Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
"Du selber gießst, o Heiland,
Des Lichtes Segen drauf!
Wach' auf und laß Dich preisen,
Den Haderad verheißen,
Sollst Dombaumeister sein!"

Die Beichte.

Frühlingslieder, Frühlingsstimmen
Wachen auf im dunklen Walde,
Sonnenschein und Thauwindküsse
Schmeicheln um die Wiesenhalde,
Und das Moos, mit hellen Spitzen,
Gänseblümchen, frisch von Wangen,
Noch den Schlaf in beiden Aeuglein,
Steh'n sie scheu und traumbefangen,
Wissen nicht, daß leis' und heimlich
Lenz in dieses Thal geflogen,
Daß die weiße, flock'ge Decke
Von dem Rasen er gezogen,
Daß die kleinen, holden Blumen
Er geweckt mit süßen Küssen,
Daß sie ihm, nur ihm alleine
Blühen, duften, leben müssen!
Und er flog auch jetzt im Walde
Noch umher auf Silberschwingen,
Hörte auf dem weichen Boden
Rosseshuf und Schritte klingen,
„Du ſelber gießſt, o Heiland,
Des Lichtes Segen drauf!
Wach' auf und laß Dich preiſen,
Den Haderad verheißen,
Sollſt Dombaumeiſter ſein!“

Die Beichte.

Frühlingslieder, Frühlingsſtimmen
Wachen auf im dunklen Walde,
Sonnenſchein und Thauwindküſſe
Schmeicheln um die Wieſenhalde,
Und das Moos, mit hellen Spitzen,
Gänſeblümchen, friſch von Wangen,
Noch den Schlaf in beiden Aeuglein,
Steh'n ſie ſcheu und traumbefangen,
Wiſſen nicht, daß leiſ' und heimlich
Lenz in dieſes Thal geflogen,
Daß die weiße, flock'ge Decke
Von dem Raſen er gezogen,
Daß die kleinen, holden Blumen
Er geweckt mit ſüßen Küſſen,
Daß ſie ihm, nur ihm alleine
Blühen, duften, leben müſſen!
Und er flog auch jetzt im Walde
Noch umher auf Silberſchwingen,
Hörte auf dem weichen Boden
Roſſeshuf und Schritte klingen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0216" n="202"/>
          <lg n="8">
            <l>&#x201E;Du &#x017F;elber gieß&#x017F;t, o Heiland,</l><lb/>
            <l>Des Lichtes Segen drauf!</l><lb/>
            <l>Wach' auf und laß Dich prei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Den Haderad verheißen,</l><lb/>
            <l>Soll&#x017F;t Dombaumei&#x017F;ter &#x017F;ein!&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die Beichte.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Frühlingslieder, Frühlings&#x017F;timmen</l><lb/>
            <l>Wachen auf im dunklen Walde,</l><lb/>
            <l>Sonnen&#x017F;chein und Thauwindkü&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Schmeicheln um die Wie&#x017F;enhalde,</l><lb/>
            <l>Und das Moos, mit hellen Spitzen,</l><lb/>
            <l>Gän&#x017F;eblümchen, fri&#x017F;ch von Wangen,</l><lb/>
            <l>Noch den Schlaf in beiden Aeuglein,</l><lb/>
            <l>Steh'n &#x017F;ie &#x017F;cheu und traumbefangen,</l><lb/>
            <l>Wi&#x017F;&#x017F;en nicht, daß lei&#x017F;' und heimlich</l><lb/>
            <l>Lenz in die&#x017F;es Thal geflogen,</l><lb/>
            <l>Daß die weiße, flock'ge Decke</l><lb/>
            <l>Von dem Ra&#x017F;en er gezogen,</l><lb/>
            <l>Daß die kleinen, holden Blumen</l><lb/>
            <l>Er geweckt mit &#x017F;üßen Kü&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie ihm, nur ihm alleine</l><lb/>
            <l>Blühen, duften, leben mü&#x017F;&#x017F;en!</l><lb/>
            <l>Und er flog auch jetzt im Walde</l><lb/>
            <l>Noch umher auf Silber&#x017F;chwingen,</l><lb/>
            <l>Hörte auf dem weichen Boden</l><lb/>
            <l>Ro&#x017F;&#x017F;eshuf und Schritte klingen,</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0216] „Du ſelber gießſt, o Heiland, Des Lichtes Segen drauf! Wach' auf und laß Dich preiſen, Den Haderad verheißen, Sollſt Dombaumeiſter ſein!“ Die Beichte. Frühlingslieder, Frühlingsſtimmen Wachen auf im dunklen Walde, Sonnenſchein und Thauwindküſſe Schmeicheln um die Wieſenhalde, Und das Moos, mit hellen Spitzen, Gänſeblümchen, friſch von Wangen, Noch den Schlaf in beiden Aeuglein, Steh'n ſie ſcheu und traumbefangen, Wiſſen nicht, daß leiſ' und heimlich Lenz in dieſes Thal geflogen, Daß die weiße, flock'ge Decke Von dem Raſen er gezogen, Daß die kleinen, holden Blumen Er geweckt mit ſüßen Küſſen, Daß ſie ihm, nur ihm alleine Blühen, duften, leben müſſen! Und er flog auch jetzt im Walde Noch umher auf Silberſchwingen, Hörte auf dem weichen Boden Roſſeshuf und Schritte klingen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/216
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/216>, abgerufen am 21.11.2024.