer Heiligthum ſich heben!
Und ſo hab' ich dieſem Plane
Manch' Erinnern einverwebet,
Wie das Bild mir jenes Münſters
Zu Amiens vor Augen ſchwebet,
Aber meine Grundgedanken
v. Eſchtruth, Katz' und Maus. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0127" n="113"/>
          <lg n="2">
            <l>Als mein Vater in Ge&#x017F;chäften</l><lb/>
            <l>Weit mit mir ins Land gefahren.</l><lb/>
            <l>Sind bis Wel&#x017F;chland gar gekommen</l><lb/>
            <l>Auf den mühevollen Rei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Ra&#x017F;teten auch ein&#x017F;t zwei Tage</l><lb/>
            <l>In der Stadt, Amiens geheißen.</l><lb/>
            <l>Alle &#x017F;on&#x017F;t'ge Schönheit mi&#x017F;&#x017F;end,</l><lb/>
            <l>Wandert' ich unzähl'ge Male</l><lb/>
            <l>Zu der hohen, wundervollen</l><lb/>
            <l>Steingebauten Kathedrale,</l><lb/>
            <l>Stand ver&#x017F;unken ganz in Schauen,</l><lb/>
            <l>Solche Hoheit zu erfa&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Niemals hat das Angedenken</l><lb/>
            <l>Jenes Bau's mich mehr verla&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>War ein Kind noch, &#x017F;echzehn Jahre</l><lb/>
            <l>Mochte ich wohl damals zählen,</l><lb/>
            <l>Dennoch wußte Gei&#x017F;t und Auge</l><lb/>
            <l>Sich beim Anblick zu vermählen,</l><lb/>
            <l>Und ich dachte oft im Herzen:</l><lb/>
            <l>Die zum Lob des Chri&#x017F;tenthumes</l><lb/>
            <l>Tempel Ihr und Mün&#x017F;ter bauet,</l><lb/>
            <l>Ach, gedenket doch des Ruhmes</l><lb/>
            <l>Und des Zeichens un&#x017F;res Glaubens!</l><lb/>
            <l>Auf dem Kreuz ruht jeglich Leben,</l><lb/>
            <l>Darum laßt auch aus dem Kreuze</l><lb/>
            <l>Euer Heiligthum &#x017F;ich heben!</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;o hab' ich die&#x017F;em Plane</l><lb/>
            <l>Manch' Erinnern einverwebet,</l><lb/>
            <l>Wie das Bild mir jenes Mün&#x017F;ters</l><lb/>
            <l>Zu Amiens vor Augen &#x017F;chwebet,</l><lb/>
            <l>Aber meine Grundgedanken</l><lb/>
          </lg>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">v</hi>. E&#x017F;chtruth, Katz' und Maus. 8<lb/></fw>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0127] Als mein Vater in Geſchäften Weit mit mir ins Land gefahren. Sind bis Welſchland gar gekommen Auf den mühevollen Reiſen, Raſteten auch einſt zwei Tage In der Stadt, Amiens geheißen. Alle ſonſt'ge Schönheit miſſend, Wandert' ich unzähl'ge Male Zu der hohen, wundervollen Steingebauten Kathedrale, Stand verſunken ganz in Schauen, Solche Hoheit zu erfaſſen. Niemals hat das Angedenken Jenes Bau's mich mehr verlaſſen, War ein Kind noch, ſechzehn Jahre Mochte ich wohl damals zählen, Dennoch wußte Geiſt und Auge Sich beim Anblick zu vermählen, Und ich dachte oft im Herzen: Die zum Lob des Chriſtenthumes Tempel Ihr und Münſter bauet, Ach, gedenket doch des Ruhmes Und des Zeichens unſres Glaubens! Auf dem Kreuz ruht jeglich Leben, Darum laßt auch aus dem Kreuze Euer Heiligthum ſich heben! Und ſo hab' ich dieſem Plane Manch' Erinnern einverwebet, Wie das Bild mir jenes Münſters Zu Amiens vor Augen ſchwebet, Aber meine Grundgedanken v. Eſchtruth, Katz' und Maus. 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/127
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/127>, abgerufen am 21.11.2024.