Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Glühen forschend zu ihr nieder, Wenn der Wind, den Schleier fassend, Ihr das heiße Antlitz kühlet Oder in den blonden, langen Flatternd losen Haaren wühlet. "Eine Burg auf dem Gescheide?" Ruft der Mönch, da er sie schauet, "Wer hat die seit kaum fünf Tagen Hier an steiler Wand erbauet?" Keine Antwort. -- Rastlos weiter Strebt man nach der sichern Veste, Und der Meister murmelt seufzend: "Komm' ich aus dem Teufelsneste Heil und mit gesunden Knochen, Ohne jegliche Gebrechen, Will ich hundert dicke Kerzen, Sanct Sebastian, Dir versprechen!" In der Halle, sturmumtobet,
Ist der Zug nun eingekehret, Und das Aussehn der Besieger Hat den Schrecken noch gemehret; Schwarz verkappt' geheimnißvolle, Hohe, markige Cumpane, Drängen sich am allermeisten Um den bleichen Sakristane. Durch die Thüre tritt der Ritter Mit geschlossenem Visire, Nella an der Hand, er hob sie Schweigend erst von ihrem Thiere Und geleitet sie fein sittig, Glühen forſchend zu ihr nieder, Wenn der Wind, den Schleier faſſend, Ihr das heiße Antlitz kühlet Oder in den blonden, langen Flatternd loſen Haaren wühlet. „Eine Burg auf dem Geſcheide?“ Ruft der Mönch, da er ſie ſchauet, „Wer hat die ſeit kaum fünf Tagen Hier an ſteiler Wand erbauet?“ Keine Antwort. — Raſtlos weiter Strebt man nach der ſichern Veſte, Und der Meiſter murmelt ſeufzend: „Komm' ich aus dem Teufelsneſte Heil und mit geſunden Knochen, Ohne jegliche Gebrechen, Will ich hundert dicke Kerzen, Sanct Sebaſtian, Dir verſprechen!“ In der Halle, ſturmumtobet,
Iſt der Zug nun eingekehret, Und das Ausſehn der Beſieger Hat den Schrecken noch gemehret; Schwarz verkappt' geheimnißvolle, Hohe, markige Cumpane, Drängen ſich am allermeiſten Um den bleichen Sakriſtane. Durch die Thüre tritt der Ritter Mit geſchloſſenem Viſire, Nella an der Hand, er hob ſie Schweigend erſt von ihrem Thiere Und geleitet ſie fein ſittig, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0051" n="37"/> <lg n="10"> <l>Glühen forſchend zu ihr nieder,</l><lb/> <l>Wenn der Wind, den Schleier faſſend,</l><lb/> <l>Ihr das heiße Antlitz kühlet</l><lb/> <l>Oder in den blonden, langen</l><lb/> <l>Flatternd loſen Haaren wühlet.</l><lb/> <l>„Eine Burg auf dem Geſcheide?“</l><lb/> <l>Ruft der Mönch, da er ſie ſchauet,</l><lb/> <l>„Wer hat die ſeit kaum fünf Tagen</l><lb/> <l>Hier an ſteiler Wand erbauet?“</l><lb/> <l>Keine Antwort. — Raſtlos weiter</l><lb/> <l>Strebt man nach der ſichern Veſte,</l><lb/> <l>Und der Meiſter murmelt ſeufzend:</l><lb/> <l>„Komm' ich aus dem Teufelsneſte</l><lb/> <l>Heil und mit geſunden Knochen,</l><lb/> <l>Ohne jegliche Gebrechen,</l><lb/> <l>Will ich hundert dicke Kerzen,</l><lb/> <l>Sanct Sebaſtian, Dir verſprechen!“</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In der Halle, ſturmumtobet,</l><lb/> <l>Iſt der Zug nun eingekehret,</l><lb/> <l>Und das Ausſehn der Beſieger</l><lb/> <l>Hat den Schrecken noch gemehret;</l><lb/> <l>Schwarz verkappt' geheimnißvolle,</l><lb/> <l>Hohe, markige Cumpane,</l><lb/> <l>Drängen ſich am allermeiſten</l><lb/> <l>Um den bleichen Sakriſtane.</l><lb/> <l>Durch die Thüre tritt der Ritter</l><lb/> <l>Mit geſchloſſenem Viſire,</l><lb/> <l>Nella an der Hand, er hob ſie</l><lb/> <l>Schweigend erſt von ihrem Thiere</l><lb/> <l>Und geleitet ſie fein ſittig,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [37/0051]
Glühen forſchend zu ihr nieder,
Wenn der Wind, den Schleier faſſend,
Ihr das heiße Antlitz kühlet
Oder in den blonden, langen
Flatternd loſen Haaren wühlet.
„Eine Burg auf dem Geſcheide?“
Ruft der Mönch, da er ſie ſchauet,
„Wer hat die ſeit kaum fünf Tagen
Hier an ſteiler Wand erbauet?“
Keine Antwort. — Raſtlos weiter
Strebt man nach der ſichern Veſte,
Und der Meiſter murmelt ſeufzend:
„Komm' ich aus dem Teufelsneſte
Heil und mit geſunden Knochen,
Ohne jegliche Gebrechen,
Will ich hundert dicke Kerzen,
Sanct Sebaſtian, Dir verſprechen!“
In der Halle, ſturmumtobet,
Iſt der Zug nun eingekehret,
Und das Ausſehn der Beſieger
Hat den Schrecken noch gemehret;
Schwarz verkappt' geheimnißvolle,
Hohe, markige Cumpane,
Drängen ſich am allermeiſten
Um den bleichen Sakriſtane.
Durch die Thüre tritt der Ritter
Mit geſchloſſenem Viſire,
Nella an der Hand, er hob ſie
Schweigend erſt von ihrem Thiere
Und geleitet ſie fein ſittig,
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