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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LXI haubtstück,
tertanen des gerichtes Reichenbach wider ihre
hochgräfliche landesherrschaft Isenburg-Birstein,
num. 4 und 6 s. 1, 2 und hat seinen Ursprung von
der einweihung der kirchen, deren zu ehren alljähr-
lich ein fest angestellet worden ist, wobei man sich
mit essen und trinken, tanzen und springen lustig
gemacht hat. Daher noch heutiges tages die
bauer-kirmes bekannt ist, welches eine allgemeine
lustbarkeit der bauern benennet wird, Heinrich
Link
de juribus templorum, cap. 7, num. 3.
s. 126, Böhmer im jure eccles. protestant. lib. III
tit. 40 § 54 fg. s. 709 fg. Fleischers einleitung
zum geistlichen rechte B. II cap. XI § 46 s. 401,
Otto Sigism. Moriz von der Venne disp. de
jure circa encaenia templorum,
Erfurt 1718
an einigen orten wird auch der kindtaufsschmaus,
oder kirchgangs-essen mit diesem namen beleget.

§ 472
die verord-
nungen
von den
kirmessen.

Dieweil aber der gemeine mann dabei viel über-
fluß treibet, und sich oft dadurch in seiner wirt-
schaft schadet; so ist bereits deßfalls von Reichs-
wegen ziel und maas geßet worden, volicei-ord-
nung zu Augsburg 1530 tit. 23, zu Frankfurt 1577
tit. 15, welchem beispile viele landesherren nachge-
folget und die kirmessen, wo nicht gänzlich abzu-
schaffen, iedoch sehr einzuschränken gesuchet haben,
F. Braunschweig-Lüneburg-Cellische policeiord-
nung, cap. 34 s. 94, Link am a. o. num. 18, 19,
bevorab da sich einige, als die gerichtsherren, wel-
chen diese lustbarkeit etwas einträget, wider das
erste gesezet haben, wie dann auch z. e. als der bi-
schof zu Bamberg, Carl Friderich, graf von
Schönborn, die kirchweih-tänze verbote, das dom-
kapitel sie in ihrer freiheit erlaubete, welche sache
hernach an das kaiserliche und reichs-kammer-ge-
richt gedihe.

§ 473

LXI haubtſtuͤck,
tertanen des gerichtes Reichenbach wider ihre
hochgraͤfliche landesherrſchaft Iſenburg-Birſtein,
num. 4 und 6 ſ. 1, 2 und hat ſeinen Urſprung von
der einweihung der kirchen, deren zu ehren alljaͤhr-
lich ein feſt angeſtellet worden iſt, wobei man ſich
mit eſſen und trinken, tanzen und ſpringen luſtig
gemacht hat. Daher noch heutiges tages die
bauer-kirmes bekannt iſt, welches eine allgemeine
luſtbarkeit der bauern benennet wird, Heinrich
Link
de juribus templorum, cap. 7, num. 3.
ſ. 126, Boͤhmer im jure eccleſ. proteſtant. lib. III
tit. 40 § 54 fg. ſ. 709 fg. Fleiſchers einleitung
zum geiſtlichen rechte B. II cap. XI § 46 ſ. 401,
Otto Sigism. Moriz von der Venne diſp. de
jure circa encaenia templorum,
Erfurt 1718
an einigen orten wird auch der kindtaufsſchmaus,
oder kirchgangs-eſſen mit dieſem namen beleget.

§ 472
die verord-
nungen
von den
kirmeſſen.

Dieweil aber der gemeine mann dabei viel uͤber-
fluß treibet, und ſich oft dadurch in ſeiner wirt-
ſchaft ſchadet; ſo iſt bereits deßfalls von Reichs-
wegen ziel und maas geſzet worden, volicei-ord-
nung zu Augsburg 1530 tit. 23, zu Frankfurt 1577
tit. 15, welchem beiſpile viele landesherren nachge-
folget und die kirmeſſen, wo nicht gaͤnzlich abzu-
ſchaffen, iedoch ſehr einzuſchraͤnken geſuchet haben,
F. Braunſchweig-Luͤneburg-Celliſche policeiord-
nung, cap. 34 ſ. 94, Link am a. o. num. 18, 19,
bevorab da ſich einige, als die gerichtsherren, wel-
chen dieſe luſtbarkeit etwas eintraͤget, wider das
erſte geſezet haben, wie dann auch z. e. als der bi-
ſchof zu Bamberg, Carl Friderich, graf von
Schoͤnborn, die kirchweih-taͤnze verbote, das dom-
kapitel ſie in ihrer freiheit erlaubete, welche ſache
hernach an das kaiſerliche und reichs-kammer-ge-
richt gedihe.

§ 473
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[196/0208] LXI haubtſtuͤck, tertanen des gerichtes Reichenbach wider ihre hochgraͤfliche landesherrſchaft Iſenburg-Birſtein, num. 4 und 6 ſ. 1, 2 und hat ſeinen Urſprung von der einweihung der kirchen, deren zu ehren alljaͤhr- lich ein feſt angeſtellet worden iſt, wobei man ſich mit eſſen und trinken, tanzen und ſpringen luſtig gemacht hat. Daher noch heutiges tages die bauer-kirmes bekannt iſt, welches eine allgemeine luſtbarkeit der bauern benennet wird, Heinrich Link de juribus templorum, cap. 7, num. 3. ſ. 126, Boͤhmer im jure eccleſ. proteſtant. lib. III tit. 40 § 54 fg. ſ. 709 fg. Fleiſchers einleitung zum geiſtlichen rechte B. II cap. XI § 46 ſ. 401, Otto Sigism. Moriz von der Venne diſp. de jure circa encaenia templorum, Erfurt 1718 an einigen orten wird auch der kindtaufsſchmaus, oder kirchgangs-eſſen mit dieſem namen beleget. § 472 Dieweil aber der gemeine mann dabei viel uͤber- fluß treibet, und ſich oft dadurch in ſeiner wirt- ſchaft ſchadet; ſo iſt bereits deßfalls von Reichs- wegen ziel und maas geſzet worden, volicei-ord- nung zu Augsburg 1530 tit. 23, zu Frankfurt 1577 tit. 15, welchem beiſpile viele landesherren nachge- folget und die kirmeſſen, wo nicht gaͤnzlich abzu- ſchaffen, iedoch ſehr einzuſchraͤnken geſuchet haben, F. Braunſchweig-Luͤneburg-Celliſche policeiord- nung, cap. 34 ſ. 94, Link am a. o. num. 18, 19, bevorab da ſich einige, als die gerichtsherren, wel- chen dieſe luſtbarkeit etwas eintraͤget, wider das erſte geſezet haben, wie dann auch z. e. als der bi- ſchof zu Bamberg, Carl Friderich, graf von Schoͤnborn, die kirchweih-taͤnze verbote, das dom- kapitel ſie in ihrer freiheit erlaubete, welche ſache hernach an das kaiſerliche und reichs-kammer-ge- richt gedihe. § 473

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/208>, abgerufen am 21.11.2024.