serliche verordnung, vermöge deren nimand den an- dern fürsäzlich vergewaltigen, sondern gerichtlich be- langen soll. Mithin werden die befedungen da- durch aufgehoben.
§ 6195
was kaiser Ludewig der fromme des- falls verord- net?
Kaiser Ludewig, der fromme, gedenket schon, daß er den pacem terrae nach dem beispile seiner vorfaren genau beobachtet wissen wolle. Ob nun schon die nachfolgenden Teutschen könige den land- friden verordnet haben; so ist doch diß ein todter buchstabe gebliben; ausser, daß öfters burgen ge- brochen, d. i. raub-schlösser, zerstöret worden.
§ 6196
die Teutschen waren den fe- den ergeben,
Dessen ungeachtet war kein mensch sicher für des andern gewalt; immasen die Teutschen den tätlichkeiten und befedungen sehr ergeben waren. Jre rechts-händel suchten sie liber mit dem tegen, als vor den gerichten auszumachen. Sihe des Johann Andreen Hofmanns disp. de austraegis ordinum S. R. I. Jena 1750 § I s. 3, 4. Es konn- te auch nimand sicher reisen. Deswegen lis kai- des k. Frid. I verordnung der studen- ten halber,ser Friderich I den studenten besonders seinen schuz angedeien, in der bekannten auth. habita C. ne filius pro patre etc. Disem nach musten dennoch eine men- ge zusammen reisen, wenn sie sicher seyn wolten; kurfürsten und fürsten konnten so gar one geleit nicht reisen. Daher der kaiser Karl IIII in der göldenen bulle das geleit für die kurfürsten anbefo- len hat. Das meß-geleit nach Leipzig und Frank- furt, auch anderes (§ 2118), rüret noch davon her. Wenn ein fürst die lehn empfangen sollte, schribe er an den lehn-herrn um vergeleitung.
§ 6197
die ladung brachte das
Jm übrigen hise es: die ladung bringet das ge- leit mit sich, das ist, wer gerichtlich vorgeladen war,
durfte
XXXXVIIII h. vom land-friden
ſerliche verordnung, vermoͤge deren nimand den an- dern fuͤrſaͤzlich vergewaltigen, ſondern gerichtlich be- langen ſoll. Mithin werden die befedungen da- durch aufgehoben.
§ 6195
was kaiſer Ludewig der fromme des- falls verord- net?
Kaiſer Ludewig, der fromme, gedenket ſchon, daß er den pacem terrae nach dem beiſpile ſeiner vorfaren genau beobachtet wiſſen wolle. Ob nun ſchon die nachfolgenden Teutſchen koͤnige den land- friden verordnet haben; ſo iſt doch diß ein todter buchſtabe gebliben; auſſer, daß oͤfters burgen ge- brochen, d. i. raub-ſchloͤſſer, zerſtoͤret worden.
§ 6196
die Teutſchen waren den fe- den ergeben,
Deſſen ungeachtet war kein menſch ſicher fuͤr des andern gewalt; immaſen die Teutſchen den taͤtlichkeiten und befedungen ſehr ergeben waren. Jre rechts-haͤndel ſuchten ſie liber mit dem tegen, als vor den gerichten auszumachen. Sihe des Johann Andreen Hofmanns diſp. de auſtraegis ordinum S. R. I. Jena 1750 § I ſ. 3, 4. Es konn- te auch nimand ſicher reiſen. Deswegen lis kai- des k. Frid. I verordnung der ſtuden- ten halber,ſer Friderich I den ſtudenten beſonders ſeinen ſchuz angedeien, in der bekannten auth. habita C. ne filius pro patre etc. Diſem nach muſten dennoch eine men- ge zuſammen reiſen, wenn ſie ſicher ſeyn wolten; kurfuͤrſten und fuͤrſten konnten ſo gar one geleit nicht reiſen. Daher der kaiſer Karl IIII in der goͤldenen bulle das geleit fuͤr die kurfuͤrſten anbefo- len hat. Das meß-geleit nach Leipzig und Frank- furt, auch anderes (§ 2118), ruͤret noch davon her. Wenn ein fuͤrſt die lehn empfangen ſollte, ſchribe er an den lehn-herrn um vergeleitung.
§ 6197
die ladung brachte das
Jm uͤbrigen hiſe es: die ladung bringet das ge- leit mit ſich, das iſt, wer gerichtlich vorgeladen war,
durfte
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XXXXVIIII h. vom land-friden
ſerliche verordnung, vermoͤge deren nimand den an-
dern fuͤrſaͤzlich vergewaltigen, ſondern gerichtlich be-
langen ſoll. Mithin werden die befedungen da-
durch aufgehoben.
§ 6195
Kaiſer Ludewig, der fromme, gedenket ſchon,
daß er den pacem terrae nach dem beiſpile ſeiner
vorfaren genau beobachtet wiſſen wolle. Ob nun
ſchon die nachfolgenden Teutſchen koͤnige den land-
friden verordnet haben; ſo iſt doch diß ein todter
buchſtabe gebliben; auſſer, daß oͤfters burgen ge-
brochen, d. i. raub-ſchloͤſſer, zerſtoͤret worden.
§ 6196
Deſſen ungeachtet war kein menſch ſicher fuͤr
des andern gewalt; immaſen die Teutſchen den
taͤtlichkeiten und befedungen ſehr ergeben waren.
Jre rechts-haͤndel ſuchten ſie liber mit dem tegen,
als vor den gerichten auszumachen. Sihe des
Johann Andreen Hofmanns diſp. de auſtraegis
ordinum S. R. I. Jena 1750 § I ſ. 3, 4. Es konn-
te auch nimand ſicher reiſen. Deswegen lis kai-
ſer Friderich I den ſtudenten beſonders ſeinen ſchuz
angedeien, in der bekannten auth. habita C. ne filius
pro patre etc. Diſem nach muſten dennoch eine men-
ge zuſammen reiſen, wenn ſie ſicher ſeyn wolten;
kurfuͤrſten und fuͤrſten konnten ſo gar one geleit
nicht reiſen. Daher der kaiſer Karl IIII in der
goͤldenen bulle das geleit fuͤr die kurfuͤrſten anbefo-
len hat. Das meß-geleit nach Leipzig und Frank-
furt, auch anderes (§ 2118), ruͤret noch davon her.
Wenn ein fuͤrſt die lehn empfangen ſollte, ſchribe
er an den lehn-herrn um vergeleitung.
des k. Frid. I
verordnung
der ſtuden-
ten halber,
§ 6197
Jm uͤbrigen hiſe es: die ladung bringet das ge-
leit mit ſich, das iſt, wer gerichtlich vorgeladen war,
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1020>, abgerufen am 22.11.2024.
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