Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886."Da schaut, Petronella, das graue Gestein,
Den Teufel schlang's und die Holzenburg ein! Mir macht es nicht bang, ich trete davor Und schlag' mit dem Schwert an das höllische Thor Und rufe: ""Hei Satanas -- auf mit der Thür! Herr Heinrich von Hessen steht zürnend dafür, Der will Dich verjagen mit Knüttel und Brand Aus seinem geliebten, thüringischen Land!"" Da lächelt die Jungfrau, und lächelnd sie nickt: "So hab' ich es gern, wie mein Aug' Euch erblickt; Herr Heinrich von Hessen, als Kind schon ein Held, Bezwinget als Mann alle Teufel der Welt!" Und weiter geht es zum Bergeskamm, Da ragen die Tannen wohl Stamm an Stamm, Hochebene dehnt sich und Wiesenplan, Zum Rasten und Lagern just angethan, Wohl sah dort die Eich' schon Jahrhunderte ziehn, Dort richtet den fürstlichen Baldachin, Webt flatterndes Tuch durch der Zweige Grün, Mit Teppichen decket des Bodens Blüh'n, Herzu mit dem Labtrunk, bereitet das Mahl! Hell schmettert der Hornruf zum sonnigen Thal, Und während im Walde schafft emsig der Troß, Steiget Sophie und Heinrich vom Roß. Mit Nella und weniger Edlen Geleit Schreitet die Fürstin zum Breitengescheid, Auf moosigem Pfade, im Sonnenbrand, Jung Heinrich führet sie ernst an der Hand Und blicket hinab in den schwindelnden Grund, Hinab in den klüftigen, gähnenden Schlund, Da rieselt das Wasser und tropft am Gestein, „Da ſchaut, Petronella, das graue Geſtein,
Den Teufel ſchlang's und die Holzenburg ein! Mir macht es nicht bang, ich trete davor Und ſchlag' mit dem Schwert an das hölliſche Thor Und rufe: „„Hei Satanas — auf mit der Thür! Herr Heinrich von Heſſen ſteht zürnend dafür, Der will Dich verjagen mit Knüttel und Brand Aus ſeinem geliebten, thüringiſchen Land!““ Da lächelt die Jungfrau, und lächelnd ſie nickt: „So hab' ich es gern, wie mein Aug' Euch erblickt; Herr Heinrich von Heſſen, als Kind ſchon ein Held, Bezwinget als Mann alle Teufel der Welt!“ Und weiter geht es zum Bergeskamm, Da ragen die Tannen wohl Stamm an Stamm, Hochebene dehnt ſich und Wieſenplan, Zum Raſten und Lagern juſt angethan, Wohl ſah dort die Eich' ſchon Jahrhunderte ziehn, Dort richtet den fürſtlichen Baldachin, Webt flatterndes Tuch durch der Zweige Grün, Mit Teppichen decket des Bodens Blüh'n, Herzu mit dem Labtrunk, bereitet das Mahl! Hell ſchmettert der Hornruf zum ſonnigen Thal, Und während im Walde ſchafft emſig der Troß, Steiget Sophie und Heinrich vom Roß. Mit Nella und weniger Edlen Geleit Schreitet die Fürſtin zum Breitengeſcheid, Auf mooſigem Pfade, im Sonnenbrand, Jung Heinrich führet ſie ernſt an der Hand Und blicket hinab in den ſchwindelnden Grund, Hinab in den klüftigen, gähnenden Schlund, Da rieſelt das Waſſer und tropft am Geſtein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0134" n="120"/> <lg n="2"> <l>„Da ſchaut, Petronella, das graue Geſtein,</l><lb/> <l>Den Teufel ſchlang's und die Holzenburg ein!