Siben und vierzigstes haubtstück von den städten und deren benennungen.
§ 304
was eine stadt sey?
Eine stadt heiset in Teutschlande ein verwahrter und angebauter, auch mit stadt- und markt- recht begabter ort, worin eine aus allerhand leu- ten, zünften, gesellschaften und collegiis zusam- men gesezte gemeine befindlich ist.
§ 305
der städte eintheilun- gen,
Die städte sind entweder dem reiche unmittel- bar unterworfen, oder sie stehen unter einem lan- desherrn. Im ersten, falle werden sie reichs- städte, im andern aber landstädte genennet. Diese werden auch wohl wieder nach der gericht- barkeit, welcher sie untergeben sind, betrachtet, und daher in schriftsässige, amtsässige, gerichts- herren-städte eingetheilet, welchen die kammer- städte noch beigefüget werden mögen, sihe Kres- sensvindicias justitiae judicii recuperatorii, s. 209, von Zech im Europäischen herolde, s. 259.
§ 306
und unter- schid,
Die städte eines landes werden ferner nächst der residenzstadt, oder den festungen in haubt- und landstädte eingetheilet. Die haubtstadt ist diejeni- ge, welche bei allen landschaftlichen zusammenkünften mit berufen wird, auch die nachgesezte landesre- girung in ihren mauren hat. Also ist im ober- fürstentume des Hessen Casselischen anteiles Mar- burg, die haubtstadt, u. im Hessen-Darmstädtischen anteile hat dergleichen vorzug die stadt und festung Giesen. Die landstädte sind diejenige, welche auf den landtagen ein stimmrecht haben, oder nicht. Diesemnach sind die städte entweder land- tagessässig, oder nicht landtagessässig. Man hat
unter
XLVII. haubtſt. von den ſtaͤdten
Siben und vierzigſtes haubtſtuͤck von den ſtaͤdten und deren beneñungen.
§ 304
was eine ſtadt ſey?
Eine ſtadt heiſet in Teutſchlande ein verwahrter und angebauter, auch mit ſtadt- und markt- recht begabter ort, worin eine aus allerhand leu- ten, zuͤnften, geſellſchaften und collegiis zuſam- men geſezte gemeine befindlich iſt.
§ 305
der ſtaͤdte eintheilun- gen,
Die ſtaͤdte ſind entweder dem reiche unmittel- bar unterworfen, oder ſie ſtehen unter einem lan- desherrn. Im erſten, falle werden ſie reichs- ſtaͤdte, im andern aber landſtaͤdte genennet. Dieſe werden auch wohl wieder nach der gericht- barkeit, welcher ſie untergeben ſind, betrachtet, und daher in ſchriftſaͤſſige, amtſaͤſſige, gerichts- herren-ſtaͤdte eingetheilet, welchen die kammer- ſtaͤdte noch beigefuͤget werden moͤgen, ſihe Kreſ- ſensvindicias juſtitiae judicii recuperatorii, ſ. 209, von Zech im Europaͤiſchen herolde, ſ. 259.
§ 306
und unter- ſchid,
Die ſtaͤdte eines landes werden ferner naͤchſt der reſidenzſtadt, oder den feſtungen in haubt- und landſtaͤdte eingetheilet. Die haubtſtadt iſt diejeni- ge, welche bei allen landſchaftlichen zuſammenkuͤnften mit berufen wird, auch die nachgeſezte landesre- girung in ihren mauren hat. Alſo iſt im ober- fuͤrſtentume des Heſſen Caſſeliſchen anteiles Mar- burg, die haubtſtadt, u. im Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen anteile hat dergleichen vorzug die ſtadt und feſtung Gieſen. Die landſtaͤdte ſind diejenige, welche auf den landtagen ein ſtimmrecht haben, oder nicht. Dieſemnach ſind die ſtaͤdte entweder land- tagesſaͤſſig, oder nicht landtagesſaͤſſig. Man hat
unter
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0136"n="126"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XLVII.</hi> haubtſt. von den ſtaͤdten</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Siben und vierzigſtes haubtſtuͤck<lb/>
von den ſtaͤdten und deren beneñungen.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§ 304</head><lb/><noteplace="left">was eine<lb/>ſtadt ſey?</note><p><hirendition="#in">E</hi>ine ſtadt heiſet in Teutſchlande ein verwahrter<lb/>
und angebauter, auch mit ſtadt- und markt-<lb/>
recht begabter ort, worin eine aus allerhand leu-<lb/>
ten, zuͤnften, geſellſchaften und collegiis zuſam-<lb/>
men geſezte gemeine befindlich iſt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 305</head><lb/><noteplace="left">der ſtaͤdte<lb/>
eintheilun-<lb/>
gen,</note><p>Die ſtaͤdte ſind entweder dem reiche unmittel-<lb/>
bar unterworfen, oder ſie ſtehen unter einem lan-<lb/>
desherrn. Im erſten, falle werden ſie <hirendition="#fr">reichs-<lb/>ſtaͤdte</hi>, im andern aber <hirendition="#fr">landſtaͤdte</hi> genennet.<lb/>
Dieſe werden auch wohl wieder nach der gericht-<lb/>
barkeit, welcher ſie untergeben ſind, betrachtet,<lb/>
und daher in ſchriftſaͤſſige, amtſaͤſſige, gerichts-<lb/>
herren-ſtaͤdte eingetheilet, welchen die kammer-<lb/>ſtaͤdte noch beigefuͤget werden moͤgen, ſihe <hirendition="#fr">Kreſ-<lb/>ſens</hi><hirendition="#aq">vindicias juſtitiae judicii recuperatorii,</hi><lb/>ſ. 209, <hirendition="#fr">von Zech</hi> im Europaͤiſchen herolde, ſ. 259.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 306</head><lb/><noteplace="left">und unter-<lb/>ſchid,</note><p>Die ſtaͤdte eines landes werden ferner naͤchſt<lb/>
der reſidenzſtadt, oder den feſtungen in haubt- und<lb/>
landſtaͤdte eingetheilet. Die haubtſtadt iſt diejeni-<lb/>
ge, welche bei allen landſchaftlichen zuſammenkuͤnften<lb/>
mit berufen wird, auch die nachgeſezte landesre-<lb/>
girung in ihren mauren hat. Alſo iſt im ober-<lb/>
fuͤrſtentume des Heſſen Caſſeliſchen anteiles Mar-<lb/>
burg, die haubtſtadt, u. im Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen<lb/>
anteile hat dergleichen vorzug die ſtadt und feſtung<lb/>
Gieſen. Die landſtaͤdte ſind diejenige, welche<lb/>
auf den landtagen ein ſtimmrecht haben, oder<lb/>
nicht. Dieſemnach ſind die ſtaͤdte entweder land-<lb/>
tagesſaͤſſig, oder nicht landtagesſaͤſſig. Man hat<lb/><fwplace="bottom"type="catch">unter</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[126/0136]
XLVII. haubtſt. von den ſtaͤdten
Siben und vierzigſtes haubtſtuͤck
von den ſtaͤdten und deren beneñungen.
§ 304
Eine ſtadt heiſet in Teutſchlande ein verwahrter
und angebauter, auch mit ſtadt- und markt-
recht begabter ort, worin eine aus allerhand leu-
ten, zuͤnften, geſellſchaften und collegiis zuſam-
men geſezte gemeine befindlich iſt.
§ 305
Die ſtaͤdte ſind entweder dem reiche unmittel-
bar unterworfen, oder ſie ſtehen unter einem lan-
desherrn. Im erſten, falle werden ſie reichs-
ſtaͤdte, im andern aber landſtaͤdte genennet.
Dieſe werden auch wohl wieder nach der gericht-
barkeit, welcher ſie untergeben ſind, betrachtet,
und daher in ſchriftſaͤſſige, amtſaͤſſige, gerichts-
herren-ſtaͤdte eingetheilet, welchen die kammer-
ſtaͤdte noch beigefuͤget werden moͤgen, ſihe Kreſ-
ſens vindicias juſtitiae judicii recuperatorii,
ſ. 209, von Zech im Europaͤiſchen herolde, ſ. 259.
§ 306
Die ſtaͤdte eines landes werden ferner naͤchſt
der reſidenzſtadt, oder den feſtungen in haubt- und
landſtaͤdte eingetheilet. Die haubtſtadt iſt diejeni-
ge, welche bei allen landſchaftlichen zuſammenkuͤnften
mit berufen wird, auch die nachgeſezte landesre-
girung in ihren mauren hat. Alſo iſt im ober-
fuͤrſtentume des Heſſen Caſſeliſchen anteiles Mar-
burg, die haubtſtadt, u. im Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen
anteile hat dergleichen vorzug die ſtadt und feſtung
Gieſen. Die landſtaͤdte ſind diejenige, welche
auf den landtagen ein ſtimmrecht haben, oder
nicht. Dieſemnach ſind die ſtaͤdte entweder land-
tagesſaͤſſig, oder nicht landtagesſaͤſſig. Man hat
unter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/136>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.