Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Kräutlein Wohlverleih.

Wie war's im grünen Walde
Doch plötzlich sonnenlicht;
Wie schmeichelnd kost und weht es
Um Dirnleins Angesicht;
Was lugt aus jeder Blüthe
Für Schelmenäugelein?
Die Hulden sind's, die süßen
Verborg'nen Liebesfei'n;
Die blinzeln und die kichern,
O, zauberholder Klang!
Und leis wie Silberglöcklein
Tönt neckisch ihr Gesang.
Das Dirnlein steht und lauschet
Und lächelt wie im Traum.
Was durch die Halde rauschet,
Merkt und versteht sie kaum,
Gleich wie der Lenz die Blüthe
Aus scheuer Knospe bricht,
Blickt ahnend ihr Gemüthe
In blendend helles Licht,
Sie kann den Klang nicht deuten,
Doch fühlt sie's unbewußt,
Er zieht wie Glockenläuten
Hold segnend durch die Brust.
Die Augen muß sie schließen,
Das Kräutlein Wohlverleih.

Wie war's im grünen Walde
Doch plötzlich ſonnenlicht;
Wie ſchmeichelnd koſt und weht es
Um Dirnleins Angeſicht;
Was lugt aus jeder Blüthe
Für Schelmenäugelein?
Die Hulden ſind's, die ſüßen
Verborg'nen Liebesfei'n;
Die blinzeln und die kichern,
O, zauberholder Klang!
Und leis wie Silberglöcklein
Tönt neckiſch ihr Geſang.
Das Dirnlein ſteht und lauſchet
Und lächelt wie im Traum.
Was durch die Halde rauſchet,
Merkt und verſteht ſie kaum,
Gleich wie der Lenz die Blüthe
Aus ſcheuer Knospe bricht,
Blickt ahnend ihr Gemüthe
In blendend helles Licht,
Sie kann den Klang nicht deuten,
Doch fühlt ſie's unbewußt,
Er zieht wie Glockenläuten
Hold ſegnend durch die Bruſt.
Die Augen muß ſie ſchließen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0096" n="82"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das Kräutlein Wohlverleih.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Wie war's im grünen Walde</l><lb/>
            <l>Doch plötzlich &#x017F;onnenlicht;</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;chmeichelnd ko&#x017F;t und weht es</l><lb/>
            <l>Um Dirnleins Ange&#x017F;icht;</l><lb/>
            <l>Was lugt aus jeder Blüthe</l><lb/>
            <l>Für Schelmenäugelein?</l><lb/>
            <l>Die Hulden &#x017F;ind's, die &#x017F;üßen</l><lb/>
            <l>Verborg'nen Liebesfei'n;</l><lb/>
            <l>Die blinzeln und die kichern,</l><lb/>
            <l>O, zauberholder Klang!</l><lb/>
            <l>Und leis wie Silberglöcklein</l><lb/>
            <l>Tönt necki&#x017F;ch ihr Ge&#x017F;ang.</l><lb/>
            <l>Das Dirnlein &#x017F;teht und lau&#x017F;chet</l><lb/>
            <l>Und lächelt wie im Traum.</l><lb/>
            <l>Was durch die Halde rau&#x017F;chet,</l><lb/>
            <l>Merkt und ver&#x017F;teht &#x017F;ie kaum,</l><lb/>
            <l>Gleich wie der Lenz die Blüthe</l><lb/>
            <l>Aus &#x017F;cheuer Knospe bricht,</l><lb/>
            <l>Blickt ahnend ihr Gemüthe</l><lb/>
            <l>In blendend helles Licht,</l><lb/>
            <l>Sie kann den Klang nicht deuten,</l><lb/>
            <l>Doch fühlt &#x017F;ie's unbewußt,</l><lb/>
            <l>Er zieht wie Glockenläuten</l><lb/>
            <l>Hold &#x017F;egnend durch die Bru&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Die Augen muß &#x017F;ie &#x017F;chließen,</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0096] Das Kräutlein Wohlverleih. Wie war's im grünen Walde Doch plötzlich ſonnenlicht; Wie ſchmeichelnd koſt und weht es Um Dirnleins Angeſicht; Was lugt aus jeder Blüthe Für Schelmenäugelein? Die Hulden ſind's, die ſüßen Verborg'nen Liebesfei'n; Die blinzeln und die kichern, O, zauberholder Klang! Und leis wie Silberglöcklein Tönt neckiſch ihr Geſang. Das Dirnlein ſteht und lauſchet Und lächelt wie im Traum. Was durch die Halde rauſchet, Merkt und verſteht ſie kaum, Gleich wie der Lenz die Blüthe Aus ſcheuer Knospe bricht, Blickt ahnend ihr Gemüthe In blendend helles Licht, Sie kann den Klang nicht deuten, Doch fühlt ſie's unbewußt, Er zieht wie Glockenläuten Hold ſegnend durch die Bruſt. Die Augen muß ſie ſchließen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/96
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/96>, abgerufen am 24.11.2024.