verboten werden; Beier in magistro, cap. V, VI, VII, num. 248 fg. cap. VIII § 7 num. 307. Die meisterstücke sind unterschiedlich, z. e. bei den satt- lern ein alter turnirsattel, oder zu Berka im Eise- nachischen, muß der schneider tuch fordern, was zu einem altartuche, auch andern altfränkischen kleidertrachten nöthig ist. Fodert er zu viel, wird er gestrafet, wenn mehr als zu einem paar strüm- pfe solen übrig bleibet, oder, wie zu Eisenach der gebrauch ist, da der schneider die person ansehen und befülen, darauf das kleid fertigen muß. Ein ieder feler dabei kostet einen halben gulden. Wenn aber einer bereits an einem orte meister worden ist, so brauchet er an einem andern nicht wieder das meisterstück zu machen, reichsschluß 1731 art. 9. Rottmann am a. o. s. 374. F. H. Cassel. zunft- reglement, 1730 § 2, 3. Er wird jungmeister ge- nennet, F. H. Casselisches erneuertes zunftregle- ment 1730 § 1 s. 6.
§ 277
ob die töch- ter und weiber mit arbeiten können?
Die meisterstöchter und weiber werden von der mitarbeit nicht gänzlich ausgeschlossen, es wäre dann solches ausdrücklich verboten, oder wider den handwerksgebrauch. Für die arbeit und deren tüchtigkeit muß der meister stehen; wenn selbige aber verdorben ist, hat die obrigkeit darüber zu erkennen, F. H. Casselische zunft-ordnung 1730 § XXV, wiewohl an vielen orten das handwerk solche sachen für sich zu zihen pfleget, Beiersad- vocatus rerum opif. cap. XIX, § 9.
§ 278
die wittben können zu- weilen das handwerk fortsezen.
Die meisters wittben können bei verschiedenen handwerken solches fortsezen, und sich einen haubt- gesellen halten, z. e. die schneiderswittben einen tafelschneider, die schusters wittben einen bret-
schnei-
XLV haubtſtuͤck
verboten werden; Beier in magiſtro, cap. V, VI, VII, num. 248 fg. cap. VIII § 7 num. 307. Die meiſterſtuͤcke ſind unterſchiedlich, z. e. bei den ſatt- lern ein alter turnirſattel, oder zu Berka im Eiſe- nachiſchen, muß der ſchneider tuch fordern, was zu einem altartuche, auch andern altfraͤnkiſchen kleidertrachten noͤthig iſt. Fodert er zu viel, wird er geſtrafet, wenn mehr als zu einem paar ſtruͤm- pfe ſolen uͤbrig bleibet, oder, wie zu Eiſenach der gebrauch iſt, da der ſchneider die perſon anſehen und befuͤlen, darauf das kleid fertigen muß. Ein ieder feler dabei koſtet einen halben gulden. Wenn aber einer bereits an einem orte meiſter worden iſt, ſo brauchet er an einem andern nicht wieder das meiſterſtuͤck zu machen, reichsſchluß 1731 art. 9. Rottmann am a. o. ſ. 374. F. H. Caſſel. zunft- reglement, 1730 § 2, 3. Er wird jungmeiſter ge- nennet, F. H. Caſſeliſches erneuertes zunftregle- ment 1730 § 1 ſ. 6.
§ 277
ob die toͤch- ter und weiber mit arbeiten koͤnnen?
Die meiſterstoͤchter und weiber werden von der mitarbeit nicht gaͤnzlich ausgeſchloſſen, es waͤre dann ſolches ausdruͤcklich verboten, oder wider den handwerksgebrauch. Fuͤr die arbeit und deren tuͤchtigkeit muß der meiſter ſtehen; wenn ſelbige aber verdorben iſt, hat die obrigkeit daruͤber zu erkennen, F. H. Caſſeliſche zunft-ordnung 1730 § XXV, wiewohl an vielen orten das handwerk ſolche ſachen fuͤr ſich zu zihen pfleget, Beiersad- vocatus rerum opif. cap. XIX, § 9.
§ 278
die wittben koͤnnen zu- weilen das handwerk fortſezen.
