Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
"Ohne ihn? -- mit einem Andern?
Eher wird das Herz mir brechen;
Ach, Ihr kennt nicht Liebe, Pater,
Würdet sonst nicht also sprechen!
In ein Kloster will ich gehen,
Und den Rath, den treuen, frommen
Eures Mundes drob zu hören,
Felis, bin ich hergekommen!"
Vor sich nieder starrt der Klausner,
Scheint in Fiebergluth zu beben,
Rauh fast vor Erregung spricht er:
"Gut, ich will Euch Hülfe geben,
Doch nicht selber. Just zur Stunde
Kehrt' ein Gast hier ein zur Klause,
Der weiß wohl noch bess're Kunde,
Harret seiner; er wird kommen!" --
Hastig ist er eingetreten
Durch die Thüre, -- ihre Hände
Faltet Nella, stumm zu beten,
Und, verstrickt ganz in ihr Sinnen,
Merkt sie nicht der Zeit Entfliehen,
Auf zum Himmel starrt sie traurig,
Wo die weißen Wolken ziehen.
Plötzlich hört sie's rasseln, klirren,
Wendet sich, zur Thür zu schauen,
Und ein Schrei gellt durch die Stille,
Wonne -- Schrecken -- Luft und Grauen:
"Robert!" und sie steht und zittert,
Und sie sieht durch ihre Thränen
Vor sich ihren schwarzen Ritter.
Ist's ein Trugbild? ... Traumeswähnen?
„Ohne ihn? — mit einem Andern?
Eher wird das Herz mir brechen;
Ach, Ihr kennt nicht Liebe, Pater,
Würdet ſonſt nicht alſo ſprechen!
In ein Kloſter will ich gehen,
Und den Rath, den treuen, frommen
Eures Mundes drob zu hören,
Felis, bin ich hergekommen!“
Vor ſich nieder ſtarrt der Klausner,
Scheint in Fiebergluth zu beben,
Rauh faſt vor Erregung ſpricht er:
„Gut, ich will Euch Hülfe geben,
Doch nicht ſelber. Juſt zur Stunde
Kehrt' ein Gaſt hier ein zur Klauſe,
Der weiß wohl noch beſſ're Kunde,
Harret ſeiner; er wird kommen!“ —
Haſtig iſt er eingetreten
Durch die Thüre, — ihre Hände
Faltet Nella, ſtumm zu beten,
Und, verſtrickt ganz in ihr Sinnen,
Merkt ſie nicht der Zeit Entfliehen,
Auf zum Himmel ſtarrt ſie traurig,
Wo die weißen Wolken ziehen.
Plötzlich hört ſie's raſſeln, klirren,
Wendet ſich, zur Thür zu ſchauen,
Und ein Schrei gellt durch die Stille,
Wonne — Schrecken — Luft und Grauen:
„Robert!“ und ſie ſteht und zittert,
Und ſie ſieht durch ihre Thränen
Vor ſich ihren ſchwarzen Ritter.
Iſt's ein Trugbild? ... Traumeswähnen?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0221" n="207"/>
          <lg n="6">
            <l>&#x201E;Ohne ihn? &#x2014; mit einem Andern?</l><lb/>
            <l>Eher wird das Herz mir brechen;</l><lb/>
            <l>Ach, Ihr kennt nicht Liebe, Pater,</l><lb/>
            <l>Würdet &#x017F;on&#x017F;t nicht al&#x017F;o &#x017F;prechen!</l><lb/>
            <l>In ein Klo&#x017F;ter will ich gehen,</l><lb/>
            <l>Und den Rath, den treuen, frommen</l><lb/>
            <l>Eures Mundes drob zu hören,</l><lb/>
            <l>Felis, bin ich hergekommen!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Vor &#x017F;ich nieder &#x017F;tarrt der Klausner,</l><lb/>
            <l>Scheint in Fiebergluth zu beben,</l><lb/>
            <l>Rauh fa&#x017F;t vor Erregung &#x017F;pricht er:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Gut, ich will Euch Hülfe geben,</l><lb/>
            <l>Doch nicht &#x017F;elber. Ju&#x017F;t zur Stunde</l><lb/>
            <l>Kehrt' ein Ga&#x017F;t hier ein zur Klau&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Der weiß wohl noch be&#x017F;&#x017F;'re Kunde,</l><lb/>
            <l>Harret &#x017F;einer; er wird kommen!&#x201C; &#x2014;</l><lb/>
            <l>Ha&#x017F;tig i&#x017F;t er eingetreten</l><lb/>
            <l>Durch die Thüre, &#x2014; ihre Hände</l><lb/>
            <l>Faltet Nella, &#x017F;tumm zu beten,</l><lb/>
            <l>Und, ver&#x017F;trickt ganz in ihr Sinnen,</l><lb/>
            <l>Merkt &#x017F;ie nicht der Zeit Entfliehen,</l><lb/>
            <l>Auf zum Himmel &#x017F;tarrt &#x017F;ie traurig,</l><lb/>
            <l>Wo die weißen Wolken ziehen.</l><lb/>
            <l>Plötzlich hört &#x017F;ie's ra&#x017F;&#x017F;eln, klirren,</l><lb/>
            <l>Wendet &#x017F;ich, zur Thür zu &#x017F;chauen,</l><lb/>
            <l>Und ein Schrei gellt durch die Stille,</l><lb/>
            <l>Wonne &#x2014; Schrecken &#x2014; Luft und Grauen:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Robert!&#x201C; und &#x017F;ie &#x017F;teht und zittert,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie &#x017F;ieht durch ihre Thränen</l><lb/>
            <l>Vor &#x017F;ich ihren &#x017F;chwarzen Ritter.</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t's ein Trugbild? ... Traumeswähnen?</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0221] „Ohne ihn? — mit einem Andern? Eher wird das Herz mir brechen; Ach, Ihr kennt nicht Liebe, Pater, Würdet ſonſt nicht alſo ſprechen! In ein Kloſter will ich gehen, Und den Rath, den treuen, frommen Eures Mundes drob zu hören, Felis, bin ich hergekommen!“ Vor ſich nieder ſtarrt der Klausner, Scheint in Fiebergluth zu beben, Rauh faſt vor Erregung ſpricht er: „Gut, ich will Euch Hülfe geben, Doch nicht ſelber. Juſt zur Stunde Kehrt' ein Gaſt hier ein zur Klauſe, Der weiß wohl noch beſſ're Kunde, Harret ſeiner; er wird kommen!“ — Haſtig iſt er eingetreten Durch die Thüre, — ihre Hände Faltet Nella, ſtumm zu beten, Und, verſtrickt ganz in ihr Sinnen, Merkt ſie nicht der Zeit Entfliehen, Auf zum Himmel ſtarrt ſie traurig, Wo die weißen Wolken ziehen. Plötzlich hört ſie's raſſeln, klirren, Wendet ſich, zur Thür zu ſchauen, Und ein Schrei gellt durch die Stille, Wonne — Schrecken — Luft und Grauen: „Robert!“ und ſie ſteht und zittert, Und ſie ſieht durch ihre Thränen Vor ſich ihren ſchwarzen Ritter. Iſt's ein Trugbild? ... Traumeswähnen?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/221
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/221>, abgerufen am 16.05.2024.