Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Wohl dem, der es vollendet, --
Heil uns! er wird gesendet
Von Gott zur Mattenburg!""
Und als er kam zum Sterben,
Da rief er: ""Brüder mein,
Ich seh' ein seltsam Bildniß,
Ich blicke auf den Rhein,
Merkt wohl, was ich Euch sage,
Ich schau' in ferne Tage,
Mein Geist fliegt weit voraus ...
Wenn einst allhier zum Kloster
Ein Erzbischof kehrt ein,
Dann wird's Zeit der Erfüllung
Für meine Worte sein.
Seht! Seht! ... Dort auf den Wellen,
Seht Ihr den Glanz, den hellen?
Dort schwimmt Unsterblichkeit!
Es steht ein Mönch im Nachen,
Trägt Ordensfarbe nur,
Ihn bindet an den Himmel
Annoch kein ew'ger Schwur,
Es liegt in Todesschmerzen
Ein Mägdlein ihm am Herzen,
Die trennet nie von ihm! --
Den Kahn, der Beide führet,
Erbaut' nicht Menschenhand,
Der hat sie nicht empfangen
Am heimathlichen Strand,
Hat Ufer nie berühret,
Nie andre Last geführet,
Kein Flecklein weist er auf!
Wohl dem, der es vollendet, —
Heil uns! er wird geſendet
Von Gott zur Mattenburg!““
Und als er kam zum Sterben,
Da rief er: „„Brüder mein,
Ich ſeh' ein ſeltſam Bildniß,
Ich blicke auf den Rhein,
Merkt wohl, was ich Euch ſage,
Ich ſchau' in ferne Tage,
Mein Geiſt fliegt weit voraus ...
Wenn einſt allhier zum Kloſter
Ein Erzbiſchof kehrt ein,
Dann wird's Zeit der Erfüllung
Für meine Worte ſein.
Seht! Seht! ... Dort auf den Wellen,
Seht Ihr den Glanz, den hellen?
Dort ſchwimmt Unſterblichkeit!
Es ſteht ein Mönch im Nachen,
Trägt Ordensfarbe nur,
Ihn bindet an den Himmel
Annoch kein ew'ger Schwur,
Es liegt in Todesſchmerzen
Ein Mägdlein ihm am Herzen,
Die trennet nie von ihm! —
Den Kahn, der Beide führet,
Erbaut' nicht Menſchenhand,
Der hat ſie nicht empfangen
Am heimathlichen Strand,
Hat Ufer nie berühret,
Nie andre Laſt geführet,
Kein Flecklein weiſt er auf!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0213" n="199"/>
          <lg n="5">
            <l>Wohl dem, der es vollendet, &#x2014;</l><lb/>
            <l>Heil uns! er wird ge&#x017F;endet</l><lb/>
            <l>Von Gott zur Mattenburg!&#x201C;&#x201C;</l><lb/>
            <l>Und als er kam zum Sterben,</l><lb/>
            <l>Da rief er: &#x201E;&#x201E;Brüder mein,</l><lb/>
            <l>Ich &#x017F;eh' ein &#x017F;elt&#x017F;am Bildniß,</l><lb/>
            <l>Ich blicke auf den Rhein,</l><lb/>
            <l>Merkt wohl, was ich Euch &#x017F;age,</l><lb/>
            <l>Ich &#x017F;chau' in ferne Tage,</l><lb/>
            <l>Mein Gei&#x017F;t fliegt weit voraus ...</l><lb/>
            <l>Wenn ein&#x017F;t allhier zum Klo&#x017F;ter</l><lb/>
            <l>Ein Erzbi&#x017F;chof kehrt ein,</l><lb/>
            <l>Dann wird's Zeit der Erfüllung</l><lb/>
            <l>Für meine Worte &#x017F;ein.</l><lb/>
            <l>Seht! Seht! ... Dort auf den Wellen,</l><lb/>
            <l>Seht Ihr den Glanz, den hellen?</l><lb/>
            <l>Dort &#x017F;chwimmt Un&#x017F;terblichkeit!</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;teht ein Mönch im Nachen,</l><lb/>
            <l>Trägt Ordensfarbe nur,</l><lb/>
            <l>Ihn bindet an den Himmel</l><lb/>
            <l>Annoch kein ew'ger Schwur,</l><lb/>
            <l>Es liegt in Todes&#x017F;chmerzen</l><lb/>
            <l>Ein Mägdlein ihm am Herzen,</l><lb/>
            <l>Die trennet nie von ihm! &#x2014;</l><lb/>
            <l>Den Kahn, der Beide führet,</l><lb/>
            <l>Erbaut' nicht Men&#x017F;chenhand,</l><lb/>
            <l>Der hat &#x017F;ie nicht empfangen</l><lb/>
            <l>Am heimathlichen Strand,</l><lb/>
            <l>Hat Ufer nie berühret,</l><lb/>
            <l>Nie andre La&#x017F;t geführet,</l><lb/>
            <l>Kein Flecklein wei&#x017F;t er auf!</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0213] Wohl dem, der es vollendet, — Heil uns! er wird geſendet Von Gott zur Mattenburg!““ Und als er kam zum Sterben, Da rief er: „„Brüder mein, Ich ſeh' ein ſeltſam Bildniß, Ich blicke auf den Rhein, Merkt wohl, was ich Euch ſage, Ich ſchau' in ferne Tage, Mein Geiſt fliegt weit voraus ... Wenn einſt allhier zum Kloſter Ein Erzbiſchof kehrt ein, Dann wird's Zeit der Erfüllung Für meine Worte ſein. Seht! Seht! ... Dort auf den Wellen, Seht Ihr den Glanz, den hellen? Dort ſchwimmt Unſterblichkeit! Es ſteht ein Mönch im Nachen, Trägt Ordensfarbe nur, Ihn bindet an den Himmel Annoch kein ew'ger Schwur, Es liegt in Todesſchmerzen Ein Mägdlein ihm am Herzen, Die trennet nie von ihm! — Den Kahn, der Beide führet, Erbaut' nicht Menſchenhand, Der hat ſie nicht empfangen Am heimathlichen Strand, Hat Ufer nie berühret, Nie andre Laſt geführet, Kein Flecklein weiſt er auf!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/213
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/213>, abgerufen am 16.05.2024.