Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Sinkt nieder ihre Hand, Die Rosengluth der Wangen Erbleicht zu weißem Schnee, Dahin ist Glück und Wonne, Im Herz das alte Weh. Verwirrt, beschämt, erschrocken Weicht seinem Blick sie aus: "Ich will es Nella sagen!" Und flieht zurück zum Haus Und stürmt empor die Stiege, Wirft sich an Nellas Brust: "Gerhardus!" -- Sanft nickt Nella: "Ich sah's und hab's gewußt, Erkannt' ihn nach dem Bilde, Wie mir's Dein Wort beschrieb -- Heil Dir, Du Uebersel'ge, Er kommt, er hat Dich lieb. Doch schnell jetzt ihm entgegen, Du ließt in wirrer Hast Im Hof, in Schnee und Kälte Zurück den lieben Gast." -- Und wieder ist es Abend,
Und wieder flammt der Kien, Es prasselt Tannenreisig Laut knisternd im Kamin, Und an der Tafel plaudert Vertraut der kleine Kreis, Denn wanderfrohe Kunde Der Mönch zu sagen weiß; Dieweil ihm gegenüber, Sinkt nieder ihre Hand, Die Roſengluth der Wangen Erbleicht zu weißem Schnee, Dahin iſt Glück und Wonne, Im Herz das alte Weh. Verwirrt, beſchämt, erſchrocken Weicht ſeinem Blick ſie aus: „Ich will es Nella ſagen!“ Und flieht zurück zum Haus Und ſtürmt empor die Stiege, Wirft ſich an Nellas Bruſt: „Gerhardus!“ — Sanft nickt Nella: „Ich ſah's und hab's gewußt, Erkannt' ihn nach dem Bilde, Wie mir's Dein Wort beſchrieb — Heil Dir, Du Ueberſel'ge, Er kommt, er hat Dich lieb. Doch ſchnell jetzt ihm entgegen, Du ließt in wirrer Haſt Im Hof, in Schnee und Kälte Zurück den lieben Gaſt.“ — Und wieder iſt es Abend,
Und wieder flammt der Kien, Es praſſelt Tannenreiſig Laut kniſternd im Kamin, Und an der Tafel plaudert Vertraut der kleine Kreis, Denn wanderfrohe Kunde Der Mönch zu ſagen weiß; Dieweil ihm gegenüber, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0200" n="186"/> <lg n="6"> <l>Sinkt nieder ihre Hand,</l><lb/> <l>Die Roſengluth der Wangen</l><lb/> <l>Erbleicht zu weißem Schnee,</l><lb/> <l>Dahin iſt Glück und Wonne,</l><lb/> <l>Im Herz das alte Weh.</l><lb/> <l>Verwirrt, beſchämt, erſchrocken</l><lb/> <l>Weicht ſeinem Blick ſie aus:</l><lb/> <l>„Ich will es Nella ſagen!“</l><lb/> <l>Und flieht zurück zum Haus</l><lb/> <l>Und ſtürmt empor die Stiege,</l><lb/> <l>Wirft ſich an Nellas Bruſt:</l><lb/> <l>„Gerhardus!“ — Sanft nickt Nella:</l><lb/> <l>„Ich ſah's und hab's gewußt,</l><lb/> <l>Erkannt' ihn nach dem Bilde,</l><lb/> <l>Wie mir's Dein Wort beſchrieb —</l><lb/> <l>Heil Dir, Du Ueberſel'ge,</l><lb/> <l>Er kommt, er hat Dich lieb.</l><lb/> <l>Doch ſchnell jetzt ihm entgegen,</l><lb/> <l>Du ließt in wirrer Haſt</l><lb/> <l>Im Hof, in Schnee und Kälte</l><lb/> <l>Zurück den lieben Gaſt.“ —</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Und wieder iſt es Abend,</l><lb/> <l>Und wieder flammt der Kien,</l><lb/> <l>Es praſſelt Tannenreiſig</l><lb/> <l>Laut kniſternd im Kamin,</l><lb/> <l>Und an der Tafel plaudert</l><lb/> <l>Vertraut der kleine Kreis,</l><lb/> <l>Denn wanderfrohe Kunde</l><lb/> <l>Der Mönch zu ſagen weiß;</l><lb/> <l>Dieweil ihm gegenüber,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [186/0200]
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Erbleicht zu weißem Schnee,
Dahin iſt Glück und Wonne,
Im Herz das alte Weh.
Verwirrt, beſchämt, erſchrocken
Weicht ſeinem Blick ſie aus:
„Ich will es Nella ſagen!“
Und flieht zurück zum Haus
Und ſtürmt empor die Stiege,
Wirft ſich an Nellas Bruſt:
„Gerhardus!“ — Sanft nickt Nella:
„Ich ſah's und hab's gewußt,
Erkannt' ihn nach dem Bilde,
Wie mir's Dein Wort beſchrieb —
Heil Dir, Du Ueberſel'ge,
Er kommt, er hat Dich lieb.
Doch ſchnell jetzt ihm entgegen,
Du ließt in wirrer Haſt
Im Hof, in Schnee und Kälte
Zurück den lieben Gaſt.“ —
Und wieder iſt es Abend,
Und wieder flammt der Kien,
Es praſſelt Tannenreiſig
Laut kniſternd im Kamin,
Und an der Tafel plaudert
Vertraut der kleine Kreis,
Denn wanderfrohe Kunde
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