Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Ein Flöten und Jauchzen und Singen,
Beim Festbankett in dem Rittersaal Die güldenen Becher erklingen; Auch hat man zum Lobe der Kühnheit und Kraft Ein Lanzenstechen der Ritterschaft In Eisenach vorbereitet. Ganz nahe der Stadt, auf dem Wiesenplan, Hat man die Tribüne erbauet, Von welcher Sophia das Viereck der Bahn Mit Heinrich bequem überschauet; Viel Holzgerüste, sie schließen sich an, Drauf eng gedränget der Bürgersmann Das seltene Schauspiel erharret. Auf schnaubendem Rosse, in gleißender Pracht, Hersprengen die stolzen Gestalten, Es klirren die Schwerter, der Schild erkracht, Vom Lanzenstoße gespalten; Und Horngeschmetter verkündet im Kreis, Daß Treusche von Buttlar den ersten Preis, Den goldenen Humpen, erhalten. Und wiederum stampft es und wühlt den Sand, Es rasselt und schnaufet und klinget: Wohl dem, der aus Frau Sophias Hand Die gestickte Schärpe erringet! Es splittern die Schäfte. Heiß rennt man sich an, Bis Walther von Romrod die Schärpe gewann, Darreicht sie ihm Fürstin Sophia; Der dritte Preis ist ein Kränzelein schlicht, Das Petronella Eschwegen Mit eigener Hand jetzt aus Rosen flicht, Um des Siegers Stirn es zu legen. Ein Flöten und Jauchzen und Singen,
Beim Feſtbankett in dem Ritterſaal Die güldenen Becher erklingen; Auch hat man zum Lobe der Kühnheit und Kraft Ein Lanzenſtechen der Ritterſchaft In Eiſenach vorbereitet. Ganz nahe der Stadt, auf dem Wieſenplan, Hat man die Tribüne erbauet, Von welcher Sophia das Viereck der Bahn Mit Heinrich bequem überſchauet; Viel Holzgerüſte, ſie ſchließen ſich an, Drauf eng gedränget der Bürgersmann Das ſeltene Schauſpiel erharret. Auf ſchnaubendem Roſſe, in gleißender Pracht, Herſprengen die ſtolzen Geſtalten, Es klirren die Schwerter, der Schild erkracht, Vom Lanzenſtoße geſpalten; Und Horngeſchmetter verkündet im Kreis, Daß Treuſche von Buttlar den erſten Preis, Den goldenen Humpen, erhalten. Und wiederum ſtampft es und wühlt den Sand, Es raſſelt und ſchnaufet und klinget: Wohl dem, der aus Frau Sophias Hand Die geſtickte Schärpe erringet! Es ſplittern die Schäfte. Heiß rennt man ſich an, Bis Walther von Romrod die Schärpe gewann, Darreicht ſie ihm Fürſtin Sophia; Der dritte Preis iſt ein Kränzelein ſchlicht, Das Petronella Eſchwegen Mit eigener Hand jetzt aus Roſen flicht, Um des Siegers Stirn es zu legen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0144" n="130"/> <lg n="3"> <l>Ein Flöten und Jauchzen und Singen,</l><lb/> <l>Beim Feſtbankett in dem Ritterſaal</l><lb/> <l>Die güldenen Becher erklingen;</l><lb/> <l>Auch hat man zum Lobe der Kühnheit und Kraft</l><lb/> <l>Ein Lanzenſtechen der Ritterſchaft</l><lb/> <l>In Eiſenach vorbereitet.</l><lb/> <l>Ganz nahe der Stadt, auf dem Wieſenplan,</l><lb/> <l>Hat man die Tribüne erbauet,</l><lb/> <l>Von welcher Sophia das Viereck der Bahn</l><lb/> <l>Mit Heinrich bequem überſchauet;</l><lb/> <l>Viel Holzgerüſte, ſie ſchließen ſich an,</l><lb/> <l>Drauf eng gedränget der Bürgersmann</l><lb/> <l>Das ſeltene Schauſpiel erharret.</l><lb/> <l>Auf ſchnaubendem Roſſe, in gleißender Pracht,</l><lb/> <l>Herſprengen die ſtolzen Geſtalten,</l><lb/> <l>Es klirren die Schwerter, der Schild erkracht,</l><lb/> <l>Vom Lanzenſtoße geſpalten;</l><lb/> <l>Und Horngeſchmetter verkündet im Kreis,</l><lb/> <l>Daß Treuſche von Buttlar den erſten Preis,</l><lb/> <l>Den goldenen Humpen, erhalten.</l><lb/> <l>Und wiederum ſtampft es und wühlt den Sand,</l><lb/> <l>Es raſſelt und ſchnaufet und klinget:</l><lb/> <l>Wohl dem, der aus Frau Sophias Hand</l><lb/> <l>Die geſtickte Schärpe erringet!</l><lb/> <l>Es ſplittern die Schäfte. Heiß rennt man ſich an,</l><lb/> <l>Bis Walther von Romrod die Schärpe gewann,</l><lb/> <l>Darreicht ſie ihm Fürſtin Sophia;</l><lb/> <l>Der dritte Preis iſt ein Kränzelein ſchlicht,</l><lb/> <l>Das Petronella Eſchwegen</l><lb/> <l>Mit eigener Hand jetzt aus Roſen flicht,</l><lb/> <l>Um des Siegers Stirn es zu legen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [130/0144]
Ein Flöten und Jauchzen und Singen,
Beim Feſtbankett in dem Ritterſaal
Die güldenen Becher erklingen;
Auch hat man zum Lobe der Kühnheit und Kraft
Ein Lanzenſtechen der Ritterſchaft
In Eiſenach vorbereitet.
Ganz nahe der Stadt, auf dem Wieſenplan,
Hat man die Tribüne erbauet,
Von welcher Sophia das Viereck der Bahn
Mit Heinrich bequem überſchauet;
Viel Holzgerüſte, ſie ſchließen ſich an,
Drauf eng gedränget der Bürgersmann
Das ſeltene Schauſpiel erharret.
Auf ſchnaubendem Roſſe, in gleißender Pracht,
Herſprengen die ſtolzen Geſtalten,
Es klirren die Schwerter, der Schild erkracht,
Vom Lanzenſtoße geſpalten;
Und Horngeſchmetter verkündet im Kreis,
Daß Treuſche von Buttlar den erſten Preis,
Den goldenen Humpen, erhalten.
Und wiederum ſtampft es und wühlt den Sand,
Es raſſelt und ſchnaufet und klinget:
Wohl dem, der aus Frau Sophias Hand
Die geſtickte Schärpe erringet!
Es ſplittern die Schäfte. Heiß rennt man ſich an,
Bis Walther von Romrod die Schärpe gewann,
Darreicht ſie ihm Fürſtin Sophia;
Der dritte Preis iſt ein Kränzelein ſchlicht,
Das Petronella Eſchwegen
Mit eigener Hand jetzt aus Roſen flicht,
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/144>, abgerufen am 16.02.2025. |