Schmir-vih heisset es vom schmiren des grin- des, den es bekömmt. Zu dem ende der schäfer die grindigten mit gosse schmiret, darzu er taback kochet oder käuet. Wenn aber das reine vih grindig wird, muß solches abgeschaffet werden. Hier zu lande und im Cöllnischen ist schmir-gut. Die bocken, oder blattern stecken ebenfalls an, Leopoldt s. 347 fg., F. H. Casselische greben- ordnung tit. 32 § 2 s. 81. Jedoch in Nider-Hes- sen um Wilhelms-tal und Grebenstein hält man die reine schafe. Döbel s. 250 hält das schmir-vih für zweischürig; allein in dem Rheinischen, hisi- gen und Cölnischen landen sind sie nur einschürig.
§ 1170
der zaubel- schafe, Flä- mischen schafe eigen- schaften,
Die zaubel-schafe sind klein, iedoch zweischürig und lammen järlich zu zweienmalen. Die wolle ist sehr zart und das fleisch schmackhaftig und fett. Die wolle der Flämischen schafe, die man in Franken hat, geben lange und starke wolle. Sie bleiben des nachts im sommer auf dem felde. Al- lein die zaubel müssen wegen ihrer zärtlichkeit iederzeit des nachts im stalle seyn, KeyßlerII s. 287.
§ 1171
das reine vih ist vom schmirvihe abzuson- dern.
Das reine vih muß von dem schmirvihe abge- sondert, und auf besondere weiden gebracht wer- den. In einigen landen wird das schmirvih nicht gedultet, z. e. in Mecklenburgischen, der Lausiz und in Schlesien, Leopoldt am a. o. s. 258, kö- niglich Preusische erneuerte schäferordnung, und darf, wenn es geschlachtet worden ist, nach ver- schidenen landt- auch stadtrechten, nicht auf die fleischbänke gebracht werden, wie solches zu Jena besonders eingefüret ist. Klingners sammlun- gen zum dorf- und bauern-rechte, im IIten teile
s. 156
X haubtſtuͤck
§ 1169
was ſchmir- vih iſt?
Schmir-vih heiſſet es vom ſchmiren des grin- des, den es bekoͤmmt. Zu dem ende der ſchaͤfer die grindigten mit goſſe ſchmiret, darzu er taback kochet oder kaͤuet. Wenn aber das reine vih grindig wird, muß ſolches abgeſchaffet werden. Hier zu lande und im Coͤllniſchen iſt ſchmir-gut. Die bocken, oder blattern ſtecken ebenfalls an, Leopoldt ſ. 347 fg., F. H. Caſſeliſche greben- ordnung tit. 32 § 2 ſ. 81. Jedoch in Nider-Heſ- ſen um Wilhelms-tal und Grebenſtein haͤlt man die reine ſchafe. Doͤbel ſ. 250 haͤlt das ſchmir-vih fuͤr zweiſchuͤrig; allein in dem Rheiniſchen, hiſi- gen und Coͤlniſchen landen ſind ſie nur einſchuͤrig.
§ 1170
der zaubel- ſchafe, Flaͤ- miſchen ſchafe eigen- ſchaften,
Die zaubel-ſchafe ſind klein, iedoch zweiſchuͤrig und lammen jaͤrlich zu zweienmalen. Die wolle iſt ſehr zart und das fleiſch ſchmackhaftig und fett. Die wolle der Flaͤmiſchen ſchafe, die man in Franken hat, geben lange und ſtarke wolle. Sie bleiben des nachts im ſommer auf dem felde. Al- lein die zaubel muͤſſen wegen ihrer zaͤrtlichkeit iederzeit des nachts im ſtalle ſeyn, KeyßlerII ſ. 287.
§ 1171
das reine vih iſt vom ſchmirvihe abzuſon- dern.
Das reine vih muß von dem ſchmirvihe abge- ſondert, und auf beſondere weiden gebracht wer- den. In einigen landen wird das ſchmirvih nicht gedultet, z. e. in Mecklenburgiſchen, der Lauſiz und in Schleſien, Leopoldt am a. o. ſ. 258, koͤ- niglich Preuſiſche erneuerte ſchaͤferordnung, und darf, wenn es geſchlachtet worden iſt, nach ver- ſchidenen landt- auch ſtadtrechten, nicht auf die fleiſchbaͤnke gebracht werden, wie ſolches zu Jena beſonders eingefuͤret iſt. Klingners ſammlun- gen zum dorf- und bauern-rechte, im IIten teile
ſ. 156
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X haubtſtuͤck
§ 1169
Schmir-vih heiſſet es vom ſchmiren des grin-
des, den es bekoͤmmt. Zu dem ende der ſchaͤfer
die grindigten mit goſſe ſchmiret, darzu er taback
kochet oder kaͤuet. Wenn aber das reine vih
grindig wird, muß ſolches abgeſchaffet werden.
Hier zu lande und im Coͤllniſchen iſt ſchmir-gut.
Die bocken, oder blattern ſtecken ebenfalls an,
Leopoldt ſ. 347 fg., F. H. Caſſeliſche greben-
ordnung tit. 32 § 2 ſ. 81. Jedoch in Nider-Heſ-
ſen um Wilhelms-tal und Grebenſtein haͤlt man die
reine ſchafe. Doͤbel ſ. 250 haͤlt das ſchmir-vih
fuͤr zweiſchuͤrig; allein in dem Rheiniſchen, hiſi-
gen und Coͤlniſchen landen ſind ſie nur einſchuͤrig.
§ 1170
Die zaubel-ſchafe ſind klein, iedoch zweiſchuͤrig
und lammen jaͤrlich zu zweienmalen. Die wolle
iſt ſehr zart und das fleiſch ſchmackhaftig und fett.
Die wolle der Flaͤmiſchen ſchafe, die man in
Franken hat, geben lange und ſtarke wolle. Sie
bleiben des nachts im ſommer auf dem felde. Al-
lein die zaubel muͤſſen wegen ihrer zaͤrtlichkeit
iederzeit des nachts im ſtalle ſeyn, Keyßler II
ſ. 287.
§ 1171
Das reine vih muß von dem ſchmirvihe abge-
ſondert, und auf beſondere weiden gebracht wer-
den. In einigen landen wird das ſchmirvih nicht
gedultet, z. e. in Mecklenburgiſchen, der Lauſiz
und in Schleſien, Leopoldt am a. o. ſ. 258, koͤ-
niglich Preuſiſche erneuerte ſchaͤferordnung, und
darf, wenn es geſchlachtet worden iſt, nach ver-
ſchidenen landt- auch ſtadtrechten, nicht auf die
fleiſchbaͤnke gebracht werden, wie ſolches zu Jena
beſonders eingefuͤret iſt. Klingners ſammlun-
gen zum dorf- und bauern-rechte, im IIten teile
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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