</l><lb/> <l>Mir macht es nicht bang, ich trete davor</l><lb/> <l>Und ſchlag' mit dem Schwert an das hölliſche Thor</l><lb/> <l>Und rufe: „„Hei Satanas — auf mit der Thür!</l><lb/> <l>Herr Heinrich von Heſſen ſteht zürnend dafür,</l><lb/> <l>Der will Dich verjagen mit Knüttel und Brand</l><lb/> <l>Aus ſeinem geliebten, thüringiſchen Land!““</l><lb/> <l>Da lächelt die Jungfrau, und lächelnd ſie nickt:</l><lb/> <l>„So hab' ich es gern, wie mein Aug' Euch erblickt;</l><lb/> <l>Herr Heinrich von Heſſen, als Kind ſchon ein Held,</l><lb/> <l>Bezwinget als Mann alle Teufel der Welt!“</l><lb/> <l>Und weiter geht es zum Bergeskamm,</l><lb/> <l>Da ragen die Tannen wohl Stamm an Stamm,</l><lb/> <l>Hochebene dehnt ſich und Wieſenplan,</l><lb/> <l>Zum Raſten und Lagern juſt angethan,</l><lb/> <l>Wohl ſah dort die Eich' ſchon Jahrhunderte ziehn,</l><lb/> <l>Dort richtet den fürſtlichen Baldachin,</l><lb/> <l>Webt flatterndes Tuch durch der Zweige Grün,</l><lb/> <l>Mit Teppichen decket des Bodens Blüh'n,</l><lb/> <l>Herzu mit dem Labtrunk, bereitet das Mahl!</l><lb/> <l>Hell ſchmettert der Hornruf zum ſonnigen Thal,</l><lb/> <l>Und während im Walde ſchafft emſig der Troß,</l><lb/> <l>Steiget Sophie und Heinrich vom Roß.</l><lb/> <l>Mit Nella und weniger Edlen Geleit</l><lb/> <l>Schreitet die Fürſtin zum Breitengeſcheid,</l><lb/> <l>Auf mooſigem Pfade, im Sonnenbrand,</l><lb/> <l>Jung Heinrich führet ſie ernſt an der Hand</l><lb/> <l>Und blicket hinab in den ſchwindelnden Grund,</l><lb/> <l>Hinab in den klüftigen, gähnenden Schlund,</l><lb/> <l>Da rieſelt das Waſſer und tropft am Geſtein,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [120/0134]
„Da ſchaut, Petronella, das graue Geſtein,
Den Teufel ſchlang's und die Holzenburg ein!
Mir macht es nicht bang, ich trete davor
Und ſchlag' mit dem Schwert an das hölliſche Thor
Und rufe: „„Hei Satanas — auf mit der Thür!
Herr Heinrich von Heſſen ſteht zürnend dafür,
Der will Dich verjagen mit Knüttel und Brand
Aus ſeinem geliebten, thüringiſchen Land!““
Da lächelt die Jungfrau, und lächelnd ſie nickt:
„So hab' ich es gern, wie mein Aug' Euch erblickt;
Herr Heinrich von Heſſen, als Kind ſchon ein Held,
Bezwinget als Mann alle Teufel der Welt!“
Und weiter geht es zum Bergeskamm,
Da ragen die Tannen wohl Stamm an Stamm,
Hochebene dehnt ſich und Wieſenplan,
Zum Raſten und Lagern juſt angethan,
Wohl ſah dort die Eich' ſchon Jahrhunderte ziehn,
Dort richtet den fürſtlichen Baldachin,
Webt flatterndes Tuch durch der Zweige Grün,
Mit Teppichen decket des Bodens Blüh'n,
Herzu mit dem Labtrunk, bereitet das Mahl!
Hell ſchmettert der Hornruf zum ſonnigen Thal,
Und während im Walde ſchafft emſig der Troß,
Steiget Sophie und Heinrich vom Roß.
Mit Nella und weniger Edlen Geleit
Schreitet die Fürſtin zum Breitengeſcheid,
Auf mooſigem Pfade, im Sonnenbrand,
Jung Heinrich führet ſie ernſt an der Hand
Und blicket hinab in den ſchwindelnden Grund,
Hinab in den klüftigen, gähnenden Schlund,
Da rieſelt das Waſſer und tropft am Geſtein,
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