Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Von Natur ein stiller Bursche;
Gottfried nannte ihn "den Denker", "Träumer" auch, und "stummer Peter", Aergerlich des ew'gen Schweigens, -- Doch zum Reden taugt nicht Jeder! Jetzo auch sprach er verdrossen: "Freundchen, ist das Abendzwielicht Auf die Augen Dir gefallen, Daß Du, schlafend, selbst vergissest Deinen Gäulen mal zu knallen? Oder blieb das Hagelwetter Mit dem Donnern und dem Blitzen, Das uns Mittags überraschte, Lähmend in der Zunge sitzen?" Peter wandte seinen Flachskopf Und sprach langsam: "Nichts von Allem, 'S ist mir nur zu einer Rede Just nichts Schlaues eingefallen!" -- "Und wo sind wir?" fragte Gottfried. "Auf der Höhe! -- Gott zu preisen! Hier den Berg mit freiem Ausblick Thuen sie den Hirschstein heißen, In nur wenigen Minuten Sind wir an der ""hohen Sonnen"", An dem Kreuzweg, der verbindet Liebenstein und Reinhardsbronnen; Eh' die Nacht herein gebrochen, Ist auch Eisenach erreichet." Und jung Peter knallt den Pferden, Senkt das blonde Haupt und schweiget. "Meister Gottfried!" ruft es plötzlich, Von Natur ein ſtiller Burſche;
Gottfried nannte ihn „den Denker“, „Träumer“ auch, und „ſtummer Peter“, Aergerlich des ew'gen Schweigens, — Doch zum Reden taugt nicht Jeder! Jetzo auch ſprach er verdroſſen: „Freundchen, iſt das Abendzwielicht Auf die Augen Dir gefallen, Daß Du, ſchlafend, ſelbſt vergiſſeſt Deinen Gäulen mal zu knallen? Oder blieb das Hagelwetter Mit dem Donnern und dem Blitzen, Das uns Mittags überraſchte, Lähmend in der Zunge ſitzen?“ Peter wandte ſeinen Flachskopf Und ſprach langſam: „Nichts von Allem, 'S iſt mir nur zu einer Rede Juſt nichts Schlaues eingefallen!“ — „Und wo ſind wir?“ fragte Gottfried. „Auf der Höhe! — Gott zu preiſen! Hier den Berg mit freiem Ausblick Thuen ſie den Hirſchſtein heißen, In nur wenigen Minuten Sind wir an der „„hohen Sonnen““, An dem Kreuzweg, der verbindet Liebenſtein und Reinhardsbronnen; Eh' die Nacht herein gebrochen, Iſt auch Eiſenach erreichet.“ Und jung Peter knallt den Pferden, Senkt das blonde Haupt und ſchweiget. „Meiſter Gottfried!“ ruft es plötzlich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0044" n="30"/> <lg n="3"> <l>Von Natur ein ſtiller Burſche;</l><lb/> <l>Gottfried nannte ihn „den Denker“,</l><lb/> <l>„Träumer“ auch, und „ſtummer Peter“,</l><lb/> <l>Aergerlich des ew'gen Schweigens, —</l><lb/> <l>Doch zum Reden taugt nicht Jeder!</l><lb/> <l>Jetzo auch ſprach er verdroſſen:</l><lb/> <l>„Freundchen, iſt das Abendzwielicht</l><lb/> <l>Auf die Augen Dir gefallen,</l><lb/> <l>Daß Du, ſchlafend, ſelbſt vergiſſeſt</l><lb/> <l>Deinen Gäulen mal zu knallen?</l><lb/> <l>Oder blieb das Hagelwetter</l><lb/> <l>Mit dem Donnern und dem Blitzen,</l><lb/> <l>Das uns Mittags überraſchte,</l><lb/> <l>Lähmend in der Zunge ſitzen?“</l><lb/> <l>Peter wandte ſeinen Flachskopf</l><lb/> <l>Und ſprach langſam: „Nichts von Allem,</l><lb/> <l>'S iſt mir nur zu einer Rede</l><lb/> <l>Juſt nichts Schlaues eingefallen!“ —</l><lb/> <l>„Und wo ſind wir?“ fragte Gottfried.</l><lb/> <l>„Auf der Höhe! — Gott zu preiſen!</l><lb/> <l>Hier den Berg mit freiem Ausblick</l><lb/> <l>Thuen ſie den Hirſchſtein heißen,</l><lb/> <l>In nur wenigen Minuten</l><lb/> <l>Sind wir an der „„hohen Sonnen““,</l><lb/> <l>An dem Kreuzweg, der verbindet</l><lb/> <l>Liebenſtein und Reinhardsbronnen;</l><lb/> <l>Eh' die Nacht herein gebrochen,</l><lb/> <l>Iſt auch Eiſenach erreichet.“</l><lb/> <l>Und jung Peter knallt den Pferden,</l><lb/> <l>Senkt das blonde Haupt und ſchweiget.</l><lb/> <l>„Meiſter Gottfried!“ ruft es plötzlich,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [30/0044]
Von Natur ein ſtiller Burſche;
Gottfried nannte ihn „den Denker“,
„Träumer“ auch, und „ſtummer Peter“,
Aergerlich des ew'gen Schweigens, —
Doch zum Reden taugt nicht Jeder!
Jetzo auch ſprach er verdroſſen:
„Freundchen, iſt das Abendzwielicht
Auf die Augen Dir gefallen,
Daß Du, ſchlafend, ſelbſt vergiſſeſt
Deinen Gäulen mal zu knallen?
Oder blieb das Hagelwetter
Mit dem Donnern und dem Blitzen,
Das uns Mittags überraſchte,
Lähmend in der Zunge ſitzen?“
Peter wandte ſeinen Flachskopf
Und ſprach langſam: „Nichts von Allem,
'S iſt mir nur zu einer Rede
Juſt nichts Schlaues eingefallen!“ —
„Und wo ſind wir?“ fragte Gottfried.
„Auf der Höhe! — Gott zu preiſen!
Hier den Berg mit freiem Ausblick
Thuen ſie den Hirſchſtein heißen,
In nur wenigen Minuten
Sind wir an der „„hohen Sonnen““,
An dem Kreuzweg, der verbindet
Liebenſtein und Reinhardsbronnen;
Eh' die Nacht herein gebrochen,
Iſt auch Eiſenach erreichet.“
Und jung Peter knallt den Pferden,
Senkt das blonde Haupt und ſchweiget.
„Meiſter Gottfried!“ ruft es plötzlich,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |