Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Kurzweil nennt, mag sie Euch werden!
Habe Niemand noch so glühend,
So gehaßt wie Euch im Leben!
Glaubt Ihr mich gar einzuschüchtern,
Weil ich hülflos hier gefangen?
Nella Eschwege wird niemals
Vor dem Straßenräuber bangen;
Kann sich auch die Maus nicht wehren
In des Feinds gewalt'ger Tatze,
Kann sie doch mit letztem Seufzer
Noch verfluchen diese Katze!"
-- "Puh, wie schrecklich!" schaudert Robert,
"Solche Maus -- beim heil'gen Vater --
Muß ja fürchterlich verblüffen
Selbst den muthigsten der Kater.
Also hassen thut Ihr -- hassen?
Dann hält's schwer, versöhnt zu werden,
Ich hingegen -- hört! -- ich liebte
Niemals noch ein Weib auf Erden,
Weil mir keines noch gefallen;
Mäuslein aber, das empörte,
Das gefällt mir nun vor allen,
Und drum laßt den Ausweg finden:
Als miraculum auf Erden,
Soll das Mäuslein seiner Katze
Minnigliche Hausfrau werden!"
-- "Eure Hausfrau?!" keine Sylbe
Weiter konnt' die Lippe beben,
Aber dafür haben Nellas
Augen Antwort ihm gegeben.
"Dieser Antrag überrascht Euch?
Kurzweil nennt, mag ſie Euch werden!
Habe Niemand noch ſo glühend,
So gehaßt wie Euch im Leben!
Glaubt Ihr mich gar einzuſchüchtern,
Weil ich hülflos hier gefangen?
Nella Eſchwege wird niemals
Vor dem Straßenräuber bangen;
Kann ſich auch die Maus nicht wehren
In des Feinds gewalt'ger Tatze,
Kann ſie doch mit letztem Seufzer
Noch verfluchen dieſe Katze!“
— „Puh, wie ſchrecklich!“ ſchaudert Robert,
„Solche Maus — beim heil'gen Vater —
Muß ja fürchterlich verblüffen
Selbſt den muthigſten der Kater.
Alſo haſſen thut Ihr — haſſen?
Dann hält's ſchwer, verſöhnt zu werden,
Ich hingegen — hört! — ich liebte
Niemals noch ein Weib auf Erden,
Weil mir keines noch gefallen;
Mäuslein aber, das empörte,
Das gefällt mir nun vor allen,
Und drum laßt den Ausweg finden:
Als miraculum auf Erden,
Soll das Mäuslein ſeiner Katze
Minnigliche Hausfrau werden!“
— „Eure Hausfrau?!“ keine Sylbe
Weiter konnt' die Lippe beben,
Aber dafür haben Nellas
Augen Antwort ihm gegeben.
„Dieſer Antrag überraſcht Euch?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0055" n="41"/>
          <lg n="5">
            <l>Kurzweil nennt, mag &#x017F;ie Euch werden!</l><lb/>
            <l>Habe Niemand noch &#x017F;o glühend,</l><lb/>
            <l>So gehaßt wie Euch im Leben!</l><lb/>
            <l>Glaubt Ihr mich gar einzu&#x017F;chüchtern,</l><lb/>
            <l>Weil ich hülflos hier gefangen?</l><lb/>
            <l>Nella E&#x017F;chwege wird niemals</l><lb/>
            <l>Vor dem Straßenräuber bangen;</l><lb/>
            <l>Kann &#x017F;ich auch die Maus nicht wehren</l><lb/>
            <l>In des Feinds gewalt'ger Tatze,</l><lb/>
            <l>Kann &#x017F;ie doch mit letztem Seufzer</l><lb/>
            <l>Noch verfluchen die&#x017F;e Katze!&#x201C;</l><lb/>
            <l>&#x2014; &#x201E;Puh, wie &#x017F;chrecklich!&#x201C; &#x017F;chaudert Robert,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Solche Maus &#x2014; beim heil'gen Vater &#x2014;</l><lb/>
            <l>Muß ja fürchterlich verblüffen</l><lb/>
            <l>Selb&#x017F;t den muthig&#x017F;ten der Kater.</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o ha&#x017F;&#x017F;en thut Ihr &#x2014; ha&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
            <l>Dann hält's &#x017F;chwer, ver&#x017F;öhnt zu werden,</l><lb/>
            <l>Ich hingegen &#x2014; hört! &#x2014; ich liebte</l><lb/>
            <l>Niemals noch ein Weib auf Erden,</l><lb/>
            <l>Weil mir keines noch gefallen;</l><lb/>
            <l>Mäuslein aber, das empörte,</l><lb/>
            <l>Das gefällt mir nun vor allen,</l><lb/>
            <l>Und drum laßt den Ausweg finden:</l><lb/>
            <l>Als <hi rendition="#aq">miraculum</hi> auf Erden,</l><lb/>
            <l>Soll das Mäuslein &#x017F;einer Katze</l><lb/>
            <l>Minnigliche Hausfrau werden!&#x201C;</l><lb/>
            <l>&#x2014; &#x201E;Eure Hausfrau?!&#x201C; keine Sylbe</l><lb/>
            <l>Weiter konnt' die Lippe beben,</l><lb/>
            <l>Aber dafür haben Nellas</l><lb/>
            <l>Augen Antwort ihm gegeben.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Die&#x017F;er Antrag überra&#x017F;cht Euch?</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0055] Kurzweil nennt, mag ſie Euch werden! Habe Niemand noch ſo glühend, So gehaßt wie Euch im Leben! Glaubt Ihr mich gar einzuſchüchtern, Weil ich hülflos hier gefangen? Nella Eſchwege wird niemals Vor dem Straßenräuber bangen; Kann ſich auch die Maus nicht wehren In des Feinds gewalt'ger Tatze, Kann ſie doch mit letztem Seufzer Noch verfluchen dieſe Katze!“ — „Puh, wie ſchrecklich!“ ſchaudert Robert, „Solche Maus — beim heil'gen Vater — Muß ja fürchterlich verblüffen Selbſt den muthigſten der Kater. Alſo haſſen thut Ihr — haſſen? Dann hält's ſchwer, verſöhnt zu werden, Ich hingegen — hört! — ich liebte Niemals noch ein Weib auf Erden, Weil mir keines noch gefallen; Mäuslein aber, das empörte, Das gefällt mir nun vor allen, Und drum laßt den Ausweg finden: Als miraculum auf Erden, Soll das Mäuslein ſeiner Katze Minnigliche Hausfrau werden!“ — „Eure Hausfrau?!“ keine Sylbe Weiter konnt' die Lippe beben, Aber dafür haben Nellas Augen Antwort ihm gegeben. „Dieſer Antrag überraſcht Euch?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/55
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/55>, abgerufen am 17.05.2024.