Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Als mein Vater in Geschäften
Weit mit mir ins Land gefahren. Sind bis Welschland gar gekommen Auf den mühevollen Reisen, Rasteten auch einst zwei Tage In der Stadt, Amiens geheißen. Alle sonst'ge Schönheit missend, Wandert' ich unzähl'ge Male Zu der hohen, wundervollen Steingebauten Kathedrale, Stand versunken ganz in Schauen, Solche Hoheit zu erfassen. Niemals hat das Angedenken Jenes Bau's mich mehr verlassen, War ein Kind noch, sechzehn Jahre Mochte ich wohl damals zählen, Dennoch wußte Geist und Auge Sich beim Anblick zu vermählen, Und ich dachte oft im Herzen: Die zum Lob des Christenthumes Tempel Ihr und Münster bauet, Ach, gedenket doch des Ruhmes Und des Zeichens unsres Glaubens! Auf dem Kreuz ruht jeglich Leben, Darum laßt auch aus dem Kreuze Euer Heiligthum sich heben! Und so hab' ich diesem Plane Manch' Erinnern einverwebet, Wie das Bild mir jenes Münsters Zu Amiens vor Augen schwebet, Aber meine Grundgedanken v. Eschtruth, Katz' und Maus. 8
Als mein Vater in Geſchäften
Weit mit mir ins Land gefahren. Sind bis Welſchland gar gekommen Auf den mühevollen Reiſen, Raſteten auch einſt zwei Tage In der Stadt, Amiens geheißen. Alle ſonſt'ge Schönheit miſſend, Wandert' ich unzähl'ge Male Zu der hohen, wundervollen Steingebauten Kathedrale, Stand verſunken ganz in Schauen, Solche Hoheit zu erfaſſen. Niemals hat das Angedenken Jenes Bau's mich mehr verlaſſen, War ein Kind noch, ſechzehn Jahre Mochte ich wohl damals zählen, Dennoch wußte Geiſt und Auge Sich beim Anblick zu vermählen, Und ich dachte oft im Herzen: Die zum Lob des Chriſtenthumes Tempel Ihr und Münſter bauet, Ach, gedenket doch des Ruhmes Und des Zeichens unſres Glaubens! Auf dem Kreuz ruht jeglich Leben, Darum laßt auch aus dem Kreuze Euer Heiligthum ſich heben! Und ſo hab' ich dieſem Plane Manch' Erinnern einverwebet, Wie das Bild mir jenes Münſters Zu Amiens vor Augen ſchwebet, Aber meine Grundgedanken v. Eſchtruth, Katz' und Maus. 8
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Als mein Vater in Geſchäften
Weit mit mir ins Land gefahren.
Sind bis Welſchland gar gekommen
Auf den mühevollen Reiſen,
Raſteten auch einſt zwei Tage
In der Stadt, Amiens geheißen.
Alle ſonſt'ge Schönheit miſſend,
Wandert' ich unzähl'ge Male
Zu der hohen, wundervollen
Steingebauten Kathedrale,
Stand verſunken ganz in Schauen,
Solche Hoheit zu erfaſſen.
Niemals hat das Angedenken
Jenes Bau's mich mehr verlaſſen,
War ein Kind noch, ſechzehn Jahre
Mochte ich wohl damals zählen,
Dennoch wußte Geiſt und Auge
Sich beim Anblick zu vermählen,
Und ich dachte oft im Herzen:
Die zum Lob des Chriſtenthumes
Tempel Ihr und Münſter bauet,
Ach, gedenket doch des Ruhmes
Und des Zeichens unſres Glaubens!
Auf dem Kreuz ruht jeglich Leben,
Darum laßt auch aus dem Kreuze
Euer Heiligthum ſich heben!
Und ſo hab' ich dieſem Plane
Manch' Erinnern einverwebet,
Wie das Bild mir jenes Münſters
Zu Amiens vor Augen ſchwebet,
Aber meine Grundgedanken
v. Eſchtruth, Katz' und Maus. 8
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