das 18 jahr schößlinge, bengel, jungen. Knab be- deutet einen kleinen, ieweilen auch einen jüngling. Jung ist nupergenitus, jüngling, adolescens.
Achtes haubtstück von den unmündigen und mündigen.
§ 79
Demnächst ist ein Teutscher entweder mündig,die bedeu- tung der unmündi- gen und mündig oder unmündig. Mündig ist derjenige, welcher zu seinen vogtbaren jahren gekommen ist. Unmündig ist derjenige, welcher zu seinen jahren noch nicht gekommen ist. Jahr bedeutet tempus, wer nun mündig worden war, von dem sagte man: er ist zu seinen jahren und tagen gekommen. Gundling in D. s. 374. Mündig bedeutet einen majorennem, von mund, tutela, weil er fähig ist sich zu vertaidigen. Vogtbar, majorennis, der sich selbst vertaidigen kan. Die meisten Teutschen völcker hielten diejenigen für mündig, welche 18 jahre alt waren, z. e. die Francken, und Schwa- ben, Langobarden, Holsteiner, etc. Daher Kaiser Carl der IIII die Churfürsten im 18ten jahre für mündig erkläret hat. Die Sachsen und Bayern hingegen sezten solche aufs 20 jahr, und fügten das schreijahr hinzu, Hofmannde maioris ae- tatis termino. An einigen örtern machet einen das heirathen mündig, Klock im Consil. 83, vol. 2, Mean in observat. 688, Hertde colli- sione legum sect. 4 § 5, auch an einigen orten, wer mit väterlicher bewilligung die kaufmannschaft treibet, Hert am a. o. oder wer eine besondere haushaltung anstellet, Hert am a. o. Es fragt sich: ob derjenige, welcher an einem orte mündig
ist,
C
der Teutſchen nach dem alter.
das 18 jahr ſchoͤßlinge, bengel, jungen. Knab be- deutet einen kleinen, ieweilen auch einen juͤngling. Jung iſt nupergenitus, juͤngling, adoleſcens.
Achtes haubtſtuͤck von den unmuͤndigen und muͤndigen.
§ 79
Demnaͤchſt iſt ein Teutſcher entweder muͤndig,die bedeu- tung der unmuͤndi- gen und muͤndig oder unmuͤndig. Muͤndig iſt derjenige, welcher zu ſeinen vogtbaren jahren gekommen iſt. Unmuͤndig iſt derjenige, welcher zu ſeinen jahren noch nicht gekommen iſt. Jahr bedeutet tempus, wer nun muͤndig worden war, von dem ſagte man: er iſt zu ſeinen jahren und tagen gekommen. Gundling in D. ſ. 374. Muͤndig bedeutet einen majorennem, von mund, tutela, weil er faͤhig iſt ſich zu vertaidigen. Vogtbar, majorennis, der ſich ſelbſt vertaidigen kan. Die meiſten Teutſchen voͤlcker hielten diejenigen fuͤr muͤndig, welche 18 jahre alt waren, z. e. die Francken, und Schwa- ben, Langobarden, Holſteiner, ꝛc. Daher Kaiſer Carl der IIII die Churfuͤrſten im 18ten jahre fuͤr muͤndig erklaͤret hat. Die Sachſen und Bayern hingegen ſezten ſolche aufs 20 jahr, und fuͤgten das ſchreijahr hinzu, Hofmannde maioris ae- tatis termino. An einigen oͤrtern machet einen das heirathen muͤndig, Klock im Conſil. 83, vol. 2, Mean in obſervat. 688, Hertde colli- ſione legum ſect. 4 § 5, auch an einigen orten, wer mit vaͤterlicher bewilligung die kaufmannſchaft treibet, Hert am a. o. oder wer eine beſondere haushaltung anſtellet, Hert am a. o. Es fragt ſich: ob derjenige, welcher an einem orte muͤndig
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C
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der Teutſchen nach dem alter.
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Jung iſt nupergenitus, juͤngling, adoleſcens.
Achtes haubtſtuͤck
von den unmuͤndigen und muͤndigen.
§ 79
Demnaͤchſt iſt ein Teutſcher entweder muͤndig,
oder unmuͤndig. Muͤndig iſt derjenige,
welcher zu ſeinen vogtbaren jahren gekommen iſt.
Unmuͤndig iſt derjenige, welcher zu ſeinen jahren
noch nicht gekommen iſt. Jahr bedeutet tempus,
wer nun muͤndig worden war, von dem ſagte man:
er iſt zu ſeinen jahren und tagen gekommen.
Gundling in D. ſ. 374. Muͤndig bedeutet einen
majorennem, von mund, tutela, weil er faͤhig iſt
ſich zu vertaidigen. Vogtbar, majorennis, der
ſich ſelbſt vertaidigen kan. Die meiſten Teutſchen
voͤlcker hielten diejenigen fuͤr muͤndig, welche 18
jahre alt waren, z. e. die Francken, und Schwa-
ben, Langobarden, Holſteiner, ꝛc. Daher Kaiſer
Carl der IIII die Churfuͤrſten im 18ten jahre fuͤr
muͤndig erklaͤret hat. Die Sachſen und Bayern
hingegen ſezten ſolche aufs 20 jahr, und fuͤgten
das ſchreijahr hinzu, Hofmann de maioris ae-
tatis termino. An einigen oͤrtern machet einen
das heirathen muͤndig, Klock im Conſil. 83,
vol. 2, Mean in obſervat. 688, Hert de colli-
ſione legum ſect. 4 § 5, auch an einigen orten,
wer mit vaͤterlicher bewilligung die kaufmannſchaft
treibet, Hert am a. o. oder wer eine beſondere
haushaltung anſtellet, Hert am a. o. Es fragt
ſich: ob derjenige, welcher an einem orte muͤndig
iſt,
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unmuͤndi-
gen und
muͤndig
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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