Unterm bischoffe standen alle geistliche und mön-seine unter- gebene, che seiner parochie. Ihre amts-pflicht stehet beim Hert s. 396. Jedoch hielten sie sich chorbischöffe, jagten und pflegten ihrer lust. Hert s. 397.
§ 98
Damit sie in weltliche händel nicht eingefloch-warum die bischöffe ad- vocaten ge- habt haben. ten würden, hatten sie ihre advocaten, Hert s. 398.
§ 99
Die äbte stunden zwar unter dem bischoffe, dochunter wem die äbte ge- standen haben. waren auch verschidene nur dem könige unterwor- fen, endlich aber hielten sie alle klöster für sich. Die bischöfe sassen auf Reichstägen. Carl der große hat den bischöffen einige vorrechte, nicht aber die landes-hoheit ertheilet. Unter den Säch- sischen kaisern musten sie kriegesdienste mit leisten. Die könige erbten ihre bewegliche verlassenschaft. Kaiser Friderich gab ihnen aber die macht, einen letzten willen zu errichten. Die Fränkischen köni- ge ließen den geistlichen die entscheidung der geist- lichen und religions-sachen, hernach haben sie die kirchenhändel, ehe-sachen, heirats-guts-irrungen, eide, begräbnisse, milde sachen an sich gezogen, weil diese nach den Römischen und geistlichen rech- ten entschiden werden musten, welches die Teutsche richter nicht verstünden; daher haben sie auch der laien personen unter ihre gerichtbarkeit gebracht, Gundling in D. lib. V, tit. I § 34 s. 41. In ih- ren landen durfte kein kaiserlicher richter richten. Daher bestellten sie einen vogt, viztum, welcher vom kaiser belehnet und bestätiget wurde, um in weltlichen und peinlichen händeln zu richten, Gundling am a. o. s. 44.
§ 100
Die laien waren entweder duces (patricii) re-der laien unterschie- dene gat- tungen. etores provinciä, oder graven, graviones, vice-
comites.
C 5
geiſtlichen und laien.
§ 97
Unterm biſchoffe ſtanden alle geiſtliche und moͤn-ſeine unter- gebene, che ſeiner parochie. Ihre amts-pflicht ſtehet beim Hert ſ. 396. Jedoch hielten ſie ſich chorbiſchoͤffe, jagten und pflegten ihrer luſt. Hert ſ. 397.
§ 98
Damit ſie in weltliche haͤndel nicht eingefloch-warum die biſchoͤffe ad- vocaten ge- habt haben. ten wuͤrden, hatten ſie ihre advocaten, Hert ſ. 398.
§ 99
Die aͤbte ſtunden zwar unter dem biſchoffe, dochunter wem die aͤbte ge- ſtanden haben. waren auch verſchidene nur dem koͤnige unterwor- fen, endlich aber hielten ſie alle kloͤſter fuͤr ſich. Die biſchoͤfe ſaſſen auf Reichstaͤgen. Carl der große hat den biſchoͤffen einige vorrechte, nicht aber die landes-hoheit ertheilet. Unter den Saͤch- ſiſchen kaiſern muſten ſie kriegesdienſte mit leiſten. Die koͤnige erbten ihre bewegliche verlaſſenſchaft. Kaiſer Friderich gab ihnen aber die macht, einen letzten willen zu errichten. Die Fraͤnkiſchen koͤni- ge ließen den geiſtlichen die entſcheidung der geiſt- lichen und religions-ſachen, hernach haben ſie die kirchenhaͤndel, ehe-ſachen, heirats-guts-irrungen, eide, begraͤbniſſe, milde ſachen an ſich gezogen, weil dieſe nach den Roͤmiſchen und geiſtlichen rech- ten entſchiden werden muſten, welches die Teutſche richter nicht verſtuͤnden; daher haben ſie auch der laien perſonen unter ihre gerichtbarkeit gebracht, Gundling in D. lib. V, tit. I § 34 ſ. 41. In ih- ren landen durfte kein kaiſerlicher richter richten. Daher beſtellten ſie einen vogt, viztum, welcher vom kaiſer belehnet und beſtaͤtiget wurde, um in weltlichen und peinlichen haͤndeln zu richten, Gundling am a. o. ſ. 44.
§ 100
Die laien waren entweder duces (patricii) re-der laien unterſchie- dene gat- tungen. etores provinciaͤ, oder graven, graviones, vice-
comites.
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geiſtlichen und laien.
§ 97
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Hert ſ. 396. Jedoch hielten ſie ſich chorbiſchoͤffe,
jagten und pflegten ihrer luſt. Hert ſ. 397.
ſeine unter-
gebene,
§ 98
Damit ſie in weltliche haͤndel nicht eingefloch-
ten wuͤrden, hatten ſie ihre advocaten, Hert ſ. 398.
warum die
biſchoͤffe ad-
vocaten ge-
habt haben.
§ 99
Die aͤbte ſtunden zwar unter dem biſchoffe, doch
waren auch verſchidene nur dem koͤnige unterwor-
fen, endlich aber hielten ſie alle kloͤſter fuͤr ſich.
Die biſchoͤfe ſaſſen auf Reichstaͤgen. Carl der
große hat den biſchoͤffen einige vorrechte, nicht
aber die landes-hoheit ertheilet. Unter den Saͤch-
ſiſchen kaiſern muſten ſie kriegesdienſte mit leiſten.
Die koͤnige erbten ihre bewegliche verlaſſenſchaft.
Kaiſer Friderich gab ihnen aber die macht, einen
letzten willen zu errichten. Die Fraͤnkiſchen koͤni-
ge ließen den geiſtlichen die entſcheidung der geiſt-
lichen und religions-ſachen, hernach haben ſie die
kirchenhaͤndel, ehe-ſachen, heirats-guts-irrungen,
eide, begraͤbniſſe, milde ſachen an ſich gezogen,
weil dieſe nach den Roͤmiſchen und geiſtlichen rech-
ten entſchiden werden muſten, welches die Teutſche
richter nicht verſtuͤnden; daher haben ſie auch der
laien perſonen unter ihre gerichtbarkeit gebracht,
Gundling in D. lib. V, tit. I § 34 ſ. 41. In ih-
ren landen durfte kein kaiſerlicher richter richten.
Daher beſtellten ſie einen vogt, viztum, welcher
vom kaiſer belehnet und beſtaͤtiget wurde, um in
weltlichen und peinlichen haͤndeln zu richten,
Gundling am a. o. ſ. 44.
unter wem
die aͤbte ge-
ſtanden
haben.
§ 100
Die laien waren entweder duces (patricii) re-
etores provinciaͤ, oder graven, graviones, vice-
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der laien
unterſchie-
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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