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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXVIIII haubtst. von der verstoßung etc.
ging, daß er ihn für seinen son nicht mehr halte.
Diser fragete dem vater spottweise, was er denn
künftighin für einen namen füren solte?

§ 2985
ob die ver-
stoßung bei
den Teut-
schen unter-
saget ist?

Bei den Grichen war dises erlaubet, von den
Römern aber verboten. Warum es bei den
Teutschen untersaget seyn solle? davon findet sich
keine ursache. Nach aller mutmasung hat der
Segestes seine tochter Thusneld verstoßen. Vil-
leicht ist auch dises von dem kaiser Friderich IIten
in ansehung seines erstgebornen sones Heinrichs zu
sagen.

§ 2986
auch bei ehe-
leuten?

Daß der ehemann seine ehefrau wegen des ehe-
bruches verstoßen möge, solches bezeuget der Cor-
nelius Tacitus
de moribus German. cap. XX.

§ 2987
ob solche von
den stamms-
gevettern,

Ob die stamms- und lehns-gevettern, einen,
oder eine, die ein schandfleck des geschlechtes ist,
ausstoßen können? höret man öfters fragen, auch
sagen: stille von dem! er ist unser vetter nicht:
Ob man ihm, oder ihr, wegen der schändlichen
auffürung nach richterlicher erkänntnis den gebrauch
des namens und wapens verbiten könne? daran
zweifelt die Teutsche redlichkeit nicht, ob schon ein
Römisch gesinneter von Leyser anderer meinung
ist, spec. LXII med. 8 s. 677 fg.

§ 2988
imgleichen
bei dem
Teutschen
orden besche-
hen kan?

Eine gattung der verstoßung gehet auch für das
künftige. Wer im Teutschen orden lebet, und ei-
nen schandfleck begehet, von dessen namen und
geschlechte gelanget keiner mehr in den orden. Ein
gewisses Rheinisches geschlecht von H., hat zu dem
ende den zunamen in etwas verändert.

Acht-

LXXVIIII haubtſt. von der verſtoßung ꝛc.
ging, daß er ihn fuͤr ſeinen ſon nicht mehr halte.
Diſer fragete dem vater ſpottweiſe, was er denn
kuͤnftighin fuͤr einen namen fuͤren ſolte?

§ 2985
ob die ver-
ſtoßung bei
den Teut-
ſchen unter-
ſaget iſt?

Bei den Grichen war diſes erlaubet, von den
Roͤmern aber verboten. Warum es bei den
Teutſchen unterſaget ſeyn ſolle? davon findet ſich
keine urſache. Nach aller mutmaſung hat der
Segeſtes ſeine tochter Thusneld verſtoßen. Vil-
leicht iſt auch diſes von dem kaiſer Friderich IIten
in anſehung ſeines erſtgebornen ſones Heinrichs zu
ſagen.

§ 2986
auch bei ehe-
leuten?

Daß der ehemann ſeine ehefrau wegen des ehe-
bruches verſtoßen moͤge, ſolches bezeuget der Cor-
nelius Tacitus
de moribus German. cap. XX.

§ 2987
ob ſolche von
den ſtamms-
gevettern,

Ob die ſtamms- und lehns-gevettern, einen,
oder eine, die ein ſchandfleck des geſchlechtes iſt,
ausſtoßen koͤnnen? hoͤret man oͤfters fragen, auch
ſagen: ſtille von dem! er iſt unſer vetter nicht:
Ob man ihm, oder ihr, wegen der ſchaͤndlichen
auffuͤrung nach richterlicher erkaͤnntnis den gebrauch
des namens und wapens verbiten koͤnne? daran
zweifelt die Teutſche redlichkeit nicht, ob ſchon ein
Roͤmiſch geſinneter von Leyſer anderer meinung
iſt, ſpec. LXII med. 8 ſ. 677 fg.

§ 2988
imgleichen
bei dem
Teutſchen
orden beſche-
hen kan?

Eine gattung der verſtoßung gehet auch fuͤr das
kuͤnftige. Wer im Teutſchen orden lebet, und ei-
nen ſchandfleck begehet, von deſſen namen und
geſchlechte gelanget keiner mehr in den orden. Ein
gewiſſes Rheiniſches geſchlecht von H., hat zu dem
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Acht-
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[54/0106] LXXVIIII haubtſt. von der verſtoßung ꝛc. ging, daß er ihn fuͤr ſeinen ſon nicht mehr halte. Diſer fragete dem vater ſpottweiſe, was er denn kuͤnftighin fuͤr einen namen fuͤren ſolte? § 2985 Bei den Grichen war diſes erlaubet, von den Roͤmern aber verboten. Warum es bei den Teutſchen unterſaget ſeyn ſolle? davon findet ſich keine urſache. Nach aller mutmaſung hat der Segeſtes ſeine tochter Thusneld verſtoßen. Vil- leicht iſt auch diſes von dem kaiſer Friderich IIten in anſehung ſeines erſtgebornen ſones Heinrichs zu ſagen. § 2986 Daß der ehemann ſeine ehefrau wegen des ehe- bruches verſtoßen moͤge, ſolches bezeuget der Cor- nelius Tacitus de moribus German. cap. XX. § 2987 Ob die ſtamms- und lehns-gevettern, einen, oder eine, die ein ſchandfleck des geſchlechtes iſt, ausſtoßen koͤnnen? hoͤret man oͤfters fragen, auch ſagen: ſtille von dem! er iſt unſer vetter nicht: Ob man ihm, oder ihr, wegen der ſchaͤndlichen auffuͤrung nach richterlicher erkaͤnntnis den gebrauch des namens und wapens verbiten koͤnne? daran zweifelt die Teutſche redlichkeit nicht, ob ſchon ein Roͤmiſch geſinneter von Leyſer anderer meinung iſt, ſpec. LXII med. 8 ſ. 677 fg. § 2988 Eine gattung der verſtoßung gehet auch fuͤr das kuͤnftige. Wer im Teutſchen orden lebet, und ei- nen ſchandfleck begehet, von deſſen namen und geſchlechte gelanget keiner mehr in den orden. Ein gewiſſes Rheiniſches geſchlecht von H., hat zu dem ende den zunamen in etwas veraͤndert. Acht-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/106>, abgerufen am 24.11.2024.