Schimpfen, beschimpfen, bedeutet einen mit worten, oder taten verunehren, verunglimpfen. Wenn schimpf dem erst entgegen gesezet wird, z. e. zu schimpf und ernst; alsdann ist schimpf so vil, als scherz. Der schimpfet nicht, wenn er anfänget.
die beschim- pfung war den Teut- s[ch]en ver- h[a]ßt,
Ehre und leben stunden bei dem Teutschen in gleichem wehrte. Also durfte keiner eine ehrenrü- rige beschimpfung auf sich sizen lassen, peinliche H. G. O. art. 25 in den worten: bezihen werden etc. Daher die redens-art: du hast keine ehre zu spre- chen, für einen schimpf gehalten werden kan. Es gehöret also zur ausname, wenn in Ulm wegen scheltworten keiner klagen darf, sondern nur die oberkeit solche bestrafet, Ulmische gerichts-ordnung, tit. 39, Hert vol. II T. III s. 464.
§ 6228
das auftrei- ben der hand- werker ist verboten,
Jnzwischen sollen die handwerker ire gescholte- nen mitglider nicht auftreiben, R. g. pol. 1548 tit. 37 § 2, 1577 tit. 37 § 4.
§ 6229
nicht alle können schimpfen,
Es kan auch einen nicht ieder schimpfen, nach dem sprüchworte: es gilt mir gleich, ob mich eine hure lobet, oder ein schelm schilt, Hertparoem. iur. Germ. epid. paroem. XXVIIII s. 446 T. III vol. II.
§ 6230
LI haubtſtuͤck von ſcheltworten,
§ 6225
was ſchim- pfen,
Schimpfen, beſchimpfen, bedeutet einen mit worten, oder taten verunehren, verunglimpfen. Wenn ſchimpf dem erſt entgegen geſezet wird, z. e. zu ſchimpf und ernſt; alsdann iſt ſchimpf ſo vil, als ſcherz. Der ſchimpfet nicht, wenn er anfaͤnget.
die beſchim- pfung war den Teut- ſ[ch]en ver- h[a]ßt,
Ehre und leben ſtunden bei dem Teutſchen in gleichem wehrte. Alſo durfte keiner eine ehrenruͤ- rige beſchimpfung auf ſich ſizen laſſen, peinliche H. G. O. art. 25 in den worten: bezihen werden ꝛc. Daher die redens-art: du haſt keine ehre zu ſpre- chen, fuͤr einen ſchimpf gehalten werden kan. Es gehoͤret alſo zur ausname, wenn in Ulm wegen ſcheltworten keiner klagen darf, ſondern nur die oberkeit ſolche beſtrafet, Ulmiſche gerichts-ordnung, tit. 39, Hert vol. II T. III ſ. 464.
§ 6228
das auftrei- ben der hand- werker iſt verboten,
Jnzwiſchen ſollen die handwerker ire geſcholte- nen mitglider nicht auftreiben, R. g. pol. 1548 tit. 37 § 2, 1577 tit. 37 § 4.
§ 6229
nicht alle koͤnnen ſchimpfen,
Es kan auch einen nicht ieder ſchimpfen, nach dem ſpruͤchworte: es gilt mir gleich, ob mich eine hure lobet, oder ein ſchelm ſchilt, Hertparoem. iur. Germ. epid. paroem. XXVIIII ſ. 446 T. III vol. II.
§ 6230
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LI haubtſtuͤck von ſcheltworten,
§ 6225
Schimpfen, beſchimpfen, bedeutet einen
mit worten, oder taten verunehren, verunglimpfen.
Wenn ſchimpf dem erſt entgegen geſezet wird, z. e.
zu ſchimpf und ernſt; alsdann iſt ſchimpf ſo vil, als
ſcherz. Der ſchimpfet nicht, wenn er anfaͤnget.
§ 6226
Laͤſtern heiſſet calumniari, infamare, conviciis
proſcindere, Wachter ſp. 908.
§ 6227
Ehre und leben ſtunden bei dem Teutſchen in
gleichem wehrte. Alſo durfte keiner eine ehrenruͤ-
rige beſchimpfung auf ſich ſizen laſſen, peinliche H.
G. O. art. 25 in den worten: bezihen werden ꝛc.
Daher die redens-art: du haſt keine ehre zu ſpre-
chen, fuͤr einen ſchimpf gehalten werden kan. Es
gehoͤret alſo zur ausname, wenn in Ulm wegen
ſcheltworten keiner klagen darf, ſondern nur die
oberkeit ſolche beſtrafet, Ulmiſche gerichts-ordnung,
tit. 39, Hert vol. II T. III ſ. 464.
§ 6228
Jnzwiſchen ſollen die handwerker ire geſcholte-
nen mitglider nicht auftreiben, R. g. pol. 1548
tit. 37 § 2, 1577 tit. 37 § 4.
§ 6229
Es kan auch einen nicht ieder ſchimpfen, nach
dem ſpruͤchworte: es gilt mir gleich, ob mich eine
hure lobet, oder ein ſchelm ſchilt, Hert paroem. iur.
Germ. epid. paroem. XXVIIII ſ. 446 T. III
vol. II.
§ 6230
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 984. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1032>, abgerufen am 22.11.2024.
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