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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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vormunden und obervormunden.
sachen nicht fürstehen, teils wegen des alters,
teils wegen des geschlechtes, oder der leibes- und
gemütskrankheit; ferner der verschwendung, oder
abwesenheit halber.

§ 954

Der vormund eines unmündigen kindes heisseteines un-
mündigen
ist?

demnach derjenige, welchem die auferzihung und
verwaltung des vermögens eines unmündigen von
der oberkeit anvertrauet worden ist.

§ 955

Unmündig heisset der oder diejenige, welcherwelche men-
schen un-
mündig
heissen?

oder welche die rechtsbestimmten jare z. e. das 18,
oder 21ste 25ste noch nicht zurück geleget, und ent-
weder gar keine ältern mehr hat, oder nur eins
derselben verloren gegangen ist, z. e. der vater.
Denn so lang diser lebet, wird kein vormund,
ausser in besondern fällen, wenn etwa das un-
mündige kind z. e. wegen des mütterlichen streit
bekäme, bestellet. Indessen kann nach Sachsen
und Schwaben recht ein vater seinen kindern ei-
nen vormund für dem gerichte bestellen, Hert de
tutela regia, sect. I § XI
s. 326 vol. I T. I
opuscul.,
Specht in der disp. de his, quae vsu
fori a tutoribus et curatoribus et circa eos ob-
seruanda sunt
num. 2. Daher Pufendorf obs.
48 s. 147 fg. des Iten bandes den schluß zihet, was
maßen in Teutschlande der unterschid zwischen
tutoren und curatoren obgewaltet hätte. Allein
der gerichtsbrauch weiß davon nichts, ausser, daß
der Römisch gesinnte Fichard in dem Solmsischen
landrechte, die tutoren vormünder, und die cu-
ratoren verweßer IItes buch tit. XXI § 27
nennet, iedoch zugleich einräumet, daß diser un-
terschid nicht beobachtet werde. Jedoch unter-
lässet der verfasser der Kur-Pfälzischen hofge-
richtsordnung tit. XVIII nicht, die tutoren vor-

münder,

vormunden und obervormunden.
ſachen nicht fuͤrſtehen, teils wegen des alters,
teils wegen des geſchlechtes, oder der leibes- und
gemuͤtskrankheit; ferner der verſchwendung, oder
abweſenheit halber.

§ 954

Der vormund eines unmuͤndigen kindes heiſſeteines un-
muͤndigen
iſt?

demnach derjenige, welchem die auferzihung und
verwaltung des vermoͤgens eines unmuͤndigen von
der oberkeit anvertrauet worden iſt.

§ 955

Unmuͤndig heiſſet der oder diejenige, welcherwelche men-
ſchen un-
muͤndig
heiſſen?

oder welche die rechtsbeſtimmten jare z. e. das 18,
oder 21ſte 25ſte noch nicht zuruͤck geleget, und ent-
weder gar keine aͤltern mehr hat, oder nur eins
derſelben verloren gegangen iſt, z. e. der vater.
Denn ſo lang diſer lebet, wird kein vormund,
auſſer in beſondern faͤllen, wenn etwa das un-
muͤndige kind z. e. wegen des muͤtterlichen ſtreit
bekaͤme, beſtellet. Indeſſen kann nach Sachſen
und Schwaben recht ein vater ſeinen kindern ei-
nen vormund fuͤr dem gerichte beſtellen, Hert de
tutela regia, ſect. I § XI
ſ. 326 vol. I T. I
opuſcul.,
Specht in der diſp. de his, quae vſu
fori a tutoribus et curatoribus et circa eos ob-
ſeruanda ſunt
num. 2. Daher Pufendorf obſ.
48 ſ. 147 fg. des Iten bandes den ſchluß zihet, was
maßen in Teutſchlande der unterſchid zwiſchen
tutoren und curatoren obgewaltet haͤtte. Allein
der gerichtsbrauch weiß davon nichts, auſſer, daß
der Roͤmiſch geſinnte Fichard in dem Solmſiſchen
landrechte, die tutoren vormuͤnder, und die cu-
ratoren verweßer IItes buch tit. XXI § 27
nennet, iedoch zugleich einraͤumet, daß diſer un-
terſchid nicht beobachtet werde. Jedoch unter-
laͤſſet der verfaſſer der Kur-Pfaͤlziſchen hofge-
richtsordnung tit. XVIII nicht, die tutoren vor-

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[411/0423] vormunden und obervormunden. ſachen nicht fuͤrſtehen, teils wegen des alters, teils wegen des geſchlechtes, oder der leibes- und gemuͤtskrankheit; ferner der verſchwendung, oder abweſenheit halber. § 954 Der vormund eines unmuͤndigen kindes heiſſet demnach derjenige, welchem die auferzihung und verwaltung des vermoͤgens eines unmuͤndigen von der oberkeit anvertrauet worden iſt. eines un- muͤndigen iſt? § 955 Unmuͤndig heiſſet der oder diejenige, welcher oder welche die rechtsbeſtimmten jare z. e. das 18, oder 21ſte 25ſte noch nicht zuruͤck geleget, und ent- weder gar keine aͤltern mehr hat, oder nur eins derſelben verloren gegangen iſt, z. e. der vater. Denn ſo lang diſer lebet, wird kein vormund, auſſer in beſondern faͤllen, wenn etwa das un- muͤndige kind z. e. wegen des muͤtterlichen ſtreit bekaͤme, beſtellet. Indeſſen kann nach Sachſen und Schwaben recht ein vater ſeinen kindern ei- nen vormund fuͤr dem gerichte beſtellen, Hert de tutela regia, ſect. I § XI ſ. 326 vol. I T. I opuſcul., Specht in der diſp. de his, quae vſu fori a tutoribus et curatoribus et circa eos ob- ſeruanda ſunt num. 2. Daher Pufendorf obſ. 48 ſ. 147 fg. des Iten bandes den ſchluß zihet, was maßen in Teutſchlande der unterſchid zwiſchen tutoren und curatoren obgewaltet haͤtte. Allein der gerichtsbrauch weiß davon nichts, auſſer, daß der Roͤmiſch geſinnte Fichard in dem Solmſiſchen landrechte, die tutoren vormuͤnder, und die cu- ratoren verweßer IItes buch tit. XXI § 27 nennet, iedoch zugleich einraͤumet, daß diſer un- terſchid nicht beobachtet werde. Jedoch unter- laͤſſet der verfaſſer der Kur-Pfaͤlziſchen hofge- richtsordnung tit. XVIII nicht, die tutoren vor- muͤnder, welche men- ſchen un- muͤndig heiſſen?

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/423>, abgerufen am 22.11.2024.