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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Auf dem moos'gen Stamm im Walde
Welch' ein frohbewegtes Leben,
Welch' ein Fragen, welch' ein Forschen,
Welch' ein selig Antwortgeben!
Eifrig in die kleinen Hände
Sammelt Gudula die Pracht
Jener Dombaupergamente,
Die Gerhardus' Geist erdacht,
Und wie durch die Finger gleiten
Immer neue Wunderstreifen,
Kann des Waldkinds Sinn die Fülle
Solcher Schönheit kaum begreifen,
Oft auch bietet sich den Blicken
Nur ein Plan mit graden Strichen,
Kreuz und quer ist er durchzogen
Von viel Schnörkeln, wunderlichen,
Und da giebt es viel zu fragen,
Viel zu staunen und zu merken.
Wunderdinge muß sie hören
Von gewalt'gen Meisterwerken;
Und das Blatt empor dann hebend
Und gewandt zum Sonnenlichte,
Spricht der Mönch mit heißem Auge
Und glückstrahlendem Gesichte:
"Kannst Du, liebes Dirnlein, schauen,
Welche Form dem Plan gegeben?
Wie ein Kreuz gestaltet, soll sich
Meine Kirche einst erheben,
Und so ist es schon mein Träumen
Seit den frühsten Jugendjahren,

Auf dem mooſ'gen Stamm im Walde
Welch' ein frohbewegtes Leben,
Welch' ein Fragen, welch' ein Forſchen,
Welch' ein ſelig Antwortgeben!
Eifrig in die kleinen Hände
Sammelt Gudula die Pracht
Jener Dombaupergamente,
Die Gerhardus' Geiſt erdacht,
Und wie durch die Finger gleiten
Immer neue Wunderſtreifen,
Kann des Waldkinds Sinn die Fülle
Solcher Schönheit kaum begreifen,
Oft auch bietet ſich den Blicken
Nur ein Plan mit graden Strichen,
Kreuz und quer iſt er durchzogen
Von viel Schnörkeln, wunderlichen,
Und da giebt es viel zu fragen,
Viel zu ſtaunen und zu merken.
Wunderdinge muß ſie hören
Von gewalt'gen Meiſterwerken;
Und das Blatt empor dann hebend
Und gewandt zum Sonnenlichte,
Spricht der Mönch mit heißem Auge
Und glückſtrahlendem Geſichte:
„Kannſt Du, liebes Dirnlein, ſchauen,
Welche Form dem Plan gegeben?
Wie ein Kreuz geſtaltet, ſoll ſich
Meine Kirche einſt erheben,
Und ſo iſt es ſchon mein Träumen
Seit den frühſten Jugendjahren,
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[112/0126] Auf dem mooſ'gen Stamm im Walde Welch' ein frohbewegtes Leben, Welch' ein Fragen, welch' ein Forſchen, Welch' ein ſelig Antwortgeben! Eifrig in die kleinen Hände Sammelt Gudula die Pracht Jener Dombaupergamente, Die Gerhardus' Geiſt erdacht, Und wie durch die Finger gleiten Immer neue Wunderſtreifen, Kann des Waldkinds Sinn die Fülle Solcher Schönheit kaum begreifen, Oft auch bietet ſich den Blicken Nur ein Plan mit graden Strichen, Kreuz und quer iſt er durchzogen Von viel Schnörkeln, wunderlichen, Und da giebt es viel zu fragen, Viel zu ſtaunen und zu merken. Wunderdinge muß ſie hören Von gewalt'gen Meiſterwerken; Und das Blatt empor dann hebend Und gewandt zum Sonnenlichte, Spricht der Mönch mit heißem Auge Und glückſtrahlendem Geſichte: „Kannſt Du, liebes Dirnlein, ſchauen, Welche Form dem Plan gegeben? Wie ein Kreuz geſtaltet, ſoll ſich Meine Kirche einſt erheben, Und ſo iſt es ſchon mein Träumen Seit den frühſten Jugendjahren,

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/126>, abgerufen am 21.11.2024.