Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Hie und da ein freundlich Grüßen,
Kurzes Wort mit ihnen tauschend. "Nella!" ruft der Ritter plötzlich, "Tritt herzu und nimm die Kanne, Fülle Du einmal den Becher Diesem wackern alten Manne; Ist sein Haar auch schon bereifet, Schätzt er hoch doch solche Tugend, Und er denkt bei Deinem Anblick Doppelt gern entfloh'ner Jugend!" Schnell folgt Nella seinem Rufe, Will die schwere Kanne heben, Doch sie fühlt beim Blick des Klausners Ihre Hände jäh erbeben, Und zum Scherz sich zwingend, fragt sie: "Sitte ist's bei Edeldamen, Daß wir bei des Trunks Kredenzen Nennen unsern Gast bei Namen, Sagt, wie heißt Ihr?" Schnelles Lächeln Spielet auf des Alten Zügen: "Ein Gelübde heißt mich schweigen Und verbietet mir zu lügen! Meinen Namen, Fräulein, hab' ich Selbst fast mit der Zeit vergessen, Aber ""Pater Felis"" nannten Mich die Leute unterdessen." "Pater Felix? seid Ihr glücklich, Daß man Felix Euch benannte?" -- Doch der Klausner schaffet emsig Ordnend plötzlich am Gewande Und entgegnet: "Nein, Ihr irrt Euch, Hie und da ein freundlich Grüßen,
Kurzes Wort mit ihnen tauſchend. „Nella!“ ruft der Ritter plötzlich, „Tritt herzu und nimm die Kanne, Fülle Du einmal den Becher Dieſem wackern alten Manne; Iſt ſein Haar auch ſchon bereifet, Schätzt er hoch doch ſolche Tugend, Und er denkt bei Deinem Anblick Doppelt gern entfloh'ner Jugend!“ Schnell folgt Nella ſeinem Rufe, Will die ſchwere Kanne heben, Doch ſie fühlt beim Blick des Klausners Ihre Hände jäh erbeben, Und zum Scherz ſich zwingend, fragt ſie: „Sitte iſt's bei Edeldamen, Daß wir bei des Trunks Kredenzen Nennen unſern Gaſt bei Namen, Sagt, wie heißt Ihr?“ Schnelles Lächeln Spielet auf des Alten Zügen: „Ein Gelübde heißt mich ſchweigen Und verbietet mir zu lügen! Meinen Namen, Fräulein, hab' ich Selbſt faſt mit der Zeit vergeſſen, Aber „„Pater Felis““ nannten Mich die Leute unterdeſſen.“ „Pater Felix? ſeid Ihr glücklich, Daß man Felix Euch benannte?“ — Doch der Klausner ſchaffet emſig Ordnend plötzlich am Gewande Und entgegnet: „Nein, Ihr irrt Euch, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0176" n="162"/> <lg n="2"> <l>Hie und da ein freundlich Grüßen,</l><lb/> <l>Kurzes Wort mit ihnen tauſchend.</l><lb/> <l>„Nella!“ ruft der Ritter plötzlich,</l><lb/> <l>„Tritt herzu und nimm die Kanne,</l><lb/> <l>Fülle Du einmal den Becher</l><lb/> <l>Dieſem wackern alten Manne;</l><lb/> <l>Iſt ſein Haar auch ſchon bereifet,</l><lb/> <l>Schätzt er hoch doch ſolche Tugend,</l><lb/> <l>Und er denkt bei Deinem Anblick</l><lb/> <l>Doppelt gern entfloh'ner Jugend!“</l><lb/> <l>Schnell folgt Nella ſeinem Rufe,</l><lb/> <l>Will die ſchwere Kanne heben,</l><lb/> <l>Doch ſie fühlt beim Blick des Klausners</l><lb/> <l>Ihre Hände jäh erbeben,</l><lb/> <l>Und zum Scherz ſich zwingend, fragt ſie:</l><lb/> <l>„Sitte iſt's bei Edeldamen,</l><lb/> <l>Daß wir bei des Trunks Kredenzen</l><lb/> <l>Nennen unſern Gaſt bei Namen,</l><lb/> <l>Sagt, wie heißt Ihr?“ Schnelles Lächeln</l><lb/> <l>Spielet auf des Alten Zügen:</l><lb/> <l>„Ein Gelübde heißt mich ſchweigen</l><lb/> <l>Und verbietet mir zu lügen!</l><lb/> <l>Meinen Namen, Fräulein, hab' ich</l><lb/> <l>Selbſt faſt mit der Zeit vergeſſen,</l><lb/> <l>Aber „„Pater Felis““ nannten</l><lb/> <l>Mich die Leute unterdeſſen.“</l><lb/> <l>„Pater Felix? ſeid Ihr glücklich,</l><lb/> <l>Daß man Felix Euch benannte?“ —</l><lb/> <l>Doch der Klausner ſchaffet emſig</l><lb/> <l>Ordnend plötzlich am Gewande</l><lb/> <l>Und entgegnet: „Nein, Ihr irrt Euch,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [162/0176]
Hie und da ein freundlich Grüßen,
Kurzes Wort mit ihnen tauſchend.
„Nella!“ ruft der Ritter plötzlich,
„Tritt herzu und nimm die Kanne,
Fülle Du einmal den Becher
Dieſem wackern alten Manne;
Iſt ſein Haar auch ſchon bereifet,
Schätzt er hoch doch ſolche Tugend,
Und er denkt bei Deinem Anblick
Doppelt gern entfloh'ner Jugend!“
Schnell folgt Nella ſeinem Rufe,
Will die ſchwere Kanne heben,
Doch ſie fühlt beim Blick des Klausners
Ihre Hände jäh erbeben,
Und zum Scherz ſich zwingend, fragt ſie:
„Sitte iſt's bei Edeldamen,
Daß wir bei des Trunks Kredenzen
Nennen unſern Gaſt bei Namen,
Sagt, wie heißt Ihr?“ Schnelles Lächeln
Spielet auf des Alten Zügen:
„Ein Gelübde heißt mich ſchweigen
Und verbietet mir zu lügen!
Meinen Namen, Fräulein, hab' ich
Selbſt faſt mit der Zeit vergeſſen,
Aber „„Pater Felis““ nannten
Mich die Leute unterdeſſen.“
„Pater Felix? ſeid Ihr glücklich,
Daß man Felix Euch benannte?“ —
Doch der Klausner ſchaffet emſig
Ordnend plötzlich am Gewande
Und entgegnet: „Nein, Ihr irrt Euch,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |