Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

fürgesezten der dörfer.
nachricht für die heb-ammen-meister zu Strasburg
dinet hierunter zum muster, ingleichen Johann
Christian Stissers
unterricht für die wehmütter,
und Johann Christian Themels hebammenkunst,
die Chur-Brandenburgische wehemutter durch Ju-
stinen Siegmundin
, königlich Preußische und
Chur-Brandenburgische hebammen ordnung, in des
Mylius corp. constitut. Marchicar. T. V abth.
IV s. 53 fg. s. 21, s. 204, 208, 233, 255. sie dürfen
nicht curiren, und müssen in pflichten stehen.

§ 446

Man pfleget die dörfer in reichsdörfer, landes-die einthei-
lung der
dörfer.

herrschaftliche- adeliche- amts- raths- gerichts-
haus-(küchen-) bannzäundörfer, oder in den bann-
zäunen liegende dörfer, sihe Reinhards ausfüh-
rungen 1ter theil, freie auch gemeinschaftliche oder
vielherrische dörfer etc. einzutheilen, welche entwe-
der nach römischer art an einander, oder nach
Teutscher art weit aus einander gebauet sind,
Tacitus cap. 16, Stisser am a. o. s. 303, 304, 317.
Hinter Siegen fahen die alten dörfer der andern
Gattung an, darin ieder bauer sein haus und hof,
seine felder, kämpe, holzung etc. von des andern
nachbars hause ganz besonders besizet, mithin die
dörfer aus lauter einzelen von einander gelegenen
höfen bestehen.

§ 447

In Ober-Hessen machet man einen unterschidder unter-
schid zwi-
schen ort
und örtern.

zwischen einem orte, und den örtern. Der ort
bedeutet einen fleken. Der fleke ist zweierlei.
Der eine enthält bauern, als das Hessen-Casseli-
sche Trais an der Lumme, drei stunden von Mar-
burg und zwo von Giesen gelegen, hat weder bür-
ger noch jahrmärkte; dahingegen Schweinsberg,
Hessen-Casselischer hoheit, und 3 stunden von Mar-

burg,
M 4

fuͤrgeſezten der doͤrfer.
nachricht fuͤr die heb-ammen-meiſter zu Strasburg
dinet hierunter zum muſter, ingleichen Johann
Chriſtian Stiſſers
unterricht fuͤr die wehmuͤtter,
und Johann Chriſtian Themels hebammenkunſt,
die Chur-Brandenburgiſche wehemutter durch Ju-
ſtinen Siegmundin
, koͤniglich Preußiſche und
Chur-Brandenburgiſche hebammen ordnung, in des
Mylius corp. conſtitut. Marchicar. T. V abth.
IV ſ. 53 fg. ſ. 21, ſ. 204, 208, 233, 255. ſie duͤrfen
nicht curiren, und muͤſſen in pflichten ſtehen.

§ 446

Man pfleget die doͤrfer in reichsdoͤrfer, landes-die einthei-
lung der
doͤrfer.

herrſchaftliche- adeliche- amts- raths- gerichts-
haus-(kuͤchen-) bannzaͤundoͤrfer, oder in den bann-
zaͤunen liegende doͤrfer, ſihe Reinhards ausfuͤh-
rungen 1ter theil, freie auch gemeinſchaftliche oder
vielherriſche doͤrfer ꝛc. einzutheilen, welche entwe-
der nach roͤmiſcher art an einander, oder nach
Teutſcher art weit aus einander gebauet ſind,
Tacitus cap. 16, Stiſſer am a. o. ſ. 303, 304, 317.
Hinter Siegen fahen die alten doͤrfer der andern
Gattung an, darin ieder bauer ſein haus und hof,
ſeine felder, kaͤmpe, holzung ꝛc. von des andern
nachbars hauſe ganz beſonders beſizet, mithin die
doͤrfer aus lauter einzelen von einander gelegenen
hoͤfen beſtehen.

§ 447

In Ober-Heſſen machet man einen unterſchidder unter-
ſchid zwi-
ſchen ort
und oͤrtern.

zwiſchen einem orte, und den oͤrtern. Der ort
bedeutet einen fleken. Der fleke iſt zweierlei.
Der eine enthaͤlt bauern, als das Heſſen-Caſſeli-
ſche Trais an der Lumme, drei ſtunden von Mar-
burg und zwo von Gieſen gelegen, hat weder buͤr-
ger noch jahrmaͤrkte; dahingegen Schweinsberg,
Heſſen-Caſſeliſcher hoheit, und 3 ſtunden von Mar-

