Acht und zwanzigstes haubtstück vom mußteile und eingeschneidel.
§ 1391
Das mußteil ist eine Sächsische recht-wohltatwas das mußteil ist? für die adelichen witben, vermöge deren sie von aller irer verstorbener ehemänner gehoften speisen, so vil deren nach dem 30sten (nach den 4 trauer-wochen) noch übrig sind, die hälfte zu fodern haben.
§ 1392
Gehofte speisen sind: wein, bier, meth, kofend,was zu den gehoften speisen ge- höret? fleisch, speck, schinken, würste, mastschweine, karpfen, hechte, fische in den behältern, getraidig am korne und weizen, gedroschen und ungedro- schen, erbsen, linsen, malz, hirsen, graupen, bo- nen, mären, bastinackwurzeln, selleri, artischo- cken, rüben, rübesamen, kraut, kohl, mohn, but- ter, schmalz, käse, quark, salz etc. Barth von der gerate s. 636, Hofmann am a. o. im Iten teile s. 58 fg.
§ 1393
Von dem mußteile ist das eingeschneidel unter-ist vom ein- geschneidel unterscht- den, schiden, sintemal 1) dises nicht allein der witbe, sondern auch dem witber verlassen und bedungen werden kan; 2) jenes auf die Sächsischen rechte, dises aber auf ein geding sich begründet; 3) jenes ertrag und grösse meistens ungewiß ist, dises aber durch das geding bestimmet ist.
§ 1394
Es beruhet daher das eingeschneidel auf einemworin dises bestehet? unter den eheleuten errichteten gedinge, vermöge dessen eines dem andern aus den gütern des erst- versterbenden zum bessern järlichen lebens-unter-
halte
vom mußteile und eingeſchneidel.
Acht und zwanzigſtes haubtſtuͤck vom mußteile und eingeſchneidel.
§ 1391
Das mußteil iſt eine Saͤchſiſche recht-wohltatwas das mußteil iſt? fuͤr die adelichen witben, vermoͤge deren ſie von aller irer verſtorbener ehemaͤnner gehoften ſpeiſen, ſo vil deren nach dem 30ſten (nach den 4 trauer-wochen) noch uͤbrig ſind, die haͤlfte zu fodern haben.
§ 1392
Gehofte ſpeiſen ſind: wein, bier, meth, kofend,was zu den gehoften ſpeiſen ge- hoͤret? fleiſch, ſpeck, ſchinken, wuͤrſte, maſtſchweine, karpfen, hechte, fiſche in den behaͤltern, getraidig am korne und weizen, gedroſchen und ungedro- ſchen, erbſen, linſen, malz, hirſen, graupen, bo- nen, maͤren, baſtinackwurzeln, ſelleri, artiſcho- cken, ruͤben, ruͤbeſamen, kraut, kohl, mohn, but- ter, ſchmalz, kaͤſe, quark, ſalz ꝛc. Barth von der gerate ſ. 636, Hofmann am a. o. im Iten teile ſ. 58 fg.
§ 1393
Von dem mußteile iſt das eingeſchneidel unter-iſt vom ein- geſchneidel unterſcht- den, ſchiden, ſintemal 1) diſes nicht allein der witbe, ſondern auch dem witber verlaſſen und bedungen werden kan; 2) jenes auf die Saͤchſiſchen rechte, diſes aber auf ein geding ſich begruͤndet; 3) jenes ertrag und groͤſſe meiſtens ungewiß iſt, diſes aber durch das geding beſtimmet iſt.
§ 1394
Es beruhet daher das eingeſchneidel auf einemworin diſes beſtehet? unter den eheleuten errichteten gedinge, vermoͤge deſſen eines dem andern aus den guͤtern des erſt- verſterbenden zum beſſern jaͤrlichen lebens-unter-
halte
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Das mußteil iſt eine Saͤchſiſche recht-wohltat
fuͤr die adelichen witben, vermoͤge deren ſie
von aller irer verſtorbener ehemaͤnner gehoften
ſpeiſen, ſo vil deren nach dem 30ſten (nach den 4
trauer-wochen) noch uͤbrig ſind, die haͤlfte zu
fodern haben.
was das
mußteil iſt?
§ 1392
Gehofte ſpeiſen ſind: wein, bier, meth, kofend,
fleiſch, ſpeck, ſchinken, wuͤrſte, maſtſchweine,
karpfen, hechte, fiſche in den behaͤltern, getraidig
am korne und weizen, gedroſchen und ungedro-
ſchen, erbſen, linſen, malz, hirſen, graupen, bo-
nen, maͤren, baſtinackwurzeln, ſelleri, artiſcho-
cken, ruͤben, ruͤbeſamen, kraut, kohl, mohn, but-
ter, ſchmalz, kaͤſe, quark, ſalz ꝛc. Barth von der
gerate ſ. 636, Hofmann am a. o. im Iten teile
ſ. 58 fg.
was zu den
gehoften
ſpeiſen ge-
hoͤret?
§ 1393
Von dem mußteile iſt das eingeſchneidel unter-
ſchiden, ſintemal 1) diſes nicht allein der witbe,
ſondern auch dem witber verlaſſen und bedungen
werden kan; 2) jenes auf die Saͤchſiſchen rechte,
diſes aber auf ein geding ſich begruͤndet; 3) jenes
ertrag und groͤſſe meiſtens ungewiß iſt, diſes aber
durch das geding beſtimmet iſt.
iſt vom ein-
geſchneidel
unterſcht-
den,
§ 1394
Es beruhet daher das eingeſchneidel auf einem
unter den eheleuten errichteten gedinge, vermoͤge
deſſen eines dem andern aus den guͤtern des erſt-
verſterbenden zum beſſern jaͤrlichen lebens-unter-
halte
worin diſes
beſtehet?
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/583>, abgerufen am 22.11.2024.
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