der winkel wird für ge- meinschaft- lich im zweifel ge- achtet.
Der winkel (zwischen-raum), wird im zweifel für gemeinschaftlich geachtet, Hildebrandde fini- bus praediorum,Peter Müller disp. de inter- stitiis. Immittels muß ein ieder, welcher bauen will, auf seinem grund und boden bleiben, und sei- nen grund also fassen und legen, daß es seinem nachbar nicht zu nahe sey, auch keinen schaden, oder nachteil zufüge. Der zimmer und mauer- meister müssen bei legung des grundes 11/2 schuhe von des nachbars plaze bleiben, damit disem kein traufrecht aufgebürdet werde.
§ 1640
wie das bau-holz ge- fället wer- den, auch beschaffen seyn soll?
Zum bauen muß das forst-amt das bauholz hergeben, siehe das öconomische lexicon unter dem worte bauholz. Das holz zum gebäuden muß gefället werden, wenn es one saft ist, mithin im winter. So bald der saft aus der wurzel wieder hervorgetreten ist, findet sich das bauholz den wür- mern leichtlich unterworfen, Hanß Carl von Carlowiz in der anweisung zur wilden baum- zucht, s. 248 fg. im IIten teile cap. VIII § 13. Es muß solches nicht zu schwach, auch nicht zu stark seyn. Man hat nicht minder dabei gar wohl darauf zu sehen, was für holz zum baue zu erwä- len und nüzlich sey. Denn es ist die beschaffen- heit des holzes gar sehr unterschiden. Zu den po- sten nimmt man eichenholz; iedoch ist zwischen der eis-eiche und der andern beim bauen ein merkli- cher unterschid; zu demjenigen gebälke, das tro- cken stehet, insonderheit den trägern, oder donen, ist das tannenholz gut; in betracht sich eine tanne zwar biget, wenn sie aber trocken wird, hebet sie sich wider und träget weit besser. Das büchen- holz, wenn es im wasser stehet, ist ganz gut; im wetter hingegen tauget es nicht. Aspen ist eben-
falls
XL haubtſtuͤck
§ 1639
der winkel wird fuͤr ge- meinſchaft- lich im zweifel ge- achtet.
Der winkel (zwiſchen-raum), wird im zweifel fuͤr gemeinſchaftlich geachtet, Hildebrandde fini- bus praediorum,Peter Muͤller diſp. de inter- ſtitiis. Immittels muß ein ieder, welcher bauen will, auf ſeinem grund und boden bleiben, und ſei- nen grund alſo faſſen und legen, daß es ſeinem nachbar nicht zu nahe ſey, auch keinen ſchaden, oder nachteil zufuͤge. Der zimmer und mauer- meiſter muͤſſen bei legung des grundes 1½ ſchuhe von des nachbars plaze bleiben, damit diſem kein traufrecht aufgebuͤrdet werde.
§ 1640
wie das bau-holz ge- faͤllet wer- den, auch beſchaffen ſeyn ſoll?
Zum bauen muß das forſt-amt das bauholz hergeben, ſiehe das oͤconomiſche lexicon unter dem worte bauholz. Das holz zum gebaͤuden muß gefaͤllet werden, wenn es one ſaft iſt, mithin im winter. So bald der ſaft aus der wurzel wieder hervorgetreten iſt, findet ſich das bauholz den wuͤr- mern leichtlich unterworfen, Hanß Carl von Carlowiz in der anweiſung zur wilden baum- zucht, ſ. 248 fg. im IIten teile cap. VIII § 13. Es muß ſolches nicht zu ſchwach, auch nicht zu ſtark ſeyn. Man hat nicht minder dabei gar wohl darauf zu ſehen, was fuͤr holz zum baue zu erwaͤ- len und nuͤzlich ſey. Denn es iſt die beſchaffen- heit des holzes gar ſehr unterſchiden. Zu den po- ſten nimmt man eichenholz; iedoch iſt zwiſchen der eis-eiche und der andern beim bauen ein merkli- cher unterſchid; zu demjenigen gebaͤlke, das tro- cken ſtehet, inſonderheit den traͤgern, oder donen, iſt das tannenholz gut; in betracht ſich eine tanne zwar biget, wenn ſie aber trocken wird, hebet ſie ſich wider und traͤget weit beſſer. Das buͤchen- holz, wenn es im waſſer ſtehet, iſt ganz gut; im wetter hingegen tauget es nicht. Aſpen iſt eben-
falls
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0672"n="660"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XL</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§ 1639</head><lb/><noteplace="left">der winkel<lb/>
wird fuͤr ge-<lb/>
meinſchaft-<lb/>
lich im<lb/>
zweifel ge-<lb/>
achtet.</note><p>Der winkel (zwiſchen-raum), wird im zweifel<lb/>
fuͤr gemeinſchaftlich geachtet, <hirendition="#fr">Hildebrand</hi><hirendition="#aq">de fini-<lb/>
bus praediorum,</hi><hirendition="#fr">Peter Muͤller</hi> diſp. <hirendition="#aq">de inter-<lb/>ſtitiis.</hi> Immittels muß ein ieder, welcher bauen<lb/>
will, auf ſeinem grund und boden bleiben, und ſei-<lb/>
nen grund alſo faſſen und legen, daß es ſeinem<lb/>
nachbar nicht zu nahe ſey, auch keinen ſchaden,<lb/>
oder nachteil zufuͤge. Der zimmer und mauer-<lb/>
meiſter muͤſſen bei legung des grundes 1½ ſchuhe<lb/>
von des nachbars plaze bleiben, damit diſem kein<lb/>
traufrecht aufgebuͤrdet werde.</p></div><lb/><divn="4"><head>§ 1640</head><lb/><noteplace="left">wie das<lb/>
bau-holz ge-<lb/>
faͤllet wer-<lb/>
den, auch<lb/>
beſchaffen<lb/>ſeyn ſoll?</note><p>Zum bauen muß das forſt-amt das bauholz<lb/>
hergeben, ſiehe das oͤconomiſche lexicon unter dem<lb/>
worte <hirendition="#fr">bauholz.</hi> Das holz zum gebaͤuden muß<lb/>
gefaͤllet werden, wenn es one ſaft iſt, mithin im<lb/>
winter. So bald der ſaft aus der wurzel wieder<lb/>
hervorgetreten iſt, findet ſich das bauholz den wuͤr-<lb/>
mern leichtlich unterworfen, <hirendition="#fr">Hanß Carl von<lb/>
Carlowiz</hi> in der anweiſung zur wilden baum-<lb/>
zucht, ſ. 248 fg. im <hirendition="#aq">II</hi>ten teile cap. <hirendition="#aq">VIII</hi> § 13. Es<lb/>
muß ſolches nicht zu ſchwach, auch nicht zu ſtark<lb/>ſeyn. Man hat nicht minder dabei gar wohl<lb/>
darauf zu ſehen, was fuͤr holz zum baue zu erwaͤ-<lb/>
len und nuͤzlich ſey. Denn es iſt die beſchaffen-<lb/>
heit des holzes gar ſehr unterſchiden. Zu den po-<lb/>ſten nimmt man eichenholz; iedoch iſt zwiſchen der<lb/>
eis-eiche und der andern beim bauen ein merkli-<lb/>
cher unterſchid; zu demjenigen gebaͤlke, das tro-<lb/>
cken ſtehet, inſonderheit den traͤgern, oder donen,<lb/>
iſt das tannenholz gut; in betracht ſich eine tanne<lb/>
zwar biget, wenn ſie aber trocken wird, hebet ſie<lb/>ſich wider und traͤget weit beſſer. Das buͤchen-<lb/>
holz, wenn es im waſſer ſtehet, iſt ganz gut; im<lb/>
wetter hingegen tauget es nicht. Aſpen iſt eben-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">falls</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[660/0672]
XL haubtſtuͤck
§ 1639
Der winkel (zwiſchen-raum), wird im zweifel
fuͤr gemeinſchaftlich geachtet, Hildebrand de fini-
bus praediorum, Peter Muͤller diſp. de inter-
ſtitiis. Immittels muß ein ieder, welcher bauen
will, auf ſeinem grund und boden bleiben, und ſei-
nen grund alſo faſſen und legen, daß es ſeinem
nachbar nicht zu nahe ſey, auch keinen ſchaden,
oder nachteil zufuͤge. Der zimmer und mauer-
meiſter muͤſſen bei legung des grundes 1½ ſchuhe
von des nachbars plaze bleiben, damit diſem kein
traufrecht aufgebuͤrdet werde.
§ 1640
Zum bauen muß das forſt-amt das bauholz
hergeben, ſiehe das oͤconomiſche lexicon unter dem
worte bauholz. Das holz zum gebaͤuden muß
gefaͤllet werden, wenn es one ſaft iſt, mithin im
winter. So bald der ſaft aus der wurzel wieder
hervorgetreten iſt, findet ſich das bauholz den wuͤr-
mern leichtlich unterworfen, Hanß Carl von
Carlowiz in der anweiſung zur wilden baum-
zucht, ſ. 248 fg. im IIten teile cap. VIII § 13. Es
muß ſolches nicht zu ſchwach, auch nicht zu ſtark
ſeyn. Man hat nicht minder dabei gar wohl
darauf zu ſehen, was fuͤr holz zum baue zu erwaͤ-
len und nuͤzlich ſey. Denn es iſt die beſchaffen-
heit des holzes gar ſehr unterſchiden. Zu den po-
ſten nimmt man eichenholz; iedoch iſt zwiſchen der
eis-eiche und der andern beim bauen ein merkli-
cher unterſchid; zu demjenigen gebaͤlke, das tro-
cken ſtehet, inſonderheit den traͤgern, oder donen,
iſt das tannenholz gut; in betracht ſich eine tanne
zwar biget, wenn ſie aber trocken wird, hebet ſie
ſich wider und traͤget weit beſſer. Das buͤchen-
holz, wenn es im waſſer ſtehet, iſt ganz gut; im
wetter hingegen tauget es nicht. Aſpen iſt eben-
falls
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/672>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.