Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
LXVI haubtstück von den
§ 6415
der landes-
fürst hilte
das gericht in
rechts-sachen,

Jn rechts-sachen hilte der landes-fürst das ge-
richt, nebst seinen rähten. Man erörterte sie auf
vorgängiges verhör. Die appellationen an den
fürsten wurden von den parteien in dreien abge-
wechselten gesäzen products-weise gegen einander
verabhandelt, und sodann erfolgete der spruch.
Waren zeugen zu verhören, so bekam der nächste
erzprister, oder domherr, oder abt, den auftrag,
solche zu verhören, in meinung, daß dise den eid
am besten zu schärfen wüsten.

§ 6416
wenn die ge-
heimten räh-
te in S. be-
stellet wor-
den sind?

Der kurfürst August zu Sachsen bestellete
1574 geheimte rähte, welche der kurfürst Christian I
im jare 1587 in eine förmliche geheimte rahts-stube
verwandelte, die der kurfürst Christian II bestätig-
te, und 1611 einen präsidenten darzu erkisete. Sie
kamen aber nie zusammen, bis sie berufen wurden.

§ 6417
die land-fri-
dens-richter,

Jn betreff der landes-bedinungen kamen die
land-fridens-richter, dergleichen sich auch in der
Wetterau vorfanden, laut Bernharts Wetter-
auischer altertümer, und Johann Frid. Kaisers
disp. de iudicio pacis, auf. Der kurfürst Fride-
rich I zu Sachsen verordnete im jare 1385 den bi-
schof zu Merseburg, Heinrichen, grafen zum Stoll-
berge zu einem richter über den Westfälischen land-
friden, so weit nämlich sein gebite sich erstreckete,
Horn in dessen leben s. 282.

§ 6418
wie die vögte
angenommen
worden sind?

Die vögte, schösser, oder amtmänner wurden
nur auf gewisse jare und unter einigen bedingungen

ange-
LXVI haubtſtuͤck von den
§ 6415
der landes-
fuͤrſt hilte
das gericht in
rechts-ſachen,

Jn rechts-ſachen hilte der landes-fuͤrſt das ge-
richt, nebſt ſeinen raͤhten. Man eroͤrterte ſie auf
vorgaͤngiges verhoͤr. Die appellationen an den
fuͤrſten wurden von den parteien in dreien abge-
wechſelten geſaͤzen products-weiſe gegen einander
verabhandelt, und ſodann erfolgete der ſpruch.
Waren zeugen zu verhoͤren, ſo bekam der naͤchſte
erzpriſter, oder domherr, oder abt, den auftrag,
ſolche zu verhoͤren, in meinung, daß diſe den eid
am beſten zu ſchaͤrfen wuͤſten.

§ 6416
wenn die ge-
heimten raͤh-
te in S. be-
ſtellet wor-
den ſind?

Der kurfuͤrſt Auguſt zu Sachſen beſtellete
1574 geheimte raͤhte, welche der kurfuͤrſt Chriſtian I
im jare 1587 in eine foͤrmliche geheimte rahts-ſtube
verwandelte, die der kurfuͤrſt Chriſtian II beſtaͤtig-
te, und 1611 einen praͤſidenten darzu erkiſete. Sie
kamen aber nie zuſammen, bis ſie berufen wurden.

§ 6417
die land-fri-
dens-richter,

Jn betreff der landes-bedinungen kamen die
land-fridens-richter, dergleichen ſich auch in der
Wetterau vorfanden, laut Bernharts Wetter-
auiſcher altertuͤmer, und Johann Frid. Kaiſers
diſp. de iudicio pacis, auf. Der kurfuͤrſt Fride-
rich I zu Sachſen verordnete im jare 1385 den bi-
ſchof zu Merſeburg, Heinrichen, grafen zum Stoll-
berge zu einem richter uͤber den Weſtfaͤliſchen land-
friden, ſo weit naͤmlich ſein gebite ſich erſtreckete,
Horn in deſſen leben ſ. 282.

§ 6418
wie die voͤgte
angenom̃en
worden ſind?

Die voͤgte, ſchoͤſſer, oder amtmaͤnner wurden
nur auf gewiſſe jare und unter einigen bedingungen

