Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
von der wilden fischerei.
§ 2360

Zur entscheidung der irrungen wegen der fischewozu die
fischkunde
dinet?

dinet die natur-wissenschaft, und die ichtyologi,
oder fischkunde; z. e. ein teich ist vor 3 jaren gehö-
rig besezet worden. Man fischet ihn; anstatt 30
centner fische zu erhalten, empfängt der pachter
kaum 30 pfund. Was ist hier wegen des erlasses
zu tun? Diser teich, der eben vor 3 jaren aus-
gegraben war, wird wieder besezet und nach drei
jaren abermal leer befunden, one die spuren von
todten fischen, oder fischottern zu vermerken. Den
Joh. Low von fangung lebendiger fischotter s.
147 fgg. im XIIIIten bande der Schwedischen ab-
handlung aus der natur-lehre.

§ 2361

Nachdem man voraus sezet, daß der teich ei-
nen beständigen abfluß habe, wie doch nicht ist,
auch im winter beim froste, die hauung der löcher
ins eis nicht verabsäumet worden ist. Denn daß
ein fisch one luft unterm eise nicht bestehen könne,
behaubtet Scheuchzer s. 467 der natur-wissen-
schaften IIten teil, auch hir nicht zu vermuten ste-
het, daß die fische bei nachtzeit entwendet worden
wären; indem man die ränder mit pfälen so weit
eine lausche reichet beschlagen hat. Bleiben di-
semnach die raubfische und die fischgeier übrig,
weilen der teich keine belaubete ufer hat. Hier-
nächst raubfische beim ablasse des teiches sich auch
nicht vorgefunden haben, der boden dises teiches
ein starker morast mit sehr kalten faulen born-
quellen ist; demnach die raubfische darin nicht be-
kleiben können; in betracht die forelle den fisch-
raub nicht begehen mag, gestalt sie die matten
und sumpffigten wasser nicht vertragen kan, son-
dern ein helles und hartes wasser mit kisigten und
steinigten boden haben will; sodann die asche,

welche
von der wilden fiſcherei.
§ 2360

Zur entſcheidung der irrungen wegen der fiſchewozu die
fiſchkunde
dinet?

dinet die natur-wiſſenſchaft, und die ichtyologi,
oder fiſchkunde; z. e. ein teich iſt vor 3 jaren gehoͤ-
rig beſezet worden. Man fiſchet ihn; anſtatt 30
centner fiſche zu erhalten, empfaͤngt der pachter
kaum 30 pfund. Was iſt hier wegen des erlaſſes
zu tun? Diſer teich, der eben vor 3 jaren aus-
gegraben war, wird wieder beſezet und nach drei
jaren abermal leer befunden, one die ſpuren von
todten fiſchen, oder fiſchottern zu vermerken. Den
Joh. Low von fangung lebendiger fiſchotter ſ.
147 fgg. im XIIIIten bande der Schwediſchen ab-
handlung aus der natur-lehre.

§ 2361

Nachdem man voraus ſezet, daß der teich ei-
nen beſtaͤndigen abfluß habe, wie doch nicht iſt,
auch im winter beim froſte, die hauung der loͤcher
ins eis nicht verabſaͤumet worden iſt. Denn daß
ein fiſch one luft unterm eiſe nicht beſtehen koͤnne,
behaubtet Scheuchzer ſ. 467 der natur-wiſſen-
ſchaften IIten teil, auch hir nicht zu vermuten ſte-
het, daß die fiſche bei nachtzeit entwendet worden
waͤren; indem man die raͤnder mit pfaͤlen ſo weit
eine lauſche reichet beſchlagen hat. Bleiben di-
ſemnach die raubfiſche und die fiſchgeier uͤbrig,
weilen der teich keine belaubete ufer hat. Hier-
naͤchſt raubfiſche beim ablaſſe des teiches ſich auch
nicht vorgefunden haben, der boden diſes teiches
ein ſtarker moraſt mit ſehr kalten faulen born-
quellen iſt; demnach die raubfiſche darin nicht be-
kleiben koͤnnen; in betracht die forelle den fiſch-
raub nicht begehen mag, geſtalt ſie die matten
und ſumpffigten waſſer nicht vertragen kan, ſon-
dern ein helles und hartes waſſer mit kiſigten und
ſteinigten boden haben will; ſodann die aſche,

