woraus der bauer-güter beschaffen- heit abzune- men ist?
Wenn die inhaber der zinß-güter die leihe bei gewissen fällen, oder zu gewissen zeiten erneuern, auch ein handlon, oder den weinkauf erlegen müs- sen, wird es für eine anzeige gehalten, daß dem bauer das völlige eigentum am gute nicht zustehe, vilmehr wird solches im zweifel dem zinßherrn bei solchen gütern beigeleget, in betracht die bauern vormals leibeigene waren; weshalber ihnen im zweifel das eigentum nicht zugestanden wird, im- masen sie solches ehedem nicht gehabt haben, folglich erweisen müssen, wie sie solches erlan- get haben, Böhmerde imperfecta libertate rusticorum in Germania § 26, von Engel- brechtspec. II. obs. 72 s. 373.
§ 1980
die ursachen verschidener abänderun- gen bei den bauergütern
Inzwischen kan man nicht gänzlich abredig seyn, daß die ehemals übliche kreuzzüge, die in Teutsch- lande gefürte schwere krige, auch jeweilen sich ge- äusserte pest, das zureden der geistlichen (§ 394), und andre gelegenheiten, bei den bauern-gütern verschidene abänderungen verursachet haben. Da- her es gekommen ist, daß ein und andere bauer- güter einigen vorzug haben; immasen zu den kreuz- zügen die guts-herren geld nötig hatten, in selbi- gen gar versturben, die bauern entlifen, oder sich der iren herren schuldigen pflichten und gerechtig- keiten entzogen, folglich sich frei machten; ausser dem die güter mit freien leuten bei ermangelung der leibeigenen, auch wohl besezet wurden, mithin dergleichen inhaber die güter unter erleidlichern so wohl erträglichern umständen erhilten, Böhmer de iurium innouatione per expeditiones cru- ciatas, cap. II. § 9, von Voltaire in den kleinern historischen schriften s. 243. Die kreuzzüge wa-
ren
XLVIIII haubtſtuͤck
§ 1979
woraus der bauer-guͤter beſchaffen- heit abzune- men iſt?
Wenn die inhaber der zinß-guͤter die leihe bei gewiſſen faͤllen, oder zu gewiſſen zeiten erneuern, auch ein handlon, oder den weinkauf erlegen muͤſ- ſen, wird es fuͤr eine anzeige gehalten, daß dem bauer das voͤllige eigentum am gute nicht zuſtehe, vilmehr wird ſolches im zweifel dem zinßherrn bei ſolchen guͤtern beigeleget, in betracht die bauern vormals leibeigene waren; weshalber ihnen im zweifel das eigentum nicht zugeſtanden wird, im- maſen ſie ſolches ehedem nicht gehabt haben, folglich erweiſen muͤſſen, wie ſie ſolches erlan- get haben, Boͤhmerde imperfecta libertate ruſticorum in Germania § 26, von Engel- brechtſpec. II. obſ. 72 ſ. 373.
§ 1980
die urſachen verſchidener abaͤnderun- gen bei den bauerguͤtern
Inzwiſchen kan man nicht gaͤnzlich abredig ſeyn, daß die ehemals uͤbliche kreuzzuͤge, die in Teutſch- lande gefuͤrte ſchwere krige, auch jeweilen ſich ge- aͤuſſerte peſt, das zureden der geiſtlichen (§ 394), und andre gelegenheiten, bei den bauern-guͤtern verſchidene abaͤnderungen verurſachet haben. Da- her es gekommen iſt, daß ein und andere bauer- guͤter einigen vorzug haben; immaſen zu den kreuz- zuͤgen die guts-herren geld noͤtig hatten, in ſelbi- gen gar verſturben, die bauern entlifen, oder ſich der iren herren ſchuldigen pflichten und gerechtig- keiten entzogen, folglich ſich frei machten; auſſer dem die guͤter mit freien leuten bei ermangelung der leibeigenen, auch wohl beſezet wurden, mithin dergleichen inhaber die guͤter unter erleidlichern ſo wohl ertraͤglichern umſtaͤnden erhilten, Boͤhmer de iurium innouatione per expeditiones cru- ciatas, cap. II. § 9, von Voltaire in den kleinern hiſtoriſchen ſchriften ſ. 243. Die kreuzzuͤge wa-
ren
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XLVIIII haubtſtuͤck
§ 1979
Wenn die inhaber der zinß-guͤter die leihe bei
gewiſſen faͤllen, oder zu gewiſſen zeiten erneuern,
auch ein handlon, oder den weinkauf erlegen muͤſ-
ſen, wird es fuͤr eine anzeige gehalten, daß dem
bauer das voͤllige eigentum am gute nicht zuſtehe,
vilmehr wird ſolches im zweifel dem zinßherrn bei
ſolchen guͤtern beigeleget, in betracht die bauern
vormals leibeigene waren; weshalber ihnen im
zweifel das eigentum nicht zugeſtanden wird, im-
maſen ſie ſolches ehedem nicht gehabt haben,
folglich erweiſen muͤſſen, wie ſie ſolches erlan-
get haben, Boͤhmer de imperfecta libertate
ruſticorum in Germania § 26, von Engel-
brecht ſpec. II. obſ. 72 ſ. 373.
§ 1980
Inzwiſchen kan man nicht gaͤnzlich abredig ſeyn,
daß die ehemals uͤbliche kreuzzuͤge, die in Teutſch-
lande gefuͤrte ſchwere krige, auch jeweilen ſich ge-
aͤuſſerte peſt, das zureden der geiſtlichen (§ 394),
und andre gelegenheiten, bei den bauern-guͤtern
verſchidene abaͤnderungen verurſachet haben. Da-
her es gekommen iſt, daß ein und andere bauer-
guͤter einigen vorzug haben; immaſen zu den kreuz-
zuͤgen die guts-herren geld noͤtig hatten, in ſelbi-
gen gar verſturben, die bauern entlifen, oder ſich
der iren herren ſchuldigen pflichten und gerechtig-
keiten entzogen, folglich ſich frei machten; auſſer
dem die guͤter mit freien leuten bei ermangelung
der leibeigenen, auch wohl beſezet wurden, mithin
dergleichen inhaber die guͤter unter erleidlichern ſo
wohl ertraͤglichern umſtaͤnden erhilten, Boͤhmer
de iurium innouatione per expeditiones cru-
ciatas, cap. II. § 9, von Voltaire in den kleinern
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/816>, abgerufen am 22.11.2024.
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