ange-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f1098" n="1050"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXVI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck von den</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6415</head><lb/>
            <note place="left">der landes-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;t hilte<lb/>
das gericht in<lb/>
rechts-&#x017F;achen,</note>
            <p>Jn rechts-&#x017F;achen hilte der landes-fu&#x0364;r&#x017F;t das ge-<lb/>
richt, neb&#x017F;t &#x017F;einen ra&#x0364;hten. Man ero&#x0364;rterte &#x017F;ie auf<lb/>
vorga&#x0364;ngiges verho&#x0364;r. Die appellationen an den<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;ten wurden von den parteien in dreien abge-<lb/>
wech&#x017F;elten ge&#x017F;a&#x0364;zen products-wei&#x017F;e gegen einander<lb/>
verabhandelt, und &#x017F;odann erfolgete der &#x017F;pruch.<lb/>
Waren zeugen zu verho&#x0364;ren, &#x017F;o bekam der na&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
erzpri&#x017F;ter, oder domherr, oder abt, den auftrag,<lb/>
&#x017F;olche zu verho&#x0364;ren, in meinung, daß di&#x017F;e den eid<lb/>
am be&#x017F;ten zu &#x017F;cha&#x0364;rfen wu&#x0364;&#x017F;ten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6416</head><lb/>
            <note place="left">wenn die ge-<lb/>
heimten ra&#x0364;h-<lb/>
te in S. be-<lb/>
&#x017F;tellet wor-<lb/>
den &#x017F;ind?</note>
            <p>Der kurfu&#x0364;r&#x017F;t Augu&#x017F;t zu Sach&#x017F;en be&#x017F;tellete<lb/>
1574 geheimte ra&#x0364;hte, welche der kurfu&#x0364;r&#x017F;t Chri&#x017F;tian <hi rendition="#aq">I</hi><lb/>
im jare 1587 in eine fo&#x0364;rmliche geheimte rahts-&#x017F;tube<lb/>
verwandelte, die der kurfu&#x0364;r&#x017F;t Chri&#x017F;tian <hi rendition="#aq">II</hi> be&#x017F;ta&#x0364;tig-<lb/>
te, und 1611 einen pra&#x0364;&#x017F;identen darzu erki&#x017F;ete. Sie<lb/>
kamen aber nie zu&#x017F;ammen, bis &#x017F;ie berufen wurden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6417</head><lb/>
            <note place="left">die land-fri-<lb/>
dens-richter,</note>
            <p>Jn betreff der landes-bedinungen kamen die<lb/>
land-fridens-richter, dergleichen &#x017F;ich auch in der<lb/>
Wetterau vorfanden, laut <hi rendition="#fr">Bernharts</hi> Wetter-<lb/>
aui&#x017F;cher altertu&#x0364;mer, und <hi rendition="#fr">Johann Frid. Kai&#x017F;ers</hi><lb/>
di&#x017F;p. <hi rendition="#aq">de iudicio pacis,</hi> auf. Der kurfu&#x0364;r&#x017F;t Fride-<lb/>
rich <hi rendition="#aq">I</hi> zu Sach&#x017F;en verordnete im jare 1385 den bi-<lb/>
&#x017F;chof zu Mer&#x017F;eburg, Heinrichen, grafen zum Stoll-<lb/>
berge zu einem richter u&#x0364;ber den We&#x017F;tfa&#x0364;li&#x017F;chen land-<lb/>
friden, &#x017F;o weit na&#x0364;mlich &#x017F;ein gebite &#x017F;ich er&#x017F;treckete,<lb/><hi rendition="#fr">Horn</hi> in de&#x017F;&#x017F;en leben &#x017F;. 282.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6418</head><lb/>
            <note place="left">wie die vo&#x0364;gte<lb/>
angenom&#x0303;en<lb/>
worden &#x017F;ind?</note>
            <p>Die vo&#x0364;gte, &#x017F;cho&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, oder amtma&#x0364;nner wurden<lb/>
nur auf gewi&#x017F;&#x017F;e jare und unter einigen bedingungen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1050/1098] LXVI haubtſtuͤck von den § 6415 Jn rechts-ſachen hilte der landes-fuͤrſt das ge- richt, nebſt ſeinen raͤhten. Man eroͤrterte ſie auf vorgaͤngiges verhoͤr. Die appellationen an den fuͤrſten wurden von den parteien in dreien abge- wechſelten geſaͤzen products-weiſe gegen einander verabhandelt, und ſodann erfolgete der ſpruch. Waren zeugen zu verhoͤren, ſo bekam der naͤchſte erzpriſter, oder domherr, oder abt, den auftrag, ſolche zu verhoͤren, in meinung, daß diſe den eid am beſten zu ſchaͤrfen wuͤſten. § 6416 Der kurfuͤrſt Auguſt zu Sachſen beſtellete 1574 geheimte raͤhte, welche der kurfuͤrſt Chriſtian I im jare 1587 in eine foͤrmliche geheimte rahts-ſtube verwandelte, die der kurfuͤrſt Chriſtian II beſtaͤtig- te, und 1611 einen praͤſidenten darzu erkiſete. Sie kamen aber nie zuſammen, bis ſie berufen wurden. § 6417 Jn betreff der landes-bedinungen kamen die land-fridens-richter, dergleichen ſich auch in der Wetterau vorfanden, laut Bernharts Wetter- auiſcher altertuͤmer, und Johann Frid. Kaiſers diſp. de iudicio pacis, auf. Der kurfuͤrſt Fride- rich I zu Sachſen verordnete im jare 1385 den bi- ſchof zu Merſeburg, Heinrichen, grafen zum Stoll- berge zu einem richter uͤber den Weſtfaͤliſchen land- friden, ſo weit naͤmlich ſein gebite ſich erſtreckete, Horn in deſſen leben ſ. 282. § 6418 Die voͤgte, ſchoͤſſer, oder amtmaͤnner wurden nur auf gewiſſe jare und unter einigen bedingungen ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1098
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1050. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1098>, abgerufen am 12.05.2024.