nommen, endlich nach abgenommenen strumpf- bande der braut (Faßmann s. 400 am a. o.) das schlafzimmer wieder verschlossen, den andern morgen aber wieder feierlich aufgeschlossen, die braut öffentlich unter die haube gebracht. Es er- folgte darauf die morgengabe (opstand), welche vom dote unterschiden war, Kopps lehnsproben vol. I s. 191, und die übrige hochzeit-gäste machten der braut geschenke. Sihe Joh. Joach. Mül- lers stats-cabinet II s. 341-409, IIII s. 197-291. Anton Weckens beschreibung der stadt Dresden s. 339 fg.
§ 710
Bei den gemeinen leuten ward in hisigen gegen-wie die heimfürung bei auswär- tigen bräu- ten gesche- hen ist? den die auswärtige braut von ihren freunden und brautknechten biß an die grenze zu pferde begleitet, der bräutigam nebst seinen hochzeit-gästen wartete ihrer zu pferde. Es war eine verstellte gewalt nötig der braut sich zu ermächtigen. Die braut sasse auf einem mit tannen-zweigen ausgeschmük- ten wagen, sange und spanne; um sie sassen etwa 6 brautmädgens und sangen mit. Alle im schna- tze, das ist, blosköpfig mit band und roßmarien geziret, auch zween geflochtenen harzöpfen. Der kirchgang beschah unter vortretung der spil-leute mit leiern, schalmeien und sackpfeifen. Allein dise gebräuche sind seit 30 jaren größtenteils abge- kommen, iedoch der geschmükte brautwagen ist hin und wieder noch gebräuchlich.
§ 711
Von der Altenburgischen bauern hochzeiten und bettsprunge sihe des Wildvogelsdisput. de iure thalami s. 15, des Dreyers disp. de termi- no effectuum ciuilium matrimonii a quo? s. 17, des reichs-kammergerichts beisitzer herrn Christian von Nettelbladts programma de
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von den eheleuten.
nommen, endlich nach abgenommenen ſtrumpf- bande der braut (Faßmann ſ. 400 am a. o.) das ſchlafzimmer wieder verſchloſſen, den andern morgen aber wieder feierlich aufgeſchloſſen, die braut oͤffentlich unter die haube gebracht. Es er- folgte darauf die morgengabe (opſtand), welche vom dote unterſchiden war, Kopps lehnsproben vol. I ſ. 191, und die uͤbrige hochzeit-gaͤſte machten der braut geſchenke. Sihe Joh. Joach. Muͤl- lers ſtats-cabinet II ſ. 341-409, IIII ſ. 197-291. Anton Weckens beſchreibung der ſtadt Dresden ſ. 339 fg.
§ 710
Bei den gemeinen leuten ward in hiſigen gegen-wie die heimfuͤrung bei auswaͤr- tigen braͤu- ten geſche- hen iſt? den die auswaͤrtige braut von ihren freunden und brautknechten biß an die grenze zu pferde begleitet, der braͤutigam nebſt ſeinen hochzeit-gaͤſten wartete ihrer zu pferde. Es war eine verſtellte gewalt noͤtig der braut ſich zu ermaͤchtigen. Die braut ſaſſe auf einem mit tannen-zweigen ausgeſchmuͤk- ten wagen, ſange und ſpanne; um ſie ſaſſen etwa 6 brautmaͤdgens und ſangen mit. Alle im ſchna- tze, das iſt, bloskoͤpfig mit band und roßmarien geziret, auch zween geflochtenen harzoͤpfen. Der kirchgang beſchah unter vortretung der ſpil-leute mit leiern, ſchalmeien und ſackpfeifen. Allein diſe gebraͤuche ſind ſeit 30 jaren groͤßtenteils abge- kommen, iedoch der geſchmuͤkte brautwagen iſt hin und wieder noch gebraͤuchlich.
§ 711
Von der Altenburgiſchen bauern hochzeiten und bettſprunge ſihe des Wildvogelsdiſput. de iure thalami ſ. 15, des Dreyers diſp. de termi- no effectuum ciuilium matrimonii a quo? ſ. 17, des reichs-kammergerichts beiſitzer herrn Chriſtian von Nettelbladts programma de
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von den eheleuten.
nommen, endlich nach abgenommenen ſtrumpf-
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das ſchlafzimmer wieder verſchloſſen, den andern
morgen aber wieder feierlich aufgeſchloſſen, die
braut oͤffentlich unter die haube gebracht. Es er-
folgte darauf die morgengabe (opſtand), welche
vom dote unterſchiden war, Kopps lehnsproben
vol. I ſ. 191, und die uͤbrige hochzeit-gaͤſte machten
der braut geſchenke. Sihe Joh. Joach. Muͤl-
lers ſtats-cabinet II ſ. 341-409, IIII ſ. 197-291.
Anton Weckens beſchreibung der ſtadt Dresden
ſ. 339 fg.
§ 710
Bei den gemeinen leuten ward in hiſigen gegen-
den die auswaͤrtige braut von ihren freunden und
brautknechten biß an die grenze zu pferde begleitet,
der braͤutigam nebſt ſeinen hochzeit-gaͤſten wartete
ihrer zu pferde. Es war eine verſtellte gewalt
noͤtig der braut ſich zu ermaͤchtigen. Die braut
ſaſſe auf einem mit tannen-zweigen ausgeſchmuͤk-
ten wagen, ſange und ſpanne; um ſie ſaſſen etwa
6 brautmaͤdgens und ſangen mit. Alle im ſchna-
tze, das iſt, bloskoͤpfig mit band und roßmarien
geziret, auch zween geflochtenen harzoͤpfen. Der
kirchgang beſchah unter vortretung der ſpil-leute
mit leiern, ſchalmeien und ſackpfeifen. Allein
diſe gebraͤuche ſind ſeit 30 jaren groͤßtenteils abge-
kommen, iedoch der geſchmuͤkte brautwagen iſt
hin und wieder noch gebraͤuchlich.
wie die
heimfuͤrung
bei auswaͤr-
tigen braͤu-
ten geſche-
hen iſt?
§ 711
Von der Altenburgiſchen bauern hochzeiten
und bettſprunge ſihe des Wildvogels diſput. de
iure thalami ſ. 15, des Dreyers diſp. de termi-
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ſ. 17, des reichs-kammergerichts beiſitzer herrn
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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