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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXX haubtstück
schen lande, IIIte teile s. 107, classe VIII art. 2, 3, 4,
soll ein ehegatt den andern, wenn ein mann ein
weib zu sich in seine güter, oder ein weib einen
mann in ire güter zur ehe nimt, nach der prister-
lichen copulation und gehaltener hochzeit, des näch-
sten gerichtstages, mit der hälfte der güter, die sie
zusammen bringen, vor dem rate, auf den todes-
fall wirklich zu beleihen, bei strafe schuldig seyn.
Jmgleichen soll dises geschehen, wenn sie in stehender
ehe ligende gründe ertauschen, oder erkaufen, auch
ererben und in lehn und würden geben und nemen;
auf dise weise ist wohl die redensart: zu rechter
erbschaft in gemeinschaft sezen,
zu verstehen,
Reinhart am a. o. s. 167, welche auch in den lehn-
brifen vorkömmet, s. 166 num. 105.

§ 2991
die aufgabe,

Besage des Zittauischen stadt-rechtes tit. von erb-
fällen, ist sotane gerichtliche aufgabe zwischen den
eheleuten ebenfalls gebräuchlich, Joh. Heinrich
Meiers
disp. de aufgaba Zittauiensi, Erfurt 1726,
Christian Hanaccs disp. de pacto coniugum im-
prolium successorio secundum statutum Zittauiense,
vulgo,
aufgabe, Wittenberg 1754.

§ 2992
die effestuca-
tion,

3) gehörte auch die erbschaft durch die effestu-
cation dahin, Reinhart am a. o. s. 117 s. 119, van
Sande
de effestucatione. Solchem nach sich hir-
aus erbricht, daß feierliche handlungen und über-
gaben, gerichtliche gewärungen bei dergleichen ge-
schäften und gebarungen erfodert worden seynd.
Wannenher solche arten nicht nach dem maas-
stabe der Römischen lezten willen für wiederruf-
lich zu achten stunden. Vom unterschide der Teut-
schen und Römischen symbolischen übergaben, sihe
Bauern de indole inuestiturae § 23.

§ 2993

LXXX haubtſtuͤck
ſchen lande, IIIte teile ſ. 107, claſſe VIII art. 2, 3, 4,
ſoll ein ehegatt den andern, wenn ein mann ein
weib zu ſich in ſeine guͤter, oder ein weib einen
mann in ire guͤter zur ehe nimt, nach der priſter-
lichen copulation und gehaltener hochzeit, des naͤch-
ſten gerichtstages, mit der haͤlfte der guͤter, die ſie
zuſammen bringen, vor dem rate, auf den todes-
fall wirklich zu beleihen, bei ſtrafe ſchuldig ſeyn.
Jmgleichen ſoll diſes geſchehen, wenn ſie in ſtehender
ehe ligende gruͤnde ertauſchen, oder erkaufen, auch
ererben und in lehn und wuͤrden geben und nemen;
auf diſe weiſe iſt wohl die redensart: zu rechter
erbſchaft in gemeinſchaft ſezen,
zu verſtehen,
Reinhart am a. o. ſ. 167, welche auch in den lehn-
brifen vorkoͤmmet, ſ. 166 num. 105.

§ 2991
die aufgabe,

Beſage des Zittauiſchen ſtadt-rechtes tit. von erb-
faͤllen, iſt ſotane gerichtliche aufgabe zwiſchen den
eheleuten ebenfalls gebraͤuchlich, Joh. Heinrich
Meiers
diſp. de aufgaba Zittauienſi, Erfurt 1726,
Chriſtian Hanaccs diſp. de pacto coniugum im-
prolium ſucceſſorio ſecundum ſtatutum Zittauienſe,
vulgo,
aufgabe, Wittenberg 1754.

§ 2992
die effeſtuca-
tion,

3) gehoͤrte auch die erbſchaft durch die effeſtu-
cation dahin, Reinhart am a. o. ſ. 117 ſ. 119, van
Sande
de effeſtucatione. Solchem nach ſich hir-
aus erbricht, daß feierliche handlungen und uͤber-
gaben, gerichtliche gewaͤrungen bei dergleichen ge-
ſchaͤften und gebarungen erfodert worden ſeynd.
Wannenher ſolche arten nicht nach dem maas-
ſtabe der Roͤmiſchen lezten willen fuͤr wiederruf-
lich zu achten ſtunden. Vom unterſchide der Teut-
ſchen und Roͤmiſchen ſymboliſchen uͤbergaben, ſihe
Bauern de indole inueſtiturae § 23.

§ 2993
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[56/0108] LXXX haubtſtuͤck ſchen lande, IIIte teile ſ. 107, claſſe VIII art. 2, 3, 4, ſoll ein ehegatt den andern, wenn ein mann ein weib zu ſich in ſeine guͤter, oder ein weib einen mann in ire guͤter zur ehe nimt, nach der priſter- lichen copulation und gehaltener hochzeit, des naͤch- ſten gerichtstages, mit der haͤlfte der guͤter, die ſie zuſammen bringen, vor dem rate, auf den todes- fall wirklich zu beleihen, bei ſtrafe ſchuldig ſeyn. Jmgleichen ſoll diſes geſchehen, wenn ſie in ſtehender ehe ligende gruͤnde ertauſchen, oder erkaufen, auch ererben und in lehn und wuͤrden geben und nemen; auf diſe weiſe iſt wohl die redensart: zu rechter erbſchaft in gemeinſchaft ſezen, zu verſtehen, Reinhart am a. o. ſ. 167, welche auch in den lehn- brifen vorkoͤmmet, ſ. 166 num. 105. § 2991 Beſage des Zittauiſchen ſtadt-rechtes tit. von erb- faͤllen, iſt ſotane gerichtliche aufgabe zwiſchen den eheleuten ebenfalls gebraͤuchlich, Joh. Heinrich Meiers diſp. de aufgaba Zittauienſi, Erfurt 1726, Chriſtian Hanaccs diſp. de pacto coniugum im- prolium ſucceſſorio ſecundum ſtatutum Zittauienſe, vulgo, aufgabe, Wittenberg 1754. § 2992 3) gehoͤrte auch die erbſchaft durch die effeſtu- cation dahin, Reinhart am a. o. ſ. 117 ſ. 119, van Sande de effeſtucatione. Solchem nach ſich hir- aus erbricht, daß feierliche handlungen und uͤber- gaben, gerichtliche gewaͤrungen bei dergleichen ge- ſchaͤften und gebarungen erfodert worden ſeynd. Wannenher ſolche arten nicht nach dem maas- ſtabe der Roͤmiſchen lezten willen fuͤr wiederruf- lich zu achten ſtunden. Vom unterſchide der Teut- ſchen und Roͤmiſchen ſymboliſchen uͤbergaben, ſihe Bauern de indole inueſtiturae § 23. § 2993

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/108>, abgerufen am 24.11.2024.