haben; vielmehr bleibet der adelstand dem herren- stande allezeit nachgesezet und unterschiden, im- massen der adeliche wohl ein freigeborner, aber der freigeborne nicht allezeit ein adelicher ist.
§ 727
Die ungleiche ehe hiese man in den alten zeitendie benen- nung der ungleichen ehe. auch den concubinat (beischlaf). Es war aber diser entweder für beständig, oder auf eine zeit- lang. Lezterer war verboten, erster aber nicht, gestalt dann die concubinen (kebsweiber, beischlä- ferinnen, matronä) zu den zeiten des kaiser Karls des grosen erlaubet waren. Das kebsweib war dem manne zur ehe gegeben; allein wegen der un- gleichheit des standes hatte sie keinen teil an des mannes würde. Sie wurde auch nicht so feier- lich geehlichet. Die kinder bekamen nur wenige ihnen ausgesezte väterliche güter, sihe des Hahns reichs-histori im Iten teile s. 90. Kopp am a. o. s. 554 fg. Böhmer im iure ecclesiastico pro- testantium lib. III tit. II § 19 fgg. Andreas ab Iserniaad L. II F. 26. Jacob Alvarottus, Baldus, Matthäusab Afflictis, und anderer erläuterer der Langobardischen lehnrechte. Der regirende graf Wolfgang zu Isenburg-Birstein, welcher 1633 verstarb, ehelichete nach ableiben sei- ner dritten gemalin, Sabinen von Burghausen, geborne von Saalfeld, mit dem bedinge, daß sie nur Sabina frau zu Isenburg, geborne zu Saal- feld, sich schreiben sollte, auch die grafen aus den vorigen ehen, oder ihre stiefsöne, gnädige herren oder Ihre gnaden nennen wollte, Köhlers M. B. VII s. 167. Von den Amien und varenden wiven handelt herr hofrat Grupen in den Teut- schen altertümern, cap. IX s. 110 fg. Diser bei- schlaf blibe biß auf die zeiten des kaiser Karls des Vten erlaubet, welcher erstlich in der Reichs-re-
forma-
U
von den ungleichen ehen.
haben; vielmehr bleibet der adelſtand dem herren- ſtande allezeit nachgeſezet und unterſchiden, im- maſſen der adeliche wohl ein freigeborner, aber der freigeborne nicht allezeit ein adelicher iſt.
§ 727
Die ungleiche ehe hieſe man in den alten zeitendie benen- nung der ungleichen ehe. auch den concubinat (beiſchlaf). Es war aber diſer entweder fuͤr beſtaͤndig, oder auf eine zeit- lang. Lezterer war verboten, erſter aber nicht, geſtalt dann die concubinen (kebsweiber, beiſchlaͤ- ferinnen, matronaͤ) zu den zeiten des kaiſer Karls des groſen erlaubet waren. Das kebsweib war dem manne zur ehe gegeben; allein wegen der un- gleichheit des ſtandes hatte ſie keinen teil an des mannes wuͤrde. Sie wurde auch nicht ſo feier- lich geehlichet. Die kinder bekamen nur wenige ihnen ausgeſezte vaͤterliche guͤter, ſihe des Hahns reichs-hiſtori im Iten teile ſ. 90. Kopp am a. o. ſ. 554 fg. Boͤhmer im iure eccleſiaſtico pro- teſtantium lib. III tit. II § 19 fgg. Andreas ab Iſerniaad L. II F. 26. Jacob Alvarottus, Baldus, Matthaͤusab Afflictis, und anderer erlaͤuterer der Langobardiſchen lehnrechte. Der regirende graf Wolfgang zu Iſenburg-Birſtein, welcher 1633 verſtarb, ehelichete nach ableiben ſei- ner dritten gemalin, Sabinen von Burghauſen, geborne von Saalfeld, mit dem bedinge, daß ſie nur Sabina frau zu Iſenburg, geborne zu Saal- feld, ſich ſchreiben ſollte, auch die grafen aus den vorigen ehen, oder ihre ſtiefſoͤne, gnaͤdige herren oder Ihre gnaden nennen wollte, Koͤhlers M. B. VII ſ. 167. Von den Amien und varenden wiven handelt herr hofrat Grupen in den Teut- ſchen altertuͤmern, cap. IX ſ. 110 fg. Diſer bei- ſchlaf blibe biß auf die zeiten des kaiſer Karls des Vten erlaubet, welcher erſtlich in der Reichs-re-
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von den ungleichen ehen.
haben; vielmehr bleibet der adelſtand dem herren-
ſtande allezeit nachgeſezet und unterſchiden, im-
maſſen der adeliche wohl ein freigeborner, aber
der freigeborne nicht allezeit ein adelicher iſt.
§ 727
Die ungleiche ehe hieſe man in den alten zeiten
auch den concubinat (beiſchlaf). Es war aber
diſer entweder fuͤr beſtaͤndig, oder auf eine zeit-
lang. Lezterer war verboten, erſter aber nicht,
geſtalt dann die concubinen (kebsweiber, beiſchlaͤ-
ferinnen, matronaͤ) zu den zeiten des kaiſer Karls
des groſen erlaubet waren. Das kebsweib war
dem manne zur ehe gegeben; allein wegen der un-
gleichheit des ſtandes hatte ſie keinen teil an des
mannes wuͤrde. Sie wurde auch nicht ſo feier-
lich geehlichet. Die kinder bekamen nur wenige
ihnen ausgeſezte vaͤterliche guͤter, ſihe des Hahns
reichs-hiſtori im Iten teile ſ. 90. Kopp am a. o.
ſ. 554 fg. Boͤhmer im iure eccleſiaſtico pro-
teſtantium lib. III tit. II § 19 fgg. Andreas ab
Iſernia ad L. II F. 26. Jacob Alvarottus,
Baldus, Matthaͤus ab Afflictis, und anderer
erlaͤuterer der Langobardiſchen lehnrechte. Der
regirende graf Wolfgang zu Iſenburg-Birſtein,
welcher 1633 verſtarb, ehelichete nach ableiben ſei-
ner dritten gemalin, Sabinen von Burghauſen,
geborne von Saalfeld, mit dem bedinge, daß ſie
nur Sabina frau zu Iſenburg, geborne zu Saal-
feld, ſich ſchreiben ſollte, auch die grafen aus den
vorigen ehen, oder ihre ſtiefſoͤne, gnaͤdige herren
oder Ihre gnaden nennen wollte, Koͤhlers M.
B. VII ſ. 167. Von den Amien und varenden
wiven handelt herr hofrat Grupen in den Teut-
ſchen altertuͤmern, cap. IX ſ. 110 fg. Diſer bei-
ſchlaf blibe biß auf die zeiten des kaiſer Karls des
Vten erlaubet, welcher erſtlich in der Reichs-re-
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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