burg,
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0195" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;rge&#x017F;ezten der do&#x0364;rfer.</hi></fw><lb/>
nachricht fu&#x0364;r die heb-ammen-mei&#x017F;ter zu Strasburg<lb/>
dinet hierunter zum mu&#x017F;ter, ingleichen <hi rendition="#fr">Johann<lb/>
Chri&#x017F;tian Sti&#x017F;&#x017F;ers</hi> unterricht fu&#x0364;r die wehmu&#x0364;tter,<lb/>
und <hi rendition="#fr">Johann Chri&#x017F;tian Themels</hi> hebammenkun&#x017F;t,<lb/>
die Chur-Brandenburgi&#x017F;che wehemutter durch <hi rendition="#fr">Ju-<lb/>
&#x017F;tinen Siegmundin</hi>, ko&#x0364;niglich Preußi&#x017F;che und<lb/>
Chur-Brandenburgi&#x017F;che hebammen ordnung, in des<lb/><hi rendition="#fr">Mylius</hi> <hi rendition="#aq">corp. con&#x017F;titut. Marchicar. T. V</hi> abth.<lb/><hi rendition="#aq">IV</hi> &#x017F;. 53 fg. &#x017F;. 21, &#x017F;. 204, 208, 233, 255. &#x017F;ie du&#x0364;rfen<lb/>
nicht curiren, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in pflichten &#x017F;tehen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 446</head><lb/>
          <p>Man pfleget die do&#x0364;rfer in reichsdo&#x0364;rfer, landes-<note place="right">die einthei-<lb/>
lung der<lb/>
do&#x0364;rfer.</note><lb/>
herr&#x017F;chaftliche- adeliche- amts- raths- gerichts-<lb/>
haus-(ku&#x0364;chen-) bannza&#x0364;undo&#x0364;rfer, oder in den bann-<lb/>
za&#x0364;unen liegende do&#x0364;rfer, &#x017F;ihe <hi rendition="#fr">Reinhards</hi> ausfu&#x0364;h-<lb/>
rungen 1ter theil, freie auch gemein&#x017F;chaftliche oder<lb/>
vielherri&#x017F;che do&#x0364;rfer &#xA75B;c. einzutheilen, welche entwe-<lb/>
der nach ro&#x0364;mi&#x017F;cher art an einander, oder nach<lb/>
Teut&#x017F;cher art weit aus einander gebauet &#x017F;ind,<lb/><hi rendition="#fr">Tacitus</hi> cap. 16, <hi rendition="#fr">Sti&#x017F;&#x017F;er</hi> am a. o. &#x017F;. 303, 304, 317.<lb/>
Hinter Siegen fahen die alten do&#x0364;rfer der andern<lb/>
Gattung an, darin ieder bauer &#x017F;ein haus und hof,<lb/>
&#x017F;eine felder, ka&#x0364;mpe, holzung &#xA75B;c. von des andern<lb/>
nachbars hau&#x017F;e ganz be&#x017F;onders be&#x017F;izet, mithin die<lb/>
do&#x0364;rfer aus lauter einzelen von einander gelegenen<lb/>
ho&#x0364;fen be&#x017F;tehen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 447</head><lb/>
          <p>In Ober-He&#x017F;&#x017F;en machet man einen unter&#x017F;chid<note place="right">der unter-<lb/>
&#x017F;chid zwi-<lb/>
&#x017F;chen ort<lb/>
und o&#x0364;rtern.</note><lb/>
zwi&#x017F;chen einem <hi rendition="#fr">orte</hi>, und den <hi rendition="#fr">o&#x0364;rtern</hi>. Der ort<lb/>
bedeutet einen fleken. Der fleke i&#x017F;t zweierlei.<lb/>
Der eine entha&#x0364;lt bauern, als das He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;eli-<lb/>
&#x017F;che Trais an der Lumme, drei &#x017F;tunden von Mar-<lb/>
burg und zwo von Gie&#x017F;en gelegen, hat weder bu&#x0364;r-<lb/>
ger noch jahrma&#x0364;rkte; dahingegen Schweinsberg,<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;cher hoheit, und 3 &#x017F;tunden von Mar-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">burg,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0195] fuͤrgeſezten der doͤrfer. nachricht fuͤr die heb-ammen-meiſter zu Strasburg dinet hierunter zum muſter, ingleichen Johann Chriſtian Stiſſers unterricht fuͤr die wehmuͤtter, und Johann Chriſtian Themels hebammenkunſt, die Chur-Brandenburgiſche wehemutter durch Ju- ſtinen Siegmundin, koͤniglich Preußiſche und Chur-Brandenburgiſche hebammen ordnung, in des Mylius corp. conſtitut. Marchicar. T. V abth. IV ſ. 53 fg. ſ. 21, ſ. 204, 208, 233, 255. ſie duͤrfen nicht curiren, und muͤſſen in pflichten ſtehen. § 446 Man pfleget die doͤrfer in reichsdoͤrfer, landes- herrſchaftliche- adeliche- amts- raths- gerichts- haus-(kuͤchen-) bannzaͤundoͤrfer, oder in den bann- zaͤunen liegende doͤrfer, ſihe Reinhards ausfuͤh- rungen 1ter theil, freie auch gemeinſchaftliche oder vielherriſche doͤrfer ꝛc. einzutheilen, welche entwe- der nach roͤmiſcher art an einander, oder nach Teutſcher art weit aus einander gebauet ſind, Tacitus cap. 16, Stiſſer am a. o. ſ. 303, 304, 317. Hinter Siegen fahen die alten doͤrfer der andern Gattung an, darin ieder bauer ſein haus und hof, ſeine felder, kaͤmpe, holzung ꝛc. von des andern nachbars hauſe ganz beſonders beſizet, mithin die doͤrfer aus lauter einzelen von einander gelegenen hoͤfen beſtehen. die einthei- lung der doͤrfer. § 447 In Ober-Heſſen machet man einen unterſchid zwiſchen einem orte, und den oͤrtern. Der ort bedeutet einen fleken. Der fleke iſt zweierlei. Der eine enthaͤlt bauern, als das Heſſen-Caſſeli- ſche Trais an der Lumme, drei ſtunden von Mar- burg und zwo von Gieſen gelegen, hat weder buͤr- ger noch jahrmaͤrkte; dahingegen Schweinsberg, Heſſen-Caſſeliſcher hoheit, und 3 ſtunden von Mar- burg, der unter- ſchid zwi- ſchen ort und oͤrtern. M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/195
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/195>, abgerufen am 21.11.2024.