Die meiſters wittben koͤnnen bei verſchiedenen handwerken ſolches fortſezen, und ſich einen haubt- geſellen halten, z. e. die ſchneiderswittben einen tafelſchneider, die ſchuſters wittben einen bret-
ſchnei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0124"n="114"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XLV</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/>
verboten werden; <hirendition="#fr">Beier</hi> in <hirendition="#aq">magiſtro, cap. V, VI,<lb/>
VII,</hi> num. 248 fg. <hirendition="#aq">cap. VIII</hi> § 7 num. 307. Die<lb/>
meiſterſtuͤcke ſind unterſchiedlich, z. e. bei den ſatt-<lb/>
lern ein alter turnirſattel, oder zu Berka im Eiſe-<lb/>
nachiſchen, muß der ſchneider tuch fordern, was<lb/>
zu einem altartuche, auch andern altfraͤnkiſchen<lb/>
kleidertrachten noͤthig iſt. Fodert er zu viel, wird<lb/>
er geſtrafet, wenn mehr als zu einem paar ſtruͤm-<lb/>
pfe ſolen uͤbrig bleibet, oder, wie zu Eiſenach der<lb/>
gebrauch iſt, da der ſchneider die perſon anſehen<lb/>
und befuͤlen, darauf das kleid fertigen muß. Ein<lb/>
ieder feler dabei koſtet einen halben gulden. Wenn<lb/>
aber einer bereits an einem orte meiſter worden iſt,<lb/>ſo brauchet er an einem andern nicht wieder das<lb/>
meiſterſtuͤck zu machen, <hirendition="#fr">reichsſchluß</hi> 1731 art. 9.<lb/><hirendition="#fr">Rottmann</hi> am a. o. ſ. 374. F. H. Caſſel. zunft-<lb/>
reglement, 1730 § 2, 3. Er wird jungmeiſter ge-<lb/>
nennet, F. H. Caſſeliſches erneuertes zunftregle-<lb/>
ment 1730 § 1 ſ. 6.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 277</head><lb/><noteplace="left">ob die toͤch-<lb/>
ter und<lb/>
weiber mit<lb/>
arbeiten<lb/>
koͤnnen?</note><p>Die meiſterstoͤchter und weiber werden von der<lb/>
mitarbeit nicht gaͤnzlich ausgeſchloſſen, es waͤre<lb/>
dann ſolches ausdruͤcklich verboten, oder wider den<lb/>
handwerksgebrauch. Fuͤr die arbeit und deren<lb/>
tuͤchtigkeit muß der meiſter ſtehen; wenn ſelbige<lb/>
aber verdorben iſt, hat die obrigkeit daruͤber zu<lb/>
erkennen, F. H. Caſſeliſche zunft-ordnung 1730<lb/>
§ <hirendition="#aq">XXV,</hi> wiewohl an vielen orten das handwerk<lb/>ſolche ſachen fuͤr ſich zu zihen pfleget, <hirendition="#fr">Beiers</hi><hirendition="#aq">ad-<lb/>
vocatus rerum opif. cap. XIX,</hi> § 9.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 278</head><lb/><noteplace="left">die wittben<lb/>
koͤnnen zu-<lb/>
weilen das<lb/>
handwerk<lb/>
fortſezen.</note><p>Die meiſters wittben koͤnnen bei verſchiedenen<lb/>
handwerken ſolches fortſezen, und ſich einen haubt-<lb/>
geſellen halten, z. e. die ſchneiderswittben einen<lb/>
tafelſchneider, die ſchuſters wittben einen bret-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchnei-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[114/0124]
XLV haubtſtuͤck
verboten werden; Beier in magiſtro, cap. V, VI,
VII, num. 248 fg. cap. VIII § 7 num. 307. Die
meiſterſtuͤcke ſind unterſchiedlich, z. e. bei den ſatt-
lern ein alter turnirſattel, oder zu Berka im Eiſe-
nachiſchen, muß der ſchneider tuch fordern, was
zu einem altartuche, auch andern altfraͤnkiſchen
kleidertrachten noͤthig iſt. Fodert er zu viel, wird
er geſtrafet, wenn mehr als zu einem paar ſtruͤm-
pfe ſolen uͤbrig bleibet, oder, wie zu Eiſenach der
gebrauch iſt, da der ſchneider die perſon anſehen
und befuͤlen, darauf das kleid fertigen muß. Ein
ieder feler dabei koſtet einen halben gulden. Wenn
aber einer bereits an einem orte meiſter worden iſt,
ſo brauchet er an einem andern nicht wieder das
meiſterſtuͤck zu machen, reichsſchluß 1731 art. 9.
Rottmann am a. o. ſ. 374. F. H. Caſſel. zunft-
reglement, 1730 § 2, 3. Er wird jungmeiſter ge-
nennet, F. H. Caſſeliſches erneuertes zunftregle-
ment 1730 § 1 ſ. 6.
§ 277
Die meiſterstoͤchter und weiber werden von der
mitarbeit nicht gaͤnzlich ausgeſchloſſen, es waͤre
dann ſolches ausdruͤcklich verboten, oder wider den
handwerksgebrauch. Fuͤr die arbeit und deren
tuͤchtigkeit muß der meiſter ſtehen; wenn ſelbige
aber verdorben iſt, hat die obrigkeit daruͤber zu
erkennen, F. H. Caſſeliſche zunft-ordnung 1730
§ XXV, wiewohl an vielen orten das handwerk
ſolche ſachen fuͤr ſich zu zihen pfleget, Beiers ad-
vocatus rerum opif. cap. XIX, § 9.
§ 278
Die meiſters wittben koͤnnen bei verſchiedenen
handwerken ſolches fortſezen, und ſich einen haubt-
geſellen halten, z. e. die ſchneiderswittben einen
tafelſchneider, die ſchuſters wittben einen bret-
ſchnei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/124>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.