Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Und es knarrt und pfeift im Astwerk,
Und es streut die wilde Rose Zitternd ihre Blumenblätter Nieder zu dem Borkenmoose. Tief im Wald, vorbei am Abgrund, Wiesenplan und Waldesschneise, Zieht der Rennstieg seine tiefen Ausgewaschnen Fahrstraßgleise; Wurzelwerk und loses Steinicht, Gräben auch, und Schlehdornranken Bauen ihm und seinen Wand'rern Und der Eile üble Schranken. Hat schon oft der dicke Kaufherr Von den hochbepackten Wagen, Die von Leipzig nach der Mainzstadt Seinen bunten Tand getragen, Ein gar wildes Ungewitter Schwerer Flüche losgelassen Ob des Wackelns, Schaukelns, Schwankens Auf 'ner solchen Teufelsgassen; Hat sich prustend angeklammert Und gezetert: "Ich verspreche Sanct Sebastian zwanzig Kerzen, Wenn ich meinen Hals nicht breche!" So auch heute. -- Meister Gottfried Saß, das Haupt zur Brust geneiget, Nachdenklich auf hohem Sitze. Auf dem planbespannten Wagen Fuhr er an des Zuges Spitze, Ihm zur Seite schritt Jung Peter, Hoch und stramm, der Rosselenker, Und es knarrt und pfeift im Aſtwerk,
Und es ſtreut die wilde Roſe Zitternd ihre Blumenblätter Nieder zu dem Borkenmooſe. Tief im Wald, vorbei am Abgrund, Wieſenplan und Waldesſchneiſe, Zieht der Rennſtieg ſeine tiefen Ausgewaſchnen Fahrſtraßgleiſe; Wurzelwerk und loſes Steinicht, Gräben auch, und Schlehdornranken Bauen ihm und ſeinen Wand'rern Und der Eile üble Schranken. Hat ſchon oft der dicke Kaufherr Von den hochbepackten Wagen, Die von Leipzig nach der Mainzſtadt Seinen bunten Tand getragen, Ein gar wildes Ungewitter Schwerer Flüche losgelaſſen Ob des Wackelns, Schaukelns, Schwankens Auf 'ner ſolchen Teufelsgaſſen; Hat ſich pruſtend angeklammert Und gezetert: „Ich verſpreche Sanct Sebaſtian zwanzig Kerzen, Wenn ich meinen Hals nicht breche!“ So auch heute. — Meiſter Gottfried Saß, das Haupt zur Bruſt geneiget, Nachdenklich auf hohem Sitze. Auf dem planbeſpannten Wagen Fuhr er an des Zuges Spitze, Ihm zur Seite ſchritt Jung Peter, Hoch und ſtramm, der Roſſelenker, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0043" n="29"/> <lg n="2"> <l>Und es knarrt und pfeift im Aſtwerk,</l><lb/> <l>Und es ſtreut die wilde Roſe</l><lb/> <l>Zitternd ihre Blumenblätter</l><lb/> <l>Nieder zu dem Borkenmooſe.</l><lb/> <l>Tief im Wald, vorbei am Abgrund,</l><lb/> <l>Wieſenplan und Waldesſchneiſe,</l><lb/> <l>Zieht der Rennſtieg ſeine tiefen</l><lb/> <l>Ausgewaſchnen Fahrſtraßgleiſe;</l><lb/> <l>Wurzelwerk und loſes Steinicht,</l><lb/> <l>Gräben auch, und Schlehdornranken</l><lb/> <l>Bauen ihm und ſeinen Wand'rern</l><lb/> <l>Und der Eile üble Schranken.</l><lb/> <l>Hat ſchon oft der dicke Kaufherr</l><lb/> <l>Von den hochbepackten Wagen,</l><lb/> <l>Die von Leipzig nach der Mainzſtadt</l><lb/> <l>Seinen bunten Tand getragen,</l><lb/> <l>Ein gar wildes Ungewitter</l><lb/> <l>Schwerer Flüche losgelaſſen</l><lb/> <l>Ob des Wackelns, Schaukelns, Schwankens</l><lb/> <l>Auf 'ner ſolchen Teufelsgaſſen;</l><lb/> <l>Hat ſich pruſtend angeklammert</l><lb/> <l>Und gezetert: „Ich verſpreche</l><lb/> <l>Sanct Sebaſtian zwanzig Kerzen,</l><lb/> <l>Wenn ich meinen Hals nicht breche!“</l><lb/> <l>So auch heute. — Meiſter Gottfried</l><lb/> <l>Saß, das Haupt zur Bruſt geneiget,</l><lb/> <l>Nachdenklich auf hohem Sitze.</l><lb/> <l>Auf dem planbeſpannten Wagen</l><lb/> <l>Fuhr er an des Zuges Spitze,</l><lb/> <l>Ihm zur Seite ſchritt Jung Peter,</l><lb/> <l>Hoch und ſtramm, der Roſſelenker,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [29/0043]
Und es knarrt und pfeift im Aſtwerk,
Und es ſtreut die wilde Roſe
Zitternd ihre Blumenblätter
Nieder zu dem Borkenmooſe.
Tief im Wald, vorbei am Abgrund,
Wieſenplan und Waldesſchneiſe,
Zieht der Rennſtieg ſeine tiefen
Ausgewaſchnen Fahrſtraßgleiſe;
Wurzelwerk und loſes Steinicht,
Gräben auch, und Schlehdornranken
Bauen ihm und ſeinen Wand'rern
Und der Eile üble Schranken.
Hat ſchon oft der dicke Kaufherr
Von den hochbepackten Wagen,
Die von Leipzig nach der Mainzſtadt
Seinen bunten Tand getragen,
Ein gar wildes Ungewitter
Schwerer Flüche losgelaſſen
Ob des Wackelns, Schaukelns, Schwankens
Auf 'ner ſolchen Teufelsgaſſen;
Hat ſich pruſtend angeklammert
Und gezetert: „Ich verſpreche
Sanct Sebaſtian zwanzig Kerzen,
Wenn ich meinen Hals nicht breche!“
So auch heute. — Meiſter Gottfried
Saß, das Haupt zur Bruſt geneiget,
Nachdenklich auf hohem Sitze.
Auf dem planbeſpannten Wagen
Fuhr er an des Zuges Spitze,
Ihm zur Seite ſchritt Jung Peter,
Hoch und ſtramm, der Roſſelenker,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |