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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Bei seinem Anblick der Zorn sie erfaßt,
Es mahnet sie an den Verhaßten;
Doch gar zu lieb tändelt's -- es stocket ihr Fuß,
Sie lockt es, um mit ihm zu scherzen,
Sie nimmt es empor, mit schüchternem Kuß
Beginnt sie das Thierlein zu herzen. --
"So steht es Euch gut. Es gebühret der Katz'
An Euerem Herzen ja längst schon der Platz!"
Ruft's plötzlich hervor aus dem Busche,
Und abermals, gleich wie gestampft aus der Erd',
Steht Er da! Doch schnell wieder springet
Zurück er zum Abhang, -- dann schnaufet ein Pferd,
Sein Hufschlag thaleinwärts verklinget.
Da schleudert das Kätzlein sie wild von sich fort:
"So bin ich denn sicher an keinem Ort
Vor diesem frechen Gesellen?"
Doch ob sie auch zornig verzieht das Gesicht,
Beschämt ihm zu zürnen, dem Kecken,
Ihr Stolz will es wohl, doch ihr Herz will es nicht,
Bewundert den muthigen Recken;
Die Eitelkeit flüstert ihr leis in das Ohr:
"Was wagt er für Dich nicht, der närrische Thor,
Das thut für 'ne Andre kein Andrer!" --
Da schmettert ein Hornstoß, und Nella erwacht,
Sieht sonnigen Morgen rings prangen,
Und hastig scheucht sie die Träume der Nacht
Hinweg von den rosigen Wangen.
Es hasten und rennen im Hofe die Leut',
Herrn Heinrichs Namenstag feiert man heut'
Mit Pauken und mit Trompeten.
Es widerhallet der Jubel im Thal,
v. Eschstruth, Katz' und Maus. 9
Bei ſeinem Anblick der Zorn ſie erfaßt,
Es mahnet ſie an den Verhaßten;
Doch gar zu lieb tändelt's — es ſtocket ihr Fuß,
Sie lockt es, um mit ihm zu ſcherzen,
Sie nimmt es empor, mit ſchüchternem Kuß
Beginnt ſie das Thierlein zu herzen. —
„So ſteht es Euch gut. Es gebühret der Katz'
An Euerem Herzen ja längſt ſchon der Platz!“
Ruft's plötzlich hervor aus dem Buſche,
Und abermals, gleich wie geſtampft aus der Erd',
Steht Er da! Doch ſchnell wieder ſpringet
Zurück er zum Abhang, — dann ſchnaufet ein Pferd,
Sein Hufſchlag thaleinwärts verklinget.
Da ſchleudert das Kätzlein ſie wild von ſich fort:
„So bin ich denn ſicher an keinem Ort
Vor dieſem frechen Geſellen?“
Doch ob ſie auch zornig verzieht das Geſicht,
Beſchämt ihm zu zürnen, dem Kecken,
Ihr Stolz will es wohl, doch ihr Herz will es nicht,
Bewundert den muthigen Recken;
Die Eitelkeit flüſtert ihr leis in das Ohr:
„Was wagt er für Dich nicht, der närriſche Thor,
Das thut für 'ne Andre kein Andrer!“ —
Da ſchmettert ein Hornſtoß, und Nella erwacht,
Sieht ſonnigen Morgen rings prangen,
Und haſtig ſcheucht ſie die Träume der Nacht
Hinweg von den roſigen Wangen.
Es haſten und rennen im Hofe die Leut',
Herrn Heinrichs Namenstag feiert man heut'
Mit Pauken und mit Trompeten.
Es widerhallet der Jubel im Thal,
v. Eſchſtruth, Katz' und Maus. 9
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[129/0143] Bei ſeinem Anblick der Zorn ſie erfaßt, Es mahnet ſie an den Verhaßten; Doch gar zu lieb tändelt's — es ſtocket ihr Fuß, Sie lockt es, um mit ihm zu ſcherzen, Sie nimmt es empor, mit ſchüchternem Kuß Beginnt ſie das Thierlein zu herzen. — „So ſteht es Euch gut. Es gebühret der Katz' An Euerem Herzen ja längſt ſchon der Platz!“ Ruft's plötzlich hervor aus dem Buſche, Und abermals, gleich wie geſtampft aus der Erd', Steht Er da! Doch ſchnell wieder ſpringet Zurück er zum Abhang, — dann ſchnaufet ein Pferd, Sein Hufſchlag thaleinwärts verklinget. Da ſchleudert das Kätzlein ſie wild von ſich fort: „So bin ich denn ſicher an keinem Ort Vor dieſem frechen Geſellen?“ Doch ob ſie auch zornig verzieht das Geſicht, Beſchämt ihm zu zürnen, dem Kecken, Ihr Stolz will es wohl, doch ihr Herz will es nicht, Bewundert den muthigen Recken; Die Eitelkeit flüſtert ihr leis in das Ohr: „Was wagt er für Dich nicht, der närriſche Thor, Das thut für 'ne Andre kein Andrer!“ — Da ſchmettert ein Hornſtoß, und Nella erwacht, Sieht ſonnigen Morgen rings prangen, Und haſtig ſcheucht ſie die Träume der Nacht Hinweg von den roſigen Wangen. Es haſten und rennen im Hofe die Leut', Herrn Heinrichs Namenstag feiert man heut' Mit Pauken und mit Trompeten. Es widerhallet der Jubel im Thal, v. Eſchſtruth, Katz' und Maus. 9

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/143>, abgerufen am 21.11.2024.