Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Da blickt man so hohl und so düster hinein, Und Stille ringsum, und ernst jed' Gesicht. Da lächelt der Knabe: "Ich fürchte mich nicht!" Und laut er ruft, daß am Felsen es hallt: "He Teufel! -- Du Ritter von schwarzer Gestalt! Im Namen der Heiligen, die ich anbet', Hervor nun komme zur grimmigen Fehd'! Das Kreuzeszeichen, ich schlag's wider Dich, Mein frommes Gemüthe, das wappenet mich, So jag' ich hinaus Dich zum Thüringer Land, Sein Schirmherr und Landgraf, das Kind von Brabant!" Still bleibt's in der Tiefe, das Sonnenlicht glüht, Daß blitzend das Wasser in Funken versprüht, Und Heinrich ruft kühner und lauter zumal, Doch Echo nur hallet im waldigen Thal. Da fasset Sophia ein Kreuzlein von Stein Und pflanzt's in die klüftigen Felsen hinein, Hebt segnend die Hände darüber und spricht: "Das Kreuz hat gesieget, der Wahnwitz zerbricht, Das Teufelswerk lösch' ich zur selbigen Stund' Und tilg' es, wie hier, in der Leute Mund, Vom Thüringer Land soll für ewige Zeit Dem Teufel gehören kein Fingerbreit!" Und Jubel erhebt sich ringsum auf dem Plan, Die Dienstbaren sind's, die solch' Schauspiel ersah'n, Sie schwenken die Fähnlein, die bunten, im Wind: "Heil, Heil unserm Heinrich, dem hessischen Kind!" Nur Nella allein steht am Abgrunde dicht, Zur Tiefe gewendet ihr bleiches Gesicht, Ihr ist es, als müsse aus düsterm Gestein Urplötzlich sie treffen das Auge sein, Da blickt man ſo hohl und ſo düſter hinein, Und Stille ringsum, und ernſt jed' Geſicht. Da lächelt der Knabe: „Ich fürchte mich nicht!“ Und laut er ruft, daß am Felſen es hallt: „He Teufel! — Du Ritter von ſchwarzer Geſtalt! Im Namen der Heiligen, die ich anbet', Hervor nun komme zur grimmigen Fehd'! Das Kreuzeszeichen, ich ſchlag's wider Dich, Mein frommes Gemüthe, das wappenet mich, So jag' ich hinaus Dich zum Thüringer Land, Sein Schirmherr und Landgraf, das Kind von Brabant!“ Still bleibt's in der Tiefe, das Sonnenlicht glüht, Daß blitzend das Waſſer in Funken verſprüht, Und Heinrich ruft kühner und lauter zumal, Doch Echo nur hallet im waldigen Thal. Da faſſet Sophia ein Kreuzlein von Stein Und pflanzt's in die klüftigen Felſen hinein, Hebt ſegnend die Hände darüber und ſpricht: „Das Kreuz hat geſieget, der Wahnwitz zerbricht, Das Teufelswerk löſch' ich zur ſelbigen Stund' Und tilg' es, wie hier, in der Leute Mund, Vom Thüringer Land ſoll für ewige Zeit Dem Teufel gehören kein Fingerbreit!“ Und Jubel erhebt ſich ringsum auf dem Plan, Die Dienſtbaren ſind's, die ſolch' Schauſpiel erſah'n, Sie ſchwenken die Fähnlein, die bunten, im Wind: „Heil, Heil unſerm Heinrich, dem heſſiſchen Kind!“ Nur Nella allein ſteht am Abgrunde dicht, Zur Tiefe gewendet ihr bleiches Geſicht, Ihr iſt es, als müſſe aus düſterm Geſtein Urplötzlich ſie treffen das Auge ſein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0135" n="121"/> <lg n="3"> <l>Da blickt man ſo hohl und ſo düſter hinein,</l><lb/> <l>Und Stille ringsum, und ernſt jed' Geſicht.</l><lb/> <l>Da lächelt der Knabe: „Ich fürchte mich nicht!