welche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0951" n="939"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von der wilden fi&#x017F;cherei.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2360</head><lb/>
            <p>Zur ent&#x017F;cheidung der irrungen wegen der fi&#x017F;che<note place="right">wozu die<lb/>
fi&#x017F;chkunde<lb/>
dinet?</note><lb/>
dinet die natur-wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, und die ichtyologi,<lb/>
oder fi&#x017F;chkunde; z. e. ein teich i&#x017F;t vor 3 jaren geho&#x0364;-<lb/>
rig be&#x017F;ezet worden. Man fi&#x017F;chet ihn; an&#x017F;tatt 30<lb/>
centner fi&#x017F;che zu erhalten, empfa&#x0364;ngt der pachter<lb/>
kaum 30 pfund. Was i&#x017F;t hier wegen des erla&#x017F;&#x017F;es<lb/>
zu tun? Di&#x017F;er teich, der eben vor 3 jaren aus-<lb/>
gegraben war, wird wieder be&#x017F;ezet und nach drei<lb/>
jaren abermal leer befunden, one die &#x017F;puren von<lb/>
todten fi&#x017F;chen, oder fi&#x017F;chottern zu vermerken. Den<lb/><hi rendition="#fr">Joh. Low</hi> von fangung lebendiger fi&#x017F;chotter &#x017F;.<lb/>
147 fgg. im <hi rendition="#aq">XIIII</hi>ten bande der Schwedi&#x017F;chen ab-<lb/>
handlung aus der natur-lehre.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2361</head><lb/>
            <p>Nachdem man voraus &#x017F;ezet, daß der teich ei-<lb/>
nen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen abfluß habe, wie doch nicht i&#x017F;t,<lb/>
auch im winter beim fro&#x017F;te, die hauung der lo&#x0364;cher<lb/>
ins eis nicht verab&#x017F;a&#x0364;umet worden i&#x017F;t. Denn daß<lb/>
ein fi&#x017F;ch one luft unterm ei&#x017F;e nicht be&#x017F;tehen ko&#x0364;nne,<lb/>
behaubtet <hi rendition="#fr">Scheuchzer</hi> &#x017F;. 467 der natur-wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften <hi rendition="#aq">II</hi>ten teil, auch hir nicht zu vermuten &#x017F;te-<lb/>
het, daß die fi&#x017F;che bei nachtzeit entwendet worden<lb/>
wa&#x0364;ren; indem man die ra&#x0364;nder mit pfa&#x0364;len &#x017F;o weit<lb/>
eine lau&#x017F;che reichet be&#x017F;chlagen hat. Bleiben di-<lb/>
&#x017F;emnach die raubfi&#x017F;che und die fi&#x017F;chgeier u&#x0364;brig,<lb/>
weilen der teich keine belaubete ufer hat. Hier-<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;t raubfi&#x017F;che beim abla&#x017F;&#x017F;e des teiches &#x017F;ich auch<lb/>
nicht vorgefunden haben, der boden di&#x017F;es teiches<lb/>
ein &#x017F;tarker mora&#x017F;t mit &#x017F;ehr kalten faulen born-<lb/>
quellen i&#x017F;t; demnach die raubfi&#x017F;che darin nicht be-<lb/>
kleiben ko&#x0364;nnen; in betracht die forelle den fi&#x017F;ch-<lb/>
raub nicht begehen mag, ge&#x017F;talt &#x017F;ie die matten<lb/>
und &#x017F;umpffigten wa&#x017F;&#x017F;er nicht vertragen kan, &#x017F;on-<lb/>
dern ein helles und hartes wa&#x017F;&#x017F;er mit ki&#x017F;igten und<lb/>
&#x017F;teinigten boden haben will; &#x017F;odann die a&#x017F;che,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welche</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[939/0951] von der wilden fiſcherei. § 2360 Zur entſcheidung der irrungen wegen der fiſche dinet die natur-wiſſenſchaft, und die ichtyologi, oder fiſchkunde; z. e. ein teich iſt vor 3 jaren gehoͤ- rig beſezet worden. Man fiſchet ihn; anſtatt 30 centner fiſche zu erhalten, empfaͤngt der pachter kaum 30 pfund. Was iſt hier wegen des erlaſſes zu tun? Diſer teich, der eben vor 3 jaren aus- gegraben war, wird wieder beſezet und nach drei jaren abermal leer befunden, one die ſpuren von todten fiſchen, oder fiſchottern zu vermerken. Den Joh. Low von fangung lebendiger fiſchotter ſ. 147 fgg. im XIIIIten bande der Schwediſchen ab- handlung aus der natur-lehre. wozu die fiſchkunde dinet? § 2361 Nachdem man voraus ſezet, daß der teich ei- nen beſtaͤndigen abfluß habe, wie doch nicht iſt, auch im winter beim froſte, die hauung der loͤcher ins eis nicht verabſaͤumet worden iſt. Denn daß ein fiſch one luft unterm eiſe nicht beſtehen koͤnne, behaubtet Scheuchzer ſ. 467 der natur-wiſſen- ſchaften IIten teil, auch hir nicht zu vermuten ſte- het, daß die fiſche bei nachtzeit entwendet worden waͤren; indem man die raͤnder mit pfaͤlen ſo weit eine lauſche reichet beſchlagen hat. Bleiben di- ſemnach die raubfiſche und die fiſchgeier uͤbrig, weilen der teich keine belaubete ufer hat. Hier- naͤchſt raubfiſche beim ablaſſe des teiches ſich auch nicht vorgefunden haben, der boden diſes teiches ein ſtarker moraſt mit ſehr kalten faulen born- quellen iſt; demnach die raubfiſche darin nicht be- kleiben koͤnnen; in betracht die forelle den fiſch- raub nicht begehen mag, geſtalt ſie die matten und ſumpffigten waſſer nicht vertragen kan, ſon- dern ein helles und hartes waſſer mit kiſigten und ſteinigten boden haben will; ſodann die aſche, welche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/951
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/951>, abgerufen am 22.11.2024.