Nicht alle beissende scherze sind scheltworte,was für scheltworte nicht geach- tet werden kan? nach dem sprüchworte: wenn man unter die hunde wirft, welchen es trift, der schreiet, Hert am a. o. s. 445. Nicht alle bestrafungen der pfarrer in iren predigten sind schimpf-worte, z. e. wenn einer spricht: die lehre der catholischen ist in diesem stücke un- richtig. Wie dann dasjenige, was im Heidelbergi- schen catechismus von der messe stehet, und in den Schmalkaldischen artickeln vom papste gesaget wird, keine schimpfworte sind, auch der Reichs- abschid 1530 in disem stücke die evangelischen nichts angehet, weiln sie wider solchen sich verwahret ha- ben, von Leyserspecim. 548 med. 10. Also war es keine beschimpfung, da der hof-prediger die un- art, welche mit einem brumm-ochsen getriben und dem hof-prediger nachher verehret worden, nicht strafte, der stadt-diacon aber solches tate, und sagte: wenn der schloß-ochse nicht will brummen, muß der stadt-hund bellen, Tenzels unterredun- gen aufs jar 1697 s. 270, Mayerde iure suggesti § 1-6, Johann George Simonis tr. de actio- nibus iniuriarum sacerdotes concernentibus,Engau de iuribus principum euangelicorum circa oratores sacros, Jena 1738. Man sehe auch den Gylmann symph. T. III in praeiud. rubr. brachium saeculare, von Ludolf im auctario commentat. system. de iure cam. num. VIIII und s. 166. Allein allzumerkliche anzüglichkeiten gehen nicht hin, z. e. einer predigte: die professoren wären tag-dibe, sie machten die esel zu doctoren. Der Carpzov stoche den Besser zu Leipzig in der predigt an und sagte darauf: Besser ists, ich schweige. Zu Hamburg ward ein kaufmann Liberwoltersinn bezichtiget, er habe in der kirche die keuschheit gebrochen. Mayer strafte diß laster heftig und fügete hinzu: Liben, wollt ihrs
wissen,
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auch taͤtlichen beſchimpfungen.
§ 6230
Nicht alle beiſſende ſcherze ſind ſcheltworte,was fuͤr ſcheltworte nicht geach- tet werden kan? nach dem ſpruͤchworte: wenn man unter die hunde wirft, welchen es trift, der ſchreiet, Hert am a. o. ſ. 445. Nicht alle beſtrafungen der pfarrer in iren predigten ſind ſchimpf-worte, z. e. wenn einer ſpricht: die lehre der catholiſchen iſt in dieſem ſtuͤcke un- richtig. Wie dann dasjenige, was im Heidelbergi- ſchen catechismus von der meſſe ſtehet, und in den Schmalkaldiſchen artickeln vom papſte geſaget wird, keine ſchimpfworte ſind, auch der Reichs- abſchid 1530 in diſem ſtuͤcke die evangeliſchen nichts angehet, weiln ſie wider ſolchen ſich verwahret ha- ben, von Leyſerſpecim. 548 med. 10. Alſo war es keine beſchimpfung, da der hof-prediger die un- art, welche mit einem brumm-ochſen getriben und dem hof-prediger nachher verehret worden, nicht ſtrafte, der ſtadt-diacon aber ſolches tate, und ſagte: wenn der ſchloß-ochſe nicht will brummen, muß der ſtadt-hund bellen, Tenzels unterredun- gen aufs jar 1697 ſ. 270, Mayerde iure ſuggeſti § 1-6, Johann George Simonis tr. de actio- nibus iniuriarum ſacerdotes concernentibus,Engau de iuribus principum euangelicorum circa oratores ſacros, Jena 1738. Man ſehe auch den Gylmann ſymph. T. III in praeiud. rubr. brachium ſaeculare, von Ludolf im auctario commentat. ſyſtem. de iure cam. num. VIIII und ſ. 166. Allein allzumerkliche anzuͤglichkeiten gehen nicht hin, z. e. einer predigte: die profeſſoren waͤren tag-dibe, ſie machten die eſel zu doctoren. Der Carpzov ſtoche den Beſſer zu Leipzig in der predigt an und ſagte darauf: Beſſer iſts, ich ſchweige. Zu Hamburg ward ein kaufmann Liberwolterſinn bezichtiget, er habe in der kirche die keuſchheit gebrochen. Mayer ſtrafte diß laſter heftig und fuͤgete hinzu: Liben, wollt ihrs
wiſſen,
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auch taͤtlichen beſchimpfungen.
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Nicht alle beiſſende ſcherze ſind ſcheltworte,
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wirft, welchen es trift, der ſchreiet, Hert am a. o.
ſ. 445. Nicht alle beſtrafungen der pfarrer in iren
predigten ſind ſchimpf-worte, z. e. wenn einer ſpricht:
die lehre der catholiſchen iſt in dieſem ſtuͤcke un-
richtig. Wie dann dasjenige, was im Heidelbergi-
ſchen catechismus von der meſſe ſtehet, und in den
Schmalkaldiſchen artickeln vom papſte geſaget
wird, keine ſchimpfworte ſind, auch der Reichs-
abſchid 1530 in diſem ſtuͤcke die evangeliſchen nichts
angehet, weiln ſie wider ſolchen ſich verwahret ha-
ben, von Leyſer ſpecim. 548 med. 10. Alſo war
es keine beſchimpfung, da der hof-prediger die un-
art, welche mit einem brumm-ochſen getriben und
dem hof-prediger nachher verehret worden, nicht
ſtrafte, der ſtadt-diacon aber ſolches tate, und
ſagte: wenn der ſchloß-ochſe nicht will brummen,
muß der ſtadt-hund bellen, Tenzels unterredun-
gen aufs jar 1697 ſ. 270, Mayer de iure ſuggeſti
§ 1-6, Johann George Simonis tr. de actio-
nibus iniuriarum ſacerdotes concernentibus, Engau
de iuribus principum euangelicorum circa oratores
ſacros, Jena 1738. Man ſehe auch den Gylmann
ſymph. T. III in praeiud. rubr. brachium ſaeculare,
von Ludolf im auctario commentat. ſyſtem. de iure
cam. num. VIIII und ſ. 166. Allein allzumerkliche
anzuͤglichkeiten gehen nicht hin, z. e. einer predigte:
die profeſſoren waͤren tag-dibe, ſie machten die
eſel zu doctoren. Der Carpzov ſtoche den Beſſer
zu Leipzig in der predigt an und ſagte darauf:
Beſſer iſts, ich ſchweige. Zu Hamburg ward
ein kaufmann Liberwolterſinn bezichtiget, er habe
in der kirche die keuſchheit gebrochen. Mayer ſtrafte
diß laſter heftig und fuͤgete hinzu: Liben, wollt ihrs
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 985. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1033>, abgerufen am 22.11.2024.
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