Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Hermann Treffurt's Blut und spreche:
""Der's vergossen -- der ist schuldig."" -- "So verdammt Ihr mich?" -- -- Von seinem Stuhl erhob sich langsam Wunfried, Trat zum Junker dicht und legte Seine kühle, bleiche Rechte Auf das trotzig junge Haupt; "Robert!" -- sprach er und sah lange, Lange in des Jünglings Auge: "Nein, ich kann Dich nicht verdammen, Aber Dich erlösen kann ich, Und ich will's auch, so mir Gott helf!" -- "Nennt mir meine Buße, Oheim, Reinigt mich, Herr Abt Wunfriedus!" Und der wilde Frankensteiner Beugte demuthsvoll die Kniee, Und sein übermüthig Antlitz War zum ersten Mal im Leben Bleich und ernst, und feucht sein Auge. Von der Erde hob ihn Wunfried, Winkte schweigend nach dem Sessel, Setzte nieder sich und strich sich Mehrmals über seine Stirne, Just als wollt' er noch zum letzten Mal sich's reiflich überlegen. Sinnend schaute auf ihn Robert. War ein Mann in reifern Jahren, Dieser Abt von Sanct Johannis, Hochgewachsen, schlank und schmeidig, Und noch völlig ungebeuget, Wenn auch grau das dichte Haar sich Hermann Treffurt's Blut und ſpreche:
„„Der's vergoſſen — der iſt ſchuldig.““ — „So verdammt Ihr mich?“ — — Von ſeinem Stuhl erhob ſich langſam Wunfried, Trat zum Junker dicht und legte Seine kühle, bleiche Rechte Auf das trotzig junge Haupt; „Robert!“ — ſprach er und ſah lange, Lange in des Jünglings Auge: „Nein, ich kann Dich nicht verdammen, Aber Dich erlöſen kann ich, Und ich will's auch, ſo mir Gott helf!“ — „Nennt mir meine Buße, Oheim, Reinigt mich, Herr Abt Wunfriedus!“ Und der wilde Frankenſteiner Beugte demuthsvoll die Kniee, Und ſein übermüthig Antlitz War zum erſten Mal im Leben Bleich und ernſt, und feucht ſein Auge. Von der Erde hob ihn Wunfried, Winkte ſchweigend nach dem Seſſel, Setzte nieder ſich und ſtrich ſich Mehrmals über ſeine Stirne, Juſt als wollt' er noch zum letzten Mal ſich's reiflich überlegen. Sinnend ſchaute auf ihn Robert. War ein Mann in reifern Jahren, Dieſer Abt von Sanct Johannis, Hochgewachſen, ſchlank und ſchmeidig, Und noch völlig ungebeuget, Wenn auch grau das dichte Haar ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0028" n="14"/> <lg n="4"> <l>Hermann Treffurt's Blut und ſpreche:</l><lb/> <l>„„Der's vergoſſen — der iſt ſchuldig.““ —</l><lb/> <l>„So verdammt Ihr mich?“ — — Von ſeinem</l><lb/> <l>Stuhl erhob ſich langſam Wunfried,</l><lb/> <l>Trat zum Junker dicht und legte</l><lb/> <l>Seine kühle, bleiche Rechte</l><lb/> <l>Auf das trotzig junge Haupt;</l><lb/> <l>„Robert!“ — ſprach er und ſah lange,</l><lb/> <l>Lange in des Jünglings Auge:</l><lb/> <l>„Nein, ich kann Dich nicht <hi rendition="#g">verdammen</hi>,</l><lb/> <l>Aber Dich erlöſen kann ich,</l><lb/> <l>Und ich will's auch, ſo mir Gott helf!“ —</l><lb/> <l>„Nennt mir meine Buße, Oheim,</l><lb/> <l>Reinigt mich, Herr Abt Wunfriedus!“</l><lb/> <l>Und der wilde Frankenſteiner</l><lb/> <l>Beugte demuthsvoll die Kniee,</l><lb/> <l>Und ſein übermüthig Antlitz</l><lb/> <l>War zum erſten Mal im Leben</l><lb/> <l>Bleich und ernſt, und feucht ſein Auge.</l><lb/> <l>Von der Erde hob ihn Wunfried,</l><lb/> <l>Winkte ſchweigend nach dem Seſſel,</l><lb/> <l>Setzte nieder ſich und ſtrich ſich</l><lb/> <l>Mehrmals über ſeine Stirne,</l><lb/> <l>Juſt als wollt' er noch zum letzten</l><lb/> <l>Mal ſich's reiflich überlegen.</l><lb/> <l>Sinnend ſchaute auf ihn Robert.</l><lb/> <l>War ein Mann in reifern Jahren,</l><lb/> <l>Dieſer Abt von Sanct Johannis,</l><lb/> <l>Hochgewachſen, ſchlank und ſchmeidig,</l><lb/> <l>Und noch völlig ungebeuget,</l><lb/> <l>Wenn auch grau das dichte Haar ſich</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [14/0028]
Hermann Treffurt's Blut und ſpreche:
„„Der's vergoſſen — der iſt ſchuldig.““ —
„So verdammt Ihr mich?“ — — Von ſeinem
Stuhl erhob ſich langſam Wunfried,
Trat zum Junker dicht und legte
Seine kühle, bleiche Rechte
Auf das trotzig junge Haupt;
„Robert!“ — ſprach er und ſah lange,
Lange in des Jünglings Auge:
„Nein, ich kann Dich nicht verdammen,
Aber Dich erlöſen kann ich,
Und ich will's auch, ſo mir Gott helf!“ —
„Nennt mir meine Buße, Oheim,
Reinigt mich, Herr Abt Wunfriedus!“
Und der wilde Frankenſteiner
Beugte demuthsvoll die Kniee,
Und ſein übermüthig Antlitz
War zum erſten Mal im Leben
Bleich und ernſt, und feucht ſein Auge.
Von der Erde hob ihn Wunfried,
Winkte ſchweigend nach dem Seſſel,
Setzte nieder ſich und ſtrich ſich
Mehrmals über ſeine Stirne,
Juſt als wollt' er noch zum letzten
Mal ſich's reiflich überlegen.
Sinnend ſchaute auf ihn Robert.
War ein Mann in reifern Jahren,
Dieſer Abt von Sanct Johannis,
Hochgewachſen, ſchlank und ſchmeidig,
Und noch völlig ungebeuget,
Wenn auch grau das dichte Haar ſich
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