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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Und lange schon harr' ich, in Treu' und Geduld,
Ihr kamet ja heute und suchtet mein Haus,
Was wollt' bei der Katze die minnige Maus?"
Und abermals lacht er; dies Lachen vergällt
Nella seit langem schon Leben und Welt,
Mit glühenden Wangen, zur Seite gewandt,
Löst sie von seinem Nacken die Hand
Und zürnet stolz, verächtlich, kalt:
"Die Maus ist in der Katz' Gewalt,
Mein Leben nehmet, macht es Euch Spaß,
Freiwillig schenk' ich nur den Haß!"
Sanft läßt er sie gleiten zur Erde hin:
"Wie anders, o Fräulein, denkt Rittersinn,
Den Lohn veracht' ich, der sich fürwahr
Nicht bietet von selbst und freiwillig dar,
Reißt man vom Strauche die Rose im Zorn,
Entblättert den Kelch man und fühlt nur den Dorn!
Ich aber will, daß sie selber sich neigt,
Den süßen Kelch ohne Stachel mir zeigt,
Und will, daß von selber in minniger Lust
Das Mäuslein der Katze hinsinkt an die Brust!
So lebet denn wohl nun, zum dritten Mal,
Steigt ungefährdet hernieder zum Thal,
Und braucht Ihr einst Hülfe, ich bin auf dem Platz,
Dann, Mäuslein, rufe getrost Deine Katz'!"
Mit klirrendem Gruße, kühn und gewandt,
Drückt er des Fräuleins bebende Hand,
Und schnell wie ein Schatten, mit selt'nem Geschick,
Entschwindet er zwischen den Felsen dem Blick.
Auch Nella entflieht, und sie murmelt dabei:
"Hätt' nie ich geseh'n Dich, Kraut Wohlverleih!"

Und lange ſchon harr' ich, in Treu' und Geduld,
Ihr kamet ja heute und ſuchtet mein Haus,
Was wollt' bei der Katze die minnige Maus?“
Und abermals lacht er; dies Lachen vergällt
Nella ſeit langem ſchon Leben und Welt,
Mit glühenden Wangen, zur Seite gewandt,
Löſt ſie von ſeinem Nacken die Hand
Und zürnet ſtolz, verächtlich, kalt:
„Die Maus iſt in der Katz' Gewalt,
Mein Leben nehmet, macht es Euch Spaß,
Freiwillig ſchenk' ich nur den Haß!“
Sanft läßt er ſie gleiten zur Erde hin:
„Wie anders, o Fräulein, denkt Ritterſinn,
Den Lohn veracht' ich, der ſich fürwahr
Nicht bietet von ſelbſt und freiwillig dar,
Reißt man vom Strauche die Roſe im Zorn,
Entblättert den Kelch man und fühlt nur den Dorn!
Ich aber will, daß ſie ſelber ſich neigt,
Den ſüßen Kelch ohne Stachel mir zeigt,
Und will, daß von ſelber in minniger Luſt
Das Mäuslein der Katze hinſinkt an die Bruſt!
So lebet denn wohl nun, zum dritten Mal,
Steigt ungefährdet hernieder zum Thal,
Und braucht Ihr einſt Hülfe, ich bin auf dem Platz,
Dann, Mäuslein, rufe getroſt Deine Katz'!“
Mit klirrendem Gruße, kühn und gewandt,
Drückt er des Fräuleins bebende Hand,
Und ſchnell wie ein Schatten, mit ſelt'nem Geſchick,
Entſchwindet er zwiſchen den Felſen dem Blick.
Auch Nella entflieht, und ſie murmelt dabei:
„Hätt' nie ich geſeh'n Dich, Kraut Wohlverleih!“

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[127/0141] Und lange ſchon harr' ich, in Treu' und Geduld, Ihr kamet ja heute und ſuchtet mein Haus, Was wollt' bei der Katze die minnige Maus?“ Und abermals lacht er; dies Lachen vergällt Nella ſeit langem ſchon Leben und Welt, Mit glühenden Wangen, zur Seite gewandt, Löſt ſie von ſeinem Nacken die Hand Und zürnet ſtolz, verächtlich, kalt: „Die Maus iſt in der Katz' Gewalt, Mein Leben nehmet, macht es Euch Spaß, Freiwillig ſchenk' ich nur den Haß!“ Sanft läßt er ſie gleiten zur Erde hin: „Wie anders, o Fräulein, denkt Ritterſinn, Den Lohn veracht' ich, der ſich fürwahr Nicht bietet von ſelbſt und freiwillig dar, Reißt man vom Strauche die Roſe im Zorn, Entblättert den Kelch man und fühlt nur den Dorn! Ich aber will, daß ſie ſelber ſich neigt, Den ſüßen Kelch ohne Stachel mir zeigt, Und will, daß von ſelber in minniger Luſt Das Mäuslein der Katze hinſinkt an die Bruſt! So lebet denn wohl nun, zum dritten Mal, Steigt ungefährdet hernieder zum Thal, Und braucht Ihr einſt Hülfe, ich bin auf dem Platz, Dann, Mäuslein, rufe getroſt Deine Katz'!“ Mit klirrendem Gruße, kühn und gewandt, Drückt er des Fräuleins bebende Hand, Und ſchnell wie ein Schatten, mit ſelt'nem Geſchick, Entſchwindet er zwiſchen den Felſen dem Blick. Auch Nella entflieht, und ſie murmelt dabei: „Hätt' nie ich geſeh'n Dich, Kraut Wohlverleih!“

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/141>, abgerufen am 21.11.2024.