“</l><lb/> <l>Und laut er ruft, daß am Felſen es hallt:</l><lb/> <l>„He Teufel! — Du Ritter von ſchwarzer Geſtalt!</l><lb/> <l>Im Namen der Heiligen, die ich anbet',</l><lb/> <l>Hervor nun komme zur grimmigen Fehd'!</l><lb/> <l>Das Kreuzeszeichen, ich ſchlag's wider Dich,</l><lb/> <l>Mein frommes Gemüthe, das wappenet mich,</l><lb/> <l>So jag' ich hinaus Dich zum Thüringer Land,</l><lb/> <l>Sein Schirmherr und Landgraf, das Kind von Brabant!“</l><lb/> <l>Still bleibt's in der Tiefe, das Sonnenlicht glüht,</l><lb/> <l>Daß blitzend das Waſſer in Funken verſprüht,</l><lb/> <l>Und Heinrich ruft kühner und lauter zumal,</l><lb/> <l>Doch Echo nur hallet im waldigen Thal.</l><lb/> <l>Da faſſet Sophia ein Kreuzlein von Stein</l><lb/> <l>Und pflanzt's in die klüftigen Felſen hinein,</l><lb/> <l>Hebt ſegnend die Hände darüber und ſpricht:</l><lb/> <l>„Das Kreuz hat geſieget, der Wahnwitz zerbricht,</l><lb/> <l>Das Teufelswerk löſch' ich zur ſelbigen Stund'</l><lb/> <l>Und tilg' es, wie hier, in der Leute Mund,</l><lb/> <l>Vom Thüringer Land ſoll für ewige Zeit</l><lb/> <l>Dem Teufel gehören kein Fingerbreit!“</l><lb/> <l>Und Jubel erhebt ſich ringsum auf dem Plan,</l><lb/> <l>Die Dienſtbaren ſind's, die ſolch' Schauſpiel erſah'n,</l><lb/> <l>Sie ſchwenken die Fähnlein, die bunten, im Wind:</l><lb/> <l>„Heil, Heil unſerm Heinrich, dem heſſiſchen Kind!“</l><lb/> <l>Nur Nella allein ſteht am Abgrunde dicht,</l><lb/> <l>Zur Tiefe gewendet ihr bleiches Geſicht,</l><lb/> <l>Ihr iſt es, als müſſe aus düſterm Geſtein</l><lb/> <l>Urplötzlich ſie treffen das Auge ſein,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [121/0135]
Da blickt man ſo hohl und ſo düſter hinein,
Und Stille ringsum, und ernſt jed' Geſicht.
Da lächelt der Knabe: „Ich fürchte mich nicht!“
Und laut er ruft, daß am Felſen es hallt:
„He Teufel! — Du Ritter von ſchwarzer Geſtalt!
Im Namen der Heiligen, die ich anbet',
Hervor nun komme zur grimmigen Fehd'!
Das Kreuzeszeichen, ich ſchlag's wider Dich,
Mein frommes Gemüthe, das wappenet mich,
So jag' ich hinaus Dich zum Thüringer Land,
Sein Schirmherr und Landgraf, das Kind von Brabant!“
Still bleibt's in der Tiefe, das Sonnenlicht glüht,
Daß blitzend das Waſſer in Funken verſprüht,
Und Heinrich ruft kühner und lauter zumal,
Doch Echo nur hallet im waldigen Thal.
Da faſſet Sophia ein Kreuzlein von Stein
Und pflanzt's in die klüftigen Felſen hinein,
Hebt ſegnend die Hände darüber und ſpricht:
„Das Kreuz hat geſieget, der Wahnwitz zerbricht,
Das Teufelswerk löſch' ich zur ſelbigen Stund'
Und tilg' es, wie hier, in der Leute Mund,
Vom Thüringer Land ſoll für ewige Zeit
Dem Teufel gehören kein Fingerbreit!“
Und Jubel erhebt ſich ringsum auf dem Plan,
Die Dienſtbaren ſind's, die ſolch' Schauſpiel erſah'n,
Sie ſchwenken die Fähnlein, die bunten, im Wind:
„Heil, Heil unſerm Heinrich, dem heſſiſchen Kind!“
Nur Nella allein ſteht am Abgrunde dicht,
Zur Tiefe gewendet ihr bleiches Geſicht,
Ihr iſt es, als müſſe aus düſterm Geſtein
Urplötzlich ſie treffen das Auge ſein,
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