Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.""Ganz sub rosa, lieber Bruder,
Will ich Dir das Räthsel lösen; Doch sprich' nicht davon im Lande: Jener schwarze Ritter, höre, War der wilde Frankensteiner, Der verkappt -- cui bono? frag' ich, An der Landstraß' Euch geplündert Und den Sakristan von Fulda Um das Testament bestohlen! Itzo nun kommt ihm die Strafe, Denn Bertholdus liegt mit Kriegsmacht Vor dem Mittelstein und Salzung' Und berennt die festen Schlösser!"" "Und der Frankensteiner? Gottfried, Wird er sich behaupten können?" Bleich, wie Schnee, fragt's Jungfrau Nella. "Gegen solche Macht, Vieledle, Kämpft ein Herzog selbst vergebens; Wird wohl jetzt dem Frankensteiner Ewiglich die Wildheit legen. Schad' um ihn! ich hab' im Lande Gar viel Gutes sagen hören Von des Ritters Muth und Stärke Und von seinem treuen Herzen, Das wohl Uebermuth und Frohsinn, Doch nicht Schlechtigkeit regiere. Wie man sagt, hat Haß und Falschheit Heimlich ihn dem Abt verrathen, Und um dieser Untreu' willen Büßt' er nun sein keckes Stücklein Leicht mit Tod und Untergange!" „„Ganz sub rosa, lieber Bruder,
Will ich Dir das Räthſel löſen; Doch ſprich' nicht davon im Lande: Jener ſchwarze Ritter, höre, War der wilde Frankenſteiner, Der verkappt — cui bono? frag' ich, An der Landſtraß' Euch geplündert Und den Sakriſtan von Fulda Um das Teſtament beſtohlen! Itzo nun kommt ihm die Strafe, Denn Bertholdus liegt mit Kriegsmacht Vor dem Mittelſtein und Salzung' Und berennt die feſten Schlöſſer!““ „Und der Frankenſteiner? Gottfried, Wird er ſich behaupten können?“ Bleich, wie Schnee, fragt's Jungfrau Nella. „Gegen ſolche Macht, Vieledle, Kämpft ein Herzog ſelbſt vergebens; Wird wohl jetzt dem Frankenſteiner Ewiglich die Wildheit legen. Schad' um ihn! ich hab' im Lande Gar viel Gutes ſagen hören Von des Ritters Muth und Stärke Und von ſeinem treuen Herzen, Das wohl Uebermuth und Frohſinn, Doch nicht Schlechtigkeit regiere. Wie man ſagt, hat Haß und Falſchheit Heimlich ihn dem Abt verrathen, Und um dieſer Untreu' willen Büßt' er nun ſein keckes Stücklein Leicht mit Tod und Untergange!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0185" n="171"/> <lg n="5"> <l>„„Ganz <hi rendition="#aq">sub rosa</hi>, lieber Bruder,</l><lb/> <l>Will ich Dir das Räthſel löſen;</l><lb/> <l>Doch ſprich' nicht davon im Lande:</l><lb/> <l>Jener ſchwarze Ritter, höre,</l><lb/> <l>War der wilde Frankenſteiner,</l><lb/> <l>Der verkappt — <hi rendition="#aq">cui bono</hi>? frag' ich,</l><lb/> <l>An der Landſtraß' Euch geplündert</l><lb/> <l>Und den Sakriſtan von Fulda</l><lb/> <l>Um das Teſtament beſtohlen!</l><lb/> <l>Itzo nun kommt ihm die Strafe,</l><lb/> <l>Denn Bertholdus liegt mit Kriegsmacht</l><lb/> <l>Vor dem Mittelſtein und Salzung'</l><lb/> <l>Und berennt die feſten Schlöſſer!““</l><lb/> <l>„Und der Frankenſteiner? Gottfried,</l><lb/> <l>Wird er ſich behaupten können?“</l><lb/> <l>Bleich, wie Schnee, fragt's Jungfrau Nella.</l><lb/> <l>„Gegen ſolche Macht, Vieledle,</l><lb/> <l>Kämpft ein Herzog ſelbſt vergebens;</l><lb/> <l>Wird wohl jetzt dem Frankenſteiner</l><lb/> <l>Ewiglich die Wildheit legen.</l><lb/> <l>Schad' um ihn! ich hab' im Lande</l><lb/> <l>Gar viel Gutes ſagen hören</l><lb/> <l>Von des Ritters Muth und Stärke</l><lb/> <l>Und von ſeinem treuen Herzen,</l><lb/> <l>Das wohl Uebermuth und Frohſinn,</l><lb/> <l>Doch nicht Schlechtigkeit regiere.</l><lb/> <l>Wie man ſagt, hat Haß und Falſchheit</l><lb/> <l>Heimlich ihn dem Abt verrathen,</l><lb/> <l>Und um dieſer Untreu' willen</l><lb/> <l>Büßt' er nun ſein keckes Stücklein</l><lb/> <l>Leicht mit Tod und Untergange!“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [171/0185]
„„Ganz sub rosa, lieber Bruder,
Will ich Dir das Räthſel löſen;
Doch ſprich' nicht davon im Lande:
Jener ſchwarze Ritter, höre,
War der wilde Frankenſteiner,
Der verkappt — cui bono? frag' ich,
An der Landſtraß' Euch geplündert
Und den Sakriſtan von Fulda
Um das Teſtament beſtohlen!
Itzo nun kommt ihm die Strafe,
Denn Bertholdus liegt mit Kriegsmacht
Vor dem Mittelſtein und Salzung'
Und berennt die feſten Schlöſſer!““
„Und der Frankenſteiner? Gottfried,
Wird er ſich behaupten können?“
Bleich, wie Schnee, fragt's Jungfrau Nella.
„Gegen ſolche Macht, Vieledle,
Kämpft ein Herzog ſelbſt vergebens;
Wird wohl jetzt dem Frankenſteiner
Ewiglich die Wildheit legen.
Schad' um ihn! ich hab' im Lande
Gar viel Gutes ſagen hören
Von des Ritters Muth und Stärke
Und von ſeinem treuen Herzen,
Das wohl Uebermuth und Frohſinn,
Doch nicht Schlechtigkeit regiere.
Wie man ſagt, hat Haß und Falſchheit
Heimlich ihn dem Abt verrathen,
Und um dieſer Untreu' willen
Büßt' er nun ſein keckes Stücklein
Leicht mit Tod und Untergange!“
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