ihr daseyn benebst ihrer glückseeligkeit, auch wohl- thaten, zu dancken haben, imgleichen die ältern ih- rer kinder beste freunde, ihre vertraulichsten ge- fährten, ihre wachsamsten wächter, ihr sicherster rath, ihr schuz und ihre zuflucht sind; so entstehet daher die verbindlichkeit der kinder gegen ihre äl- tern; graf Tess in in den brifen an einen jungen prinzen von einem alten manne, 20 brif, s. 75 fg. Ferner ist daraus das recht der ältern ihrer kinder handlungen zu regiren, zwangsmittel wider die ungehorsamen zu gebrauchen, die nuzungen ihrer güter zu erheben etc. abzuleiten, Burc. Gotth. Struve in der iurisprudentia heroica, vol. 5 s. 6 fg. vol. 4 s. 4 fg. Son, sun, bedeutet satum, von säen. Tochter, dother, kömmt von tygen, tögen, zeugen, genita.
§ 76
von jungen gesellen und jungfern,
Die unverehelichte mannspersonen hiesen junge gesellen, auch knechte, knaben. Fent ist ein junger knecht. Bengel war ein aufgeschossener jüngling. Knapen hisen die adelichen, welche noch keine ritter waren, obseru. feudales, obs. 30 s. 37, Crell in der disp. corporis integri robusti priuilegium sistens § 19. Bube ist ein knab, auch der troß, oder hurer; und die weibespersonen, die noch kei- nen mann gehabt hatten, oder die nicht geschwä- chet waren, nennete man junge frauwen, jung- fern, mägdlein, dirnen, oder wenn der mann ver- storben war, wittben, Estor in der disp. de iuribus quibusdam viduarum mulierum equestrium obs. I § 3 s. 5 fg. Gesell heiset socius, domesticus. Man nennete sie auch junge bursche, socios; knech- te hiesen sie auch. Junge frauwe, domina iunior, domicella. Schwächen heiset debilitare honorem
vir-
VI haubtſt. vom zuſtande
ihr daſeyn benebſt ihrer gluͤckſeeligkeit, auch wohl- thaten, zu dancken haben, imgleichen die aͤltern ih- rer kinder beſte freunde, ihre vertraulichſten ge- faͤhrten, ihre wachſamſten waͤchter, ihr ſicherſter rath, ihr ſchuz und ihre zuflucht ſind; ſo entſtehet daher die verbindlichkeit der kinder gegen ihre aͤl- tern; graf Teſſ in in den brifen an einen jungen prinzen von einem alten manne, 20 brif, ſ. 75 fg. Ferner iſt daraus das recht der aͤltern ihrer kinder handlungen zu regiren, zwangsmittel wider die ungehorſamen zu gebrauchen, die nuzungen ihrer guͤter zu erheben ꝛc. abzuleiten, Burc. Gotth. Struve in der iurisprudentia heroica, vol. 5 ſ. 6 fg. vol. 4 ſ. 4 fg. Son, ſun, bedeutet ſatum, von ſaͤen. Tochter, dother, koͤmmt von tygen, toͤgen, zeugen, genita.
§ 76
von jungen geſellen und jungfern,
Die unverehelichte mannsperſonen hieſen junge geſellen, auch knechte, knaben. Fent iſt ein junger knecht. Bengel war ein aufgeſchoſſener juͤngling. Knapen hiſen die adelichen, welche noch keine ritter waren, obſeru. feudales, obſ. 30 ſ. 37, Crell in der diſp. corporis integri robuſti priuilegium ſiſtens § 19. Bube iſt ein knab, auch der troß, oder hurer; und die weibesperſonen, die noch kei- nen mann gehabt hatten, oder die nicht geſchwaͤ- chet waren, nennete man junge frauwen, jung- fern, maͤgdlein, dirnen, oder wenn der mann ver- ſtorben war, wittben, Eſtor in der diſp. de iuribus quibusdam viduarum mulierum equeſtrium obſ. I § 3 ſ. 5 fg. Geſell heiſet ſocius, domeſticus. Man nennete ſie auch junge burſche, ſocios; knech- te hieſen ſie auch. Junge frauwe, domina iunior, domicella. Schwaͤchen heiſet debilitare honorem
vir-
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VI haubtſt. vom zuſtande
ihr daſeyn benebſt ihrer gluͤckſeeligkeit, auch wohl-
thaten, zu dancken haben, imgleichen die aͤltern ih-
rer kinder beſte freunde, ihre vertraulichſten ge-
faͤhrten, ihre wachſamſten waͤchter, ihr ſicherſter
rath, ihr ſchuz und ihre zuflucht ſind; ſo entſtehet
daher die verbindlichkeit der kinder gegen ihre aͤl-
tern; graf Teſſ in in den brifen an einen jungen
prinzen von einem alten manne, 20 brif, ſ. 75 fg.
Ferner iſt daraus das recht der aͤltern ihrer kinder
handlungen zu regiren, zwangsmittel wider die
ungehorſamen zu gebrauchen, die nuzungen ihrer
guͤter zu erheben ꝛc. abzuleiten, Burc. Gotth.
Struve in der iurisprudentia heroica, vol. 5
ſ. 6 fg. vol. 4 ſ. 4 fg. Son, ſun, bedeutet ſatum,
von ſaͤen. Tochter, dother, koͤmmt von tygen,
toͤgen, zeugen, genita.
§ 76
Die unverehelichte mannsperſonen hieſen junge
geſellen, auch knechte, knaben. Fent iſt ein junger
knecht. Bengel war ein aufgeſchoſſener juͤngling.
Knapen hiſen die adelichen, welche noch keine ritter
waren, obſeru. feudales, obſ. 30 ſ. 37, Crell
in der diſp. corporis integri robuſti priuilegium
ſiſtens § 19. Bube iſt ein knab, auch der troß,
oder hurer; und die weibesperſonen, die noch kei-
nen mann gehabt hatten, oder die nicht geſchwaͤ-
chet waren, nennete man junge frauwen, jung-
fern, maͤgdlein, dirnen, oder wenn der mann ver-
ſtorben war, wittben, Eſtor in der diſp. de iuribus
quibusdam viduarum mulierum equeſtrium
obſ. I § 3 ſ. 5 fg. Geſell heiſet ſocius, domeſticus.
Man nennete ſie auch junge burſche, ſocios; knech-
te hieſen ſie auch. Junge frauwe, domina iunior,
domicella. Schwaͤchen heiſet debilitare